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Verbittert. Dunkle Schokolade gilt als gesünder.

© Alexander Rüsche/picture-alliance / dpa/dpaweb

Süß und gesund: Ein Herz für Schokolade

Untersuchungen deuten darauf hin, dass Kakao gut für Herz und Gefäße ist - und womöglich Herzstolpern vorbeugt.

Herzrasen und Herzstolpern sind typische Anzeichen für Vorhofflimmern. Bei dieser vor allem bei Älteren häufigen Störung des Herzrhythmus „flimmern“ die Herzvorhöfe, so dass das Herz schlechter arbeitet und unregelmäßig schlägt. Zwar gibt es Möglichkeiten, das Vorhofflimmern einzuschränken und die Gefahr von Komplikationen wie einem Schlaganfall zu verringern, aber so richtig in den Griff bekommt man die Störung oft nicht. Auch bei der Vorbeugung hapert es. Doch jetzt deutet eine große dänische Untersuchung darauf hin, dass ausgerechnet Schokolade helfen könnte, das Herzstolpern zu verhüten.

Die Wissenschaftler werteten Daten zur Gesundheit und zum Lebensstil von mehr als 55 000 dänischen Männern und Frauen zwischen 50 und 64 über einen Zeitraum von 13,5 Jahren aus. Gefragt wurde auch nach dem Konsum von Schokolade. Wer mehr naschte, war im Vorteil. Zwei bis sechs Portionen Schokolade à 30 Gramm in der Woche verringerten das Risiko von Vorhofflimmern um 20 Prozent, eine Portion am Tag um 14 Prozent – jeweils verglichen mit Personen, die im Monat weniger als eine Portion naschten. Nach der Art der Schokolade wurde dabei nicht gefragt, aber die Dänen bevorzugen Milchschokolade mit mindestens 30 Prozent Kakaoanteil.

Wie Kakao aufs Herz wirkt

Was haben intakte Herzvorhöfe mit Kakao zu tun? Zwar ist nicht letztgültig geklärt, wie es zum Vorhofflimmern kommt. Eine Möglichkeit ist aber, dass eine schwelende Entzündung im Gewebe die Rhythmusstörung des Herzens begünstigt. Kakao hat antientzündliche Eigenschaften und könnte deshalb dem Herzstolpern entgegenwirken, schreiben die Forscher um Elizabeth Mostofsky von der Harvard-Universität im Fachblatt „Heart“. So zumindest eine Annahme. Auch das in der Schokolade enthaltene Magnesium soll einen regelmäßigen Rhythmus begünstigen.

Es ist die insgesamt dritte große Untersuchung zum Thema. Von den beiden anderen fand sich in der einen ebenfalls ein (allerdings schwächer ausgeprägter), in der anderen dagegen kein Zusammenhang. Ganz wasserdicht ist die Beweislage also nicht. Dennoch, dass Schokolade gut für Herz und Gefäße ist, ist ein Befund, der sich immer wieder findet. So in einer umfangreichen britischen Studie von 2015, nach der Schokofreunde seltener eine koronare Herzkrankheit (verengte Herzkranzgefäße) bekommen oder einen Schlaganfall erleiden.

Allerdings können diese Untersuchungen einen ursächlichen Zusammenhang nur nahelegen, nicht beweisen. Es kann zum Beispiel auch sein, dass Herzkranke oder von Herzleiden Bedrohte Schokolade meiden, weil sie süß und fettig ist und damit potenziell ungesund – und schon ist das Ergebnis verfälscht. Wie auch immer: Schokolade ist natürlich keine Medizin, sondern ein Genussmittel, ein kleiner Luxus im Alltag. Wer es damit nicht übertreibt, der schadet seinem Herzen ganz gewiss nicht. Das jedenfalls steht fest. Ist doch auch schon etwas!

Unser Kolumnist leitet das Wissenschaftsressort des Tagesspiegels und schreibt an dieser Stelle alle vier Wochen. Haben Sie eine Frage zu seiner guten Nachricht? Bitte an: sonntag@tagesspiegel.de

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