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Kolumne von Dr. Wewetzer: Iss Nüsse, lebe länger

Erdnussbutter esse ich für mein Leben gern. Am liebsten mit Nussstückchen drin, je gröber, desto lieber. Der Genuss hat womöglich einen tieferen Sinn. Denn eine amerikanische Studie hat ergeben, dass Menschen, die viel Nüsse essen, länger leben.

Erdnussbutter besteht zu mindestens 90 Prozent aus Erdnüssen, also zähle ich mich mal sportlich zu den Nussessern. Obwohl, besser ist vermutlich Nuss pur, egal welche Sorte, ob nun Walnüsse, Macadamia, Haselnüsse, Mandeln, Cashews, Pistazien, Pekanüsse, Paranüsse (in der EU praktisch verboten) oder Erdnüsse.

Die Nuss-Studie ist eine Auswertung von zwei anderen Untersuchungen, der Nurses Health Study mit 76 000 Teilnehmerinnen und der Health Professionals Study mit 42 000 Teilnehmern. Es sind phänomenale Langzeitstudien, in denen über 30 Jahre und länger die Ernährungsgewohnheiten und der Gesundheitszustand der Teilnehmer aufgezeichnet wurden. Als die Ärztin Ying Bao von der Harvard-Universität in Boston und ihr Team sich den Nusskonsum anschauten, stellte sich heraus, dass das Sterberisiko im Beobachtungszeitraum von 30 Jahren für Personen, die am Tag eine Handvoll Nüsse aßen, um 20 Prozent geringer war als das von Menschen, die nie Nüsse aßen. Dabei ragte heraus, dass Todesfälle durch Herzkrankheiten um 29 Prozent und Krebstodesfälle um elf Prozent reduziert waren. Je öfter in der Woche Nüsse geknabbert wurden, umso größer war der Effekt. Einmal pro Woche verminderte das Sterberisiko um elf Prozent, zwei bis vier Mal um 13 Prozent und täglicher Konsum um besagte 20 Prozent. Und obwohl Nüsse eine ziemlich fette Leckerei sind, nahmen die Vielesser über die Jahrzehnte weniger zu als die Nussmuffel. Nüsse machen also auch noch schlank, oder jedenfalls nicht dick.

Woran liegt’s? „Nüsse sind reich an Nährstoffen, etwa ungesättigten Fettsäuren, Ballaststoffen, Vitaminen und Mineralien“, sagte Ying Bao der Onlineseite „Medscape“. „Das mag die herzschützenden und vor Krebs, Entzündungen und dem schädlichen Einfluss von Oxidantien bewahrenden Eigenschaften erklären.“ Damit ist eigentlich alles gesagt. Es ist die ganze Nuss, die zählt.

Allerdings muss an dieser Stelle angemerkt werden, dass es sich bei der im Fachblatt „New England Journal of Medicine“ erschienenen Untersuchung um eine Beobachtungsstudie handelt. Das Ergebnis „Nussesser leben länger“ lässt vermuten, dass Nusskonsum und Lebenserwartung verknüpft sind. Ein Beweis ist das aber nicht. Doch haben die Wissenschaftler alles getan, um andere fürs Überleben wichtige Einflüsse wie Bewegung, Rauchen, Obst- und Gemüseverzehr oder Alkoholkonsum herauszurechnen. Es ist unwahrscheinlich, dass sie eine wesentliche Ursache für längeres (oder kürzeres) Leben übersehen haben. Zudem ist die Studie nicht nur die größte ihrer Art, sondern bestätigt auch frühere Untersuchungen, nach denen die kernigen Früchte die Gefahr von Herzleiden, Typ-2-Diabetes (Alterszucker), Darmkrebs und Gallensteinen verringern. Zeit, den Nussknacker zu holen.

Unser Kolumnist leitet das Wissenschaftsressort des Tagesspiegels. Haben Sie eine Frage zu seiner guten Nachricht? Bitte an: sonntag@tagesspiegel.de

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