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Aus dem Panoramazimmer des „Arcotel“ im sechsten Stock hat man einen fabelhaften Ausblick auf die Stadt.

© Arcotelhotels

In fremden Federn: Eine Suite für Sigmar Gabriel

Das Arcotel John F, 2009 eröffnet, könnte man für eine Erweiterung des Außenministeriums halten. Alles hier ist international.

Wenn Sigmar Gabriel mal mehr oder weniger unauffällig die Arbeit seines Ministeriums überwachen wollte, sollte er sich ins Panoramazimmer des „Arcotel“ einmieten. Von hier oben im sechsten Stock hat man einen fabelhaften Ausblick: am Horizont Stadtschloss, Dom und Fernsehturm, und gleich auf der anderen Straßenseite die Friedrichswerdersche Kirche und eben das Auswärtige Amt. Bei offenen Vorhängen könnte sich Gabriel an der Minibar bedienen, auf dem Bett liegen, in der Duschkabine stehen – und verstohlene Blicke in die Büros des AA werfen.

Wen gäbe es da zu sehen? Nachfrage per Whatsapp bei einem, sagen wir: befreundeten Whistleblower. In den oberen Etagen dieses Flügels sitzen nach dessen Erinnerung die Kultur-, die Rechtsabteilung und schließlich die Abteilung für internationale Ordnung. Wobei, jetzt um 19 Uhr sitzt dort niemand mehr. Ist die internationale Ordnung für heute hergestellt?

Vielleicht sind auch bloß alle unten in der Eingangshalle. Dort wird, wie sich später herausstellt, ein Pro-EU-Buchprojekt gefeiert, und junge, gut angezogene, gut gelaunte Menschen verlassen das Gebäude mit einem Pro-EU-Jutebeutel über der Schulter.

Mehr als die Hälfte der Gäste kommt aus dem Ausland

Das Arcotel, 2009 eröffnet, könnte man von außen für eine Erweiterung des Ministeriums halten. Nicht nur, weil es dem modernen Teil des Auswärtigen Amts architektonisch ähnelt, das Lokal im Erdgeschoss heißt „Foreign Affairs“, und der Beiname „John F“ tut sein Übriges. Alle elf Hotels der Arcotel-Gruppe haben ein eigenes Thema. Und so besitzt jedes Zimmer in diesem Haus einen Schaukelstuhl, der an ein Modell im Weißen Haus erinnert, und Lampen, deren Form Jackie Kennedys Abendkleid nachempfunden ist. Tatsächlich steigen hier „eher keine Diplomaten“ ab, erzählt Direktor Sebastian Ömer. „Die gehen in Fünfsternehäuser.“ International ist das John F, Kategorie: Vier Sterne Superior, trotzdem. Mehr als die Hälfte der Gäste kommt aus dem Ausland.

Am nächsten Morgen – um acht Uhr sitzen die ersten Mitarbeiter des AA an ihren Schreibtischen – frühstückt eine Hundertschaft junger, gut angezogener, gut gelaunter Menschen im Foreign Affairs. Es sind nicht die mit den Jutebeuteln, aber irgendwie doch. Offenbar handelt es sich um Teilnehmer eines Seminars. Am Nebentisch tauschen sich ein ambitionierter Student aus München und eine junge Chinesin, die erst in Schanghai und nun in Paris Karriere gemacht hat, über ihren Lebenslauf aus. Das frühmorgendliche Netzwerken erschöpft schon beim Zuhören. Besser noch mal eine halbe Stunde in John Fs Schaukelstuhl.

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