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Juan Carlos

© - Foto: AFP

Spanien: Kein Herz mehr für den König

Der spanische König Juan Carlos muss offenbar einen Machtverlust hinnehmen. Immer mehr Menschen protestieren gegen den Monarchen, der das Land einst zur Demokratie wandelte.

Lange Zeit konnte Spaniens König Juan Carlos (69) darauf vertrauen, dass er allerorten mit viel Beifall von seinen Untertanen begrüßt wurde. Selbstverständlich, dass sein königliches Amt und überhaupt die Zukunft der Monarchie nicht zur Debatte standen. Damit scheint es nun vorbei zu sein.

Seit Wochen wird das öffentliche Erscheinen seiner Majestät, die seit knapp 32 Jahren die spanische Krone repräsentiert, durch Buhrufe monarchieüberdrüssiger Bürger getrübt. Fotos des Königspaares gehen vor Fernsehkameras in Flammen auf. Linksrepublikanische Abgeordnete fordern Spaniens Politiker frech auf, nicht länger die „Vasallen“ des Königs zu spielen. Spaniens sozialdemokratische Regierung spielt dies als „Proteste einer kleinen Minderheit“ herunter und versichert: „Die Institution der Krone ist gefestigt und bei guter Gesundheit.“ Umfragen zufolge mag das stimmen. Und trotzdem sah sich Juan Carlos persönlich dieser Tage genötigt, seinen königlichen Job öffentlich zu verteidigen. Die parlamentarische Monarchie, sagte er mit ernstem Gesicht, „hat die längste Zeit der Stabilität und des Wohlstandes bewirkt“, die Spanien jemals erlebt habe.

In der Tat wurde Juan Carlos 1969 von Diktator Franco zum Nachfolger als Staatschef ernannt. Nach Francos Tod 1975 gekrönt, verhalf er der Demokratie zum Durchbruch. Beim Putschversuch des Militärs 1981 trat er den Putschisten in Generaluniform entgegen. Dies rechnet ihm die Bevölkerung hoch an.

Doch in den letzten Jahren speisten sich die Schlagzeilen über den 69-jährigen König nicht selten aus Segelabenteuern mit seiner Rennjacht „Bribon“. Oder der Jagdleidenschaft, der wieder einmal mehrere Bären in Rumänien oder Russland zum Opfer fielen. Da interessiert es Spaniens Öffentlichkeit auch immer mehr, wie Juan Carlos jene 8,3 Millionen Euro verwendet, die er 2007 als „Jahresgehalt“ für sich und seine Familie aus dem Staatssäckel bekommt. Immerhin fast das Hundertfache jener Entlohnung, die Regierungschef Jose Luis Zapatero pro Jahr aufs Konto überwiesen erhält.

Staatsanwälte, die derzeit eine spanische Satirezeitschrift wegen „Majestätsbeleidigung“ verfolgen, wecken in der Öffentlichkeit weitere Zweifel daran, ob das Palastleben noch durchweg auf der Höhe der Zeit ist. In diesem Klima wird auch die Strafverfolgung der Monarchiegegner, die des Königs Bildnis verbrannt haben, kritisch aufgenommen. Selbst Spaniens königstreues Presseflaggschiff „El Pais“ bezeichnete diese Form der Monarchiebehütung als „schweren Fehler“. Thronfolger Felipe (39) dürfte sich angesichts des Gegenwindes an den Lehrsatz seines Vaters erinnern: „Man muss sich Tag für Tag die Krone neu erarbeiten.“

Ralph Schulze[Madrid]

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