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Klein wie Katzen: Pudunachwuchs im Zoo.

© Karl Bröseke/Zoo Berlin

Südliche Pudus im Zoo: Mini-Hirsche ohne Bewegungsdrang

Sie sind nicht leicht zu entdecken: Eigentlich liegen die Pudus den ganzen Tag auf der faulen Haut.

Dieser kleine Hirsch, dieses dunkelbraune Fellbündel auf Stummelbeinen, ist nicht einfach nur ein Wiederkäuer, nein: Er ist ein „Konzentratselektierer“. Das sagt Reviertierpfleger Martin Reim, seit 39 Jahren im Zoo tätig und fast genauso lange im beschaulichen Hirschrevier.

Was wie eine landwirtschaftliche Supermaschine aus einem sowjetischen Kolchos klingt, ist ein Überlebensmerkmal für den Südlichen Pudu. Er kann nur leicht verdauliche Nahrung zu sich nehmen, er braucht mehr Stärke als andere Hirscharten, um seinen Stoffwechsel in Schwung zu bringen – und deshalb wählt er sehr genau aus, was er isst.

Was nicht heißt, dass er dann wie ein Hochleistungsmotor läuft. Der Pudu macht alles sehr langsam und mit Bedacht.

In seiner Heimat, in den Mittelgebirgsregionen Chiles und Argentiniens, wo er in bis zu 1500 Metern Höhe vorkommt, schnüffelt er in Ruhe an Grünzeug und selektiert Kräuter, Früchte oder Gräser über seinen exzellenten Geruchssinn aus.

Vorgekochtes Essen

Im Zoo erhalten die Pudus jeden Tag klein geschnittenes Obst und Gemüse, einiges sogar vorgekocht, damit die Tiere keine Probleme mit der Verdauung bekommen.

Dann wären sie ja noch träger als jetzt, wo sie es nur von Mulde zu Mulde zum Stall schaffen, gut getarnt wegen ihrer Farbe und deshalb wenig beobachtet vom gemeinen Besuchervolk.

Rehartiges Kullerauge

Gerade sitzen die 50 Zentimeter großen Hirsche im Stall. Die Augen, deutlich mehr bäriges Knopf- als rehartiges Kullerauge, blicken hinauf zum Pfleger.

Der Bock trägt ein einfaches unverzweigtes Geweih, einen Spieß. Einmal pro Jahr fällt er ab und erneuert sich.

Friedlich lungern das Männchen und die zwei Weibchen im Stroh, die beiden Jungtiere vom Frühjahr sind in einem Absperrbereich untergebracht. Sie müssen demnächst die Kleinfamilie verlassen.

Richtige Stinkstiefel

Obwohl sie harmonisch miteinander umgehen. „Da gibt es ganz andere Stinkstiefel“, sagt Martin Reim. Das Rentier ist „so la la“, das Moschustier ein extremer Einzelgänger, den könnte man eigentlich nicht in Gruppen halten.

„Und der Pudu ist kein Hektiker wie das Chinesische Wasserreh.“ Er sitzt eben den ganzen Tag gut geschützt herum.

Ihr Lieblingsplatz auf der Freianlage befindet sich unter den dicht verzweigten Nordmanntannen. Nur die Jungtiere laufen auf dem Grün hin und her, damit sie ihre Muskulatur stärken. Sie haben das behäbige Pudu-Leben noch nicht verinnerlicht.

Freiwild für Krähen

Im jungen Alter müssen sie auch noch vor möglichen Fressfeinden wie den Berliner Krähen davonlaufen können. Deshalb, sagt Martin Reim, kommen kleine Pudus erst nach sechs Wochen auf die Außenanlage. Davor sind sie groß wie kleine Katzen und Freiwild für scharfe Schnäbel.

Mit der Ruhe, da seufzt der Reviertierpfleger ein bisschen, ist es demnächst vorbei. Das neue Pandagehege wird in der Nähe errichtet.

Der versteckte Pfad gegenüber dem Raubtierhaus, der zu den Pudus führt, könnte dann verbreitert werden. Ihr hübsches Heim, das Grüne Hirschhaus von 1896, ein schwarzweißer Fachwerkbau, behalten sie aber.

An den Pudus wird der Bautrubel vermutlich abprallen: Sie sitzen alles in einer Mulde aus. Sind halt Stoiker mit einem besonderen Faible für Stärke.

SÜDLICHER PUDU IM ZOO

Lebenserwartung:  bis 20 Jahre

Fütterungszeit: täglich mittags und abends im Stall

Interessanter Nachbar: Chinesisches Wasserreh, Sikahirsch, Tayra

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