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Ursula von der Leyen (CDU, M), Bundesverteidigungsministerin, beantwortet Fragen nach ihrem Besuch auf dem Bundeswehr-Testgelände Meppen.

© Mohssen Assanimoghaddam/dpa

Meppen: Ende der Löscharbeiten nicht in Sicht: Von der Leyen entschuldigt sich nach Moorbrand

Ministerin von der Leyen besucht die Moorbrand-Region im Emsland. Dort spricht sie mit betroffenen Anwohnern und Helfern - und entschuldigt sich persönlich.

Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) hat sich im Emsland ein Bild von der Lage in dem Moorbrand-Gebiet verschafft und um Entschuldigung für Fehler der Bundeswehr gebeten. „Wir haben hier wirklich eine Scharte auszuwetzen“, sagte sie am Samstag im Gespräch mit Bürgern und Helfern in der Ortsmitte von Stavern bei Meppen.

Ein Ende der Löscharbeiten noch nicht in Sicht. Vor Ort sei die Lage aber entspannt, sagte ein Sprecher der Bundeswehr am Montag. „Wir haben jetzt die vierte ruhige Nacht in Folge erlebt.“ Die oberirdischen Feuer seien durch die Löscharbeiten und den Regen mittlerweile erloschen, allerdings gebe es noch unzählige unterirdische Glutnester. Die Bilder einer Wärmebildkamera würden weiter ausgewertet.

Am Montag soll sich der Umweltausschuss des Landtags in Hannover mit dem Brand beschäftigen. Die Landesregierung will die Mitglieder des Gremiums über den Fortgang der Löscharbeiten informieren.

Den Ortschaften Groß Stavern und Klein Stavern mit rund 1100 Einwohnern drohte am Freitag zunächst eine Evakuierung. Es bestand die Sorge, dass der Wind Glutnester von der Bundeswehr-Moorfläche in einen benachbarten Wald tragen könnte. Dazu wurden vorsorglich weitere Feuerwehrkräfte aus dem Ammerland, Verden und Oldenburg sowie zusätzliche Einsatzkräfte der Polizei in den Ort gebracht.

Am Samstag entschuldigte sich von der Leyen für die Unannehmlichkeiten, die die Bundeswehr den Anwohnern des Geländes nahe Meppen verursacht habe. Der Moorbrand war vor mehr als zwei Wochen auf dem Übungsgelände der Streitkräfte ausgebrochen, als von einem Hubschrauber aus Raketen abgefeuert wurden. Nach Bundeswehrangaben hat der Brand zwischenzeitlich eine 800 Hektar große Fläche erfasst.

Der Fall beschäftigt mittlerweile auch die Justiz

Der Landkreis Emsland hatte am Freitag wegen des Moorbrandes Katastrophenalarm ausgerufen. Am Samstag teilte der Kreis mit, Messungen mit mobilen Stationen hätten ergeben, dass „keine akute Gesundheitsgefährdung“ durch die Rauchentwicklung vor Ort bestehe. „Natürlich gibt es nach wie vor Geruchsbelästigungen, und auch die emotionale Belastung für die Anwohner vor Ort ist weiter hoch. Aber eine Grenzwertüberschreitung wurde nicht ermittelt“, betonte Landrat Reinhard Winter.

Auch ein mobiler Einsatzwagen des Landesamts für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (LANUV) war wegen des Moorbrandes im Einsatz. Experten können darin genommene Proben direkt vor Ort auf giftige Brandrückstände analysieren.

Die Bundeswehr wollte den schwelenden Brand am Samstag mit Transportflugzeugen und Tornado-Jets bekämpfen. Die Tornados sollten ab dem Nachmittag zum Einsatz kommen, sagte Oberst Thomas Groeters bei einer Lagebesprechung vor Ort. Die Jets könnten Fotos und Wärmebildaufnahmen des Moorgebietes machen, um Glutnester im Boden zu sichten, die sonst nur schwer zu entdecken sind, berichteten „Neue Osnabrücker Zeitung“ und Ostfriesen-Zeitung“. Vorher flog die Luftwaffe mit Hubschraubern Löscheinsätze über dem Gebiet.

Der Fall beschäftigt mittlerweile auch die Justiz: Die Staatsanwaltschaft Osnabrück ermittelt wegen des Anfangsverdachts der fahrlässigen Brandstiftung gegen Unbekannt.

Die Bundeswehr hatte das Feuer vor rund drei Wochen mit einem Raketentest entfacht. Der Landkreis hatte am Freitag den Katastrophenfall ausgerufen. Die Bekämpfung eines Moorbrandes ist besonders schwierig, weil der Brand sich nicht von oben nach unten ausdehnt, sondern auch unter der Oberfläche wütet.

Fragen und Antworten

Wie lange können die Löscharbeiten noch dauern?

Wenn es nicht genug regnet, kann der Brand bei Meppen in Niedersachsen noch Wochen dauern. Die Regenfälle vom Wochenende haben die Situation nur leicht verbessert. Geholfen hat auch, dass zunächst starker Wind ausblieb. Er hätte das Feuer nochmals anfachen können. Die Bundeswehr setzt zudem neue Mittel ein, die das Löschen erleichtern sollen: Ein Tornado-Aufklärungsjet flog am Wochenende über das Gebiet. Mittels Infrarottechnik sollen die unterirdischen Brandnester so genau wie möglich lokalisiert werden.

Warum ist das Feuer so schwer zu löschen?

Wegen einer technischen Panne war eine Löschraupe nicht schnell genug einsatzfähig, was wertvolle Zeit kostete. Das eigentliche Problem ist aber, dass es sich um einen unterirdischen Schwelbrand im Torf handelt, der bis zu acht Meter tief reichen kann. Außerdem ist es ein entwässertes Moor - und nach dem heißen Sommer völlig trocken. Die Helfer versuchen, die Brandnester durch ein Fluten der Fläche mit Wasser zu löschen. Dabei ergibt sich ein weiteres Problem: Die Fläche ist übersät mit Munitionsresten, was den Zugang zu den Brandarealen erschwert.

Wie kam es zu dem großen Feuer?

Die Bundeswehr hatte Anfang September auf ihrem Waffentestgelände bei Meppen Raketen von einem Hubschrauber abgefeuert. Dabei geriet der Moorboden in Brand. Normalerweise löscht die Bundeswehr solche Feuer sofort mit Spezialfahrzeugen, die auf dem Moorboden fahren können. Eine Löschraupe fiel allerdings kurzfristig aus, die andere stand in der Werkstatt. Der Wehrbeauftragte des Bundestags, Hans-Peter Bartels (SPD), sieht in dem Vorfall einen Hinweis auf große Mängel bei der Bundeswehr. Die Ausrüstung sei teils marode.

Wer trägt die Schuld an dem Moorbrand?

Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hat sich bei den Anwohnern entschuldigt - und eingeräumt, dass der Brand nicht solche Ausmaße angenommen hätte, wenn die Bundeswehr früher um externe Hilfe gebeten hätte. Zudem sei es womöglich ein Fehler gewesen, die Rakete während der außergewöhnlichen Hitzeperiode zu testen. Behörden klären derzeit, ob sich jemand strafbar gemacht hat - die Staatsanwaltschaft Osnabrück ermittelt. Einem Sprecher zufolge könnten fahrlässige Brandstiftung oder Umweltdelikte vorliegen.

Sind Feuer und Rauch eine Gefahr für die Anwohner?

Mit Evakuierungen von Ortschaften wegen Funkenflugs wird derzeit nicht mehr gerechnet. Die angrenzenden Orte Stavern und Sögel waren aber zeitweise stark von Rauch betroffen. Mediziner haben vor Gesundheitsgefahren aufgrund des Rauchs und der Feinstaubbelastung gewarnt. Patienten mit Lungenerkrankung könnten Probleme bekommen. Auch das Risiko bei Herz-Kreislauf-Beschwerden steige. Inzwischen sind erste Luftmessungen erfolgt. Eine Überschreitung von Grenzwerten bei Kohlenmonoxid wurde bislang nicht ermittelt. Allerdings schwankt die Belastung wegen des wechselnden Windes sehr stark.

Werden Umwelt und Klima geschädigt?

Nach Angaben des Naturschutzbundes Deutschland sind bereits mehr als 500.000 Tonnen Kohlendioxid durch den Moorbrand freigesetzt worden. Ungezählte Insekten und Reptilien seien dem Brand zum Opfer gefallen. Die Belastung der Menschen in angrenzenden Ortschaften und der Einsatzkräfte durch den Rauch sei hoch.

Hat der Brand Konsequenzen?

Die Informationspolitik der Bundeswehr wurde zunächst scharf kritisiert. In den vergangenen Tagen gingen die Streitkräfte deutlich offener mit der Situation um. Niedersachsens Grüne fordern, Waffentests auf dem Gelände bei Meppen für unbestimmte Zeit auszusetzen. Zudem dringen sie auf Umweltkompensationen für den Schaden, den das Militär angerichtet hat.

(dpa)

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