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Unter Verdacht. Spaniens Prinzessin Cristina könnte demnächst vor Gericht aussagen.

© AFP

Spanien: Königreich unter Schock

Wegen der drohenden Justizvorladung von Prinzessin Cristina sorgen sich Politiker um Spaniens Image - die Korruptionsaffäre im Königshaus „kommt nicht der Marke Spanien zugute“, sagt Außenminister Jose Manuel Garcia Margallo.

Der Stoff könnte gut ein Drehbuch für eine Skandalserie füllen, deren Schauplatz das spanische Königshaus ist. Eine Serie, in der es um Affären, Korruption, Lügen und natürlich Seitensprünge geht. Jüngstes Kapitel dieser realen Seifenoper, welche die Öffentlichkeit in Atem hält, ist die offizielle Beschuldigung der spanischen Königstochter Cristina, welche in mutmaßliche betrügerische Geschäfte ihres Ehemannes Inaki Urdangarin verwickelt sein soll, durch die Justiz. Urdangarin wird vorgeworfen, Steuergelder in Millionenhöhe unterschlagen zu haben.

Sogar Spaniens konservative Regierung, welche bisher ihre schützende Hand über das Königshaus hielt, zeigt sich „sehr besorgt“ über den fortschreitenden Ansehensverlust der Royals. Außenminister Jose Manuel Garcia Margallo sagte, die Ausweitung der Korruptionsaffäre im Königshaus „kommt nicht der Marke Spanien zugute“.

Die beiden großen Parteien des Landes, die regierenden Konservativen und die oppositionellen Sozialisten, werten Cristinas Beschuldigung zwar als positives Zeichen dafür, „dass alle Bürger vor der Justiz gleich sind“. Zugleich wächst jedoch die Furcht der Politiker, dass sich zur tiefen Wirtschaftskrise in Spanien nun auch noch eine Staatskrise in der höchsten Institution des Landes gesellen könnte.

„Ihre Hoheit beschuldigt“, titelte die große nationale Zeitung „El Mundo“ auf der ersten Seite und sprach von einer „Atombombe“, welche die Zukunft des Königshauses und der Monarchie in Gefahr bringen könne. „Die Beschuldigung bedroht die Krone“, urteilte das bürgerliche Blatt. Begrüßt jedoch grundsätzlich, dass sich nun nach dem königlichen Schwiegersohn Urdangarin auch Prinzessin Cristina der Justiz stellen muss. Die sozialdemokratische Medienkonkurrenz „El Pais“ applaudiert ebenfalls und urteilt: „Die Vorladung Cristinas bestätigt, dass der Rechtsstaat in Spanien funktioniert.“

Die Beschuldigung der 47-jährigen Prinzessin, zweitälteste Tochter von König Juan Carlos, durch einen Untersuchungsrichter ist zwar noch keine Anklage – aber der erste Schritt in diese Richtung. Demnächst soll Ihre Hoheit also vor dem zuständigen Ermittlungsrichter in Palma de Mallorca aussagen. Zwar erhob die Staatsanwaltschaft am Freitag Einspruch gegen die Entscheidung des Richters – worauf der Ermittlungsrichter anordnete, die Vernehmung Cristinas zu verschieben, bis über den Einspruch der Staatsanwaltschaft entschieden worden sei. Aber trotzdem ist der Vorgang einmalig in der spanischen Geschichte. Er signalisiert, dass es im Königspalast lichterloh brennt.

Ein Auftritt Cristinas vor dem Kadi als Beschuldigte dürfte ein gigantisches Medienspektakel werden, das weitere unheilvolle Schockwellen durchs Königreich senden könnte. „Gauner, gib uns unser Geld zurück“, riefen protestierende Bürger, als Ehemann Urdangarin im Februar auf dem Weg zum Gericht Spießruten laufen musste.

Seit Monaten vergeht keine Woche, ohne dass nicht neue Peinlichkeiten vom Hof bekannt werden. Auch der 75-jährige Juan Carlos, der Spaniens Staatschef ist, trug gehörig dazu bei, dass das Ansehen der Royals in den Keller rutschte und der Ruf nach einem demokratisch gewählten Staatsoberhaupt lauter wird.

Juan Carlos musste sich sogar öffentlich entschuldigen, nachdem er 2012 auf einer luxuriösen Elefantenjagd in Afrika erwischt wurde, während er seine Untertanen angesichts der spanischen Finanz- und Wirtschaftskrise aufforderte, den Gürtel zum Wohle der Nation enger zu schnallen. „Ich habe mich geirrt“, gab der Monarch kleinlaut zu.

Wenig später wurde bekannt, dass Juan Carlos, dessen Ehe mit Königin Sofia schon länger kaputt sein soll, mit einer sehr viel jüngeren „Freundin“ auf Jagd gewesen war. Und dass diese „amiga“, die deutsche Geschäftsfrau Corinna Prinzessin zu Sayn-Wittgenstein, seit gut zehn Jahren dem spanischen König verbunden sein soll.

Nach inoffiziellen Angaben wohnte Sayn-Wittgenstein sogar in einer staatlichen Villa nahe des Madrider Palastes, soll Leibwächter und Limousinen zur Verfügung gehabt haben.

Viele Fragen und Legenden ranken sich auch um das Privatvermögen von Juan Carlos. Unbestätigten Berichten zufolge soll die Königsfamilie erhebliche Besitzungen und wirtschaftliche Beteiligungen im Ausland haben.

Zuletzt war bekannt geworden, dass König Juan Carlos vor 20 Jahren mehrere Millionen Euro von seinem Vater Juan de Borbon erbte, die damals auf Schweizer Konten lagen. Auch zu diesen möglichen Geheimkonten schweigt das Königshaus beharrlich.

Angeblich drohen dem Hof noch weitere Skandale, hört man. Es gebe etwa kompromittierende Fotos, auf denen der König in unpassender Damenbegleitung zu sehen sei. Es sieht also ganz danach aus, als ob das letzte Kapitel der königlichen Reality-Serie noch nicht geschrieben ist.

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