zum Hauptinhalt
Die Weibchen haben das Sagen. Totenkopfäffen im Berliner Zoo.

© Rainer Jensen/dpa

Totenkopfäffchen im Zoo: 30 Zentimeter ohne Schwanz

Das berühmteste Totenkopfäffchen der Welt war "Herr Nilsson" in den Pippi-Langstrumpf-Filmen. Die Affengruppe im Berliner Zoo muss zum Glück keine Strickjacken tragen.

Oooh, sind die süß! So winzig! So flink! Das weiße Gesicht, die schwarze Schnute! Gerade sonnen sie sich in der hintersten Ecke ihres Geheges im Zoo, ein Weibchen hat sich den Schwanz wie einen Schal um den Hals geschlungen, ein braun-weiß- schwarzes Bündel, sieht gemütlich aus.

Nur – der Name! Totenkopf! Äffchen! Hilfe! Tut der Kindchenschema-Wirkung aber keinen Abbruch. Dabei erinnert die Gesichtsfellfärbung der kleinen Primaten eigentlich kaum an einen Schädel. Auf Englisch heißen die Tiere – deren Stirnzeichnung „romanisch“ (Rundbogen) oder „gotisch“ (Gabriele Krone- Schmalz) ausfallen kann – viel freundlicher: squirrel monkeys, Eichhörnchenaffen. Das passt schon eher, jedenfalls von der Größe her, um die 30 Zentimeter ohne Schwanz.

Der wohl berühmteste Totenkopfaffe der Welt ist bekannt als Herr Nilsson, das Haustier der Kinderbuchheldin Pippi Langstrumpf, apropos süß (einen Papagei hatte sie übrigens auch). In Astrid Lindgrens Büchern ist Pippis zahmer Affe zwar eine Meerkatze, für die Verfilmungen mit Inger (zufällig auch:) Nilsson wurde aber ein squirrel monkey in eine gelbe Strickjacke gesteckt.

Der Stress regt Herrn Nilssons Stoffwechsel an

Unbestätigten Berichten auf Pippi-Langstrumpf-Fanseiten zufolge war das Tier bei den Dreharbeiten allerdings alles andere als zahm. Der Affe soll wenig Lust gezeigt haben, auf Inger Nilssons Schulter sitzen zu bleiben. Wurde er eben festgebunden, 1969 war man da robust. Kein Wunder, dass er irgendwann einen Elektriker biss, „dass sich die Zähne trafen“. Ein Glück, dass er bei der Pippi-Darstellerin nur die Zöpfe anknabberte. Doch auch ohne Blutflecke mussten die Darsteller mehrmals am Tag ihre Kostüme wechseln – der Stress regte Herrn Nilssons Stoffwechsel an.

Im Zoo steht Affenkurator Heiner Klös am mit Baumstämmen und Kletterseilen ausgestatteten Außengehege und sagt, er sei nicht sicher, ob die Totenkopfäffchen so populär sind, weil heute noch viele Kinder die alten, gemächlich erzählten Pippi-Filme kennen. Oder ob es die Eltern sind, die in Erinnerung seliger Fernsehnachmittage den Nachwuchs ins Affenhaus schleifen. So oder so kann beim Besuch etwas altmodische Geduld nicht schaden: Die Tiere sind hinter dem engmaschigen Gitter nicht immer gut zu sehen.

Die Rufe der Affen lassen sich leicht mit Vogelgeschrei verwechseln

Ursprünglich beheimatet sind sie in den Wäldern und Mangrovensümpfen Südamerikas, auch in Mittelamerika kommen sie vor. In Costa Rica ist der Strandpalmen durchwuselnde mono titi ein Touristenliebling. Dschungelaffen fressen Insekten, Spinnen, Vogeleier und Früchte, im Zoo gibt’s einen Mix aus Gemüse, Reis, Ei und Hundefutter, dazu Datteln, Zwieback und Erdnüsse als „Beschäftigungsfutter“ in einer durchlöcherten Kiste. „Der Affe hat ja 24 Stunden Zeit“, sagt Heiner Klös.

In Freiheit leben Totenkopfäffchen in Gruppen von 30 bis 40 Tieren, mitunter mehr, kommuniziert wird mit hohen Pfeiftönen, die sich leicht mit Vogelgeschrei verwechseln lassen. Übrigens sind die Weibchen die Chefs, die Männchen bleiben am Rand. Hej, Pippi Langstrumpf!

Die Berliner Gruppe besteht nur aus fünf Weibchen und einem vor zwei Jahren aus einem ungarischen Zoo geholten Männchen. Bisher leider kein Nachwuchs, Affenkurator Klös beobachtet die Sache.

TOTENKOPFÄFFCHEN IM ZOO
Lebenserwartung:  15 Jahre
Fütterungszeiten:  täglich 12 und 16 Uhr
Interessante Nachbarn: Klammeraffen, Siamangs

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false