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Andreas Austilat.

© Doris Spiekermann-Klaas

Meine Frau, ihr Garten und ich: Der Feind kommt auf der Schleimspur

Ich mag gar keinen Blumenkohl. Deshalb war mein Ärger auch nicht ganz so groß wie bei meiner Frau, als sie die vielen Löcher in ihrem neuen Blumenkohl entdeckte.

Von Andreas Austilat

Ich mag gar keinen Blumenkohl. Deshalb war mein Ärger auch nicht ganz so groß wie bei meiner Frau, als sie die vielen Löcher in ihrem neuen Blumenkohl entdeckte. Schnecken haben sich an ihrem Kohl vergriffen. Vor einem Jahr wäre ihr das schnuppe gewesen, da musste ihr Garten vor allem bunt sein, da hat sie sich noch nicht für Gemüse interessiert.

Das änderte sich mit dem ersten selbst gezogenen Salat. Der schmeckte viel besser als einer aus dem Laden. Mit dem Blumenkohl würde es genau so sein, dachte sie und weckte das Interesse unserer neuen Feinde.

An den Salat kamen die Schnecken nämlich nicht ran, weil er in einem Hochbeet wuchs. An den Blumenkohl schon. Und deshalb hat sie den kriechenden Weichtieren den Krieg erklärt.

Zuerst einmal gilt es allerdings, den Feind zu identifizieren. Also, er ist braun, schleimig und versteht es, sich zu verstecken. Zum Beispiel unter achtlos im Garten herumliegenden Frisbees. Wenn man die einfach aufhebt, kann es passieren, dass das Vieh einem die Finger verkleistert, was extrem widerlich ist. Es könnte sich um die Rote Wegschnecke handeln, die war früher weitverbreitet. Inzwischen ist sie knapp geworden und steht zum Beispiel in Bayern sogar auf der Roten Liste schützenswerter Arten.

Rar ist sie, weil ein erfolgreicher Einwanderer sie seit den 70er Jahren verdrängt: die ebenfalls rötlich-braune Spanische Wegschnecke. Die darf man bedenkenlos töten, weil sie kaum Freunde hat. Selbst die Spanier distanzieren sich von ihr, seit bekannt wurde, dass sie gar nicht aus Spanien kommt, wie man fälschlich annahm.

Ein paar Freunde hat sie aber doch. Ich erinnere mich an den Sturm der Entrüstung, den unsere frühere Gartenkolumnistin Ursula Friedrich auslöste, als sie bekannte, sie würde die Schnecken mit rattengiftblauem Korn umbringen. Oder noch schlimmer, mit Salz bestreuen. Beides führt zum längeren Todeskampf der betroffenen Tiere, abzulesen an den serpentinenartigen Schleimspuren der sich auflösenden Schnecken. Außerdem bekommt Schneckenkorn auch unserem Hund nicht. Und zusammen mit dem Blumenkohl serviert macht es das Gemüse in meinen Augen nicht schmackhafter.

Als probates Mittel, weil tierfreundlich, gilt zuweilen auch die Bierfalle. Allerdings mögen Schnecken sie derart gern, dass sie auch aus der Nachbarschaft herbeikriechen. Schneckenbiergärten richtet man also am besten nebenan ein.

Englische Ratgeber empfehlen übrigens Aufsammeln und Wegwerfen als humanste Methode. Allerdings sollte man sie mindestens 20 Meter weit werfen können, weil die Tiere einen Aktionsradius von 15 Metern haben. Und in der Nachbarschaft macht man sich damit nicht beliebt.

Am besten wir konzentrieren uns auf den Salat im Hochbeet und opfern den Blumenkohl. Andreas Austilat

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