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Meine Frau, ihr GARTEN …und ich: Die Kirschen kriegen sie nicht

Der Kampf hat begonnen. Mein Fehler, dass ich den Gegner nicht früher bemerkt habe, er ist ja nicht zum ersten Mal da.

Von Andreas Austilat

Aufgefallen ist er mir am Dienstag. Ich betrachtete den Kirschbaum, registrierte jede Menge kleiner grüner Früchte und war zufrieden. Reichlich Kirschen. Doch dann, aus der Nähe, sah ich die Alarmzeichen: Blätter, die sich von der Spitze her eingerollt hatten, sahen jetzt aus wie Krepppapier. Und auf der Unterseite waren Myriaden schwarzer Punkte.

Jeder Punkt steht für eine schwarze Kirschblattlaus, ungefähr einen Millimeter groß. Sie kommen immer um diese Zeit. Genauer gesagt: nach der Blüte. Ich hätte also gewarnt sein müssen, fragte mich nicht zum ersten Mal, wo die überhaupt herstammen, verdächtigte wie immer verschiedene Nachbarpflanzen. Auch diesmal dachte ich darüber nach, ob es nicht besser wäre, eine Art Sicherheitskordon um meinen Kirschbaum freizuroden. „Schatz“, fragte ich meine Frau, „muss da so viel stehen?“ Sie guckte mich an, als ob sie nicht verstünde, und wandte sich ab. Ja, sie mag den Kirschbaum nicht so wie ich. Sie ist nämlich allergisch gegen Kirschen, so sehr, dass ich sie auf keinen Fall küssen darf, wenn ich vorher von meinem Baum gegessen habe. Erst muss ich mir den Mund ausspülen.

Ich mag Kirschen sehr, sie sind mir das liebste Obst. Doch die Ernte ist nie übermäßig üppig, es handelt sich nämlich um einen Zwergstamm. Einen größeren Baum konnte ich nicht durchsetzen, der wirft zu viel Schatten, hatte meine Frau behauptet. Nun, dieser hier wirft keinen Schatten, man braucht nicht mal eine Leiter, um ihn abzuernten.

Umso eifersüchtiger wache ich über jede einzelne Frucht. Ich zähle sie sogar durch, werde später wieder die Ernte zwischen mir und den Kindern gerecht aufteilen. Meine Frau will ja keine, und bin nicht bereit mit irgendeinem Vogel, Wurm oder Insekt zu teilen.

Was ist also zu tun?

Man könnte Gift spritzen. Doch dann ist die Ernte im Eimer. Experten empfehlen Öl, aber die Behandlung muss früh erfolgen. Die Kirschblattlaus überwintert irgendwo im Geäst, dort gilt es, sie zu erledigen. Dafür war es wieder mal zu spät, hat die Blüte schon begonnen, würde man nur alles verkleistern.

Spüli soll auch gehen. Nur will ich nicht, dass meine Kirschen später nach Seife schmecken. Marienkäfer sind ein Feind der Kirschblattlaus. Es gibt sie zum Beispiel im Versandhandel, australische Marienkäfer, 25 Larven für knapp 22 Euro. Aber werden australische Marienkäfer hier glücklich? Und ich mit ihnen?

Also habe ich mich in diesem Jahr zur gleichen Strategie entschlossen wie im letzten: zum Kampf Mann gegen Laus.

Ich reiße jedes befallene Blatt ab. Notfalls wische ich jede Laus, die vom Blatt auf die Frucht gelangt, mit den Fingern weg. Oder fällt jemandem etwas Besseres ein? Andreas Austilat

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