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Prinzessin Cristina von Spanien ist in der Finanzaffäre schwer belastet worden.

© dpa

Spanien: Prinzessin im Zwielicht

Der Betrugsskandal um Spaniens königlichen Schwiegersohn Inaki Urdangarin zieht immer weitere Kreise - nach der Aussage von dessen Sozius stehen nun Prinzessin Cristina und sogar König Juan Carlos im Fokus.

Madrid - Der spanische Königspalast gerät zunehmend ins Zentrum dubioser Machenschaften: Im Betrugsskandal um den königlichen Schwiegersohn Inaki Urdangarin wird nun auch dessen Ehefrau Prinzessin Cristina und sogar König Juan Carlos vorgeworfen, von den unsauberen Geschäften gewusst und daran mitgewirkt zu haben. Ein ehemaliger Geschäftspartner Urdangarins sagte vor einem Untersuchungsrichter aus, dass Prinzessin Cristina an allen Entscheidungen beteiligt und das Königshaus über alle Vorgänge informiert gewesen sei. König Juan Carlos habe später Anweisungen gegeben, den Skandal zu vertuschen und „den Schein zu wahren“.

Urdangarin und sein Sozius Diego Torres sollen jahrelang mit einer „gemeinnützigen Stiftung“ Steuergelder ergaunert haben. Dabei griffen sie vor allem zu dem Trick, als „Berater“ für politische Provinzfürsten auf Mallorca, in Valencia und in Madrid aufzutreten und für Phantomleistungen hohe Summen an öffentlichen Geldern zu kassieren. Peinlich ist, dass auch Prinzessin Cristina und ihr persönlicher Sekretär, ein Angestellter des Königshauses und Vertrauter von Juan Carlos, im Vorstand der dubiosen Stiftung saßen. Die Königstochter ist zudem Teilhaberin einer Urdangarin-Firma, die nach Ansicht der Ermittler zur Steuerhinterziehung und Geldwäsche der erwirtschafteten Millionengewinne, die auch in Finanzparadiese flossen, benutzt worden sein soll.

Die Beschuldigungen von Diego Torres, der von einem Ermittlungsrichter in Palma de Mallorca vernommen wurde, bringen den ohnehin schon wankenden Palast weiter in Bedrängnis: König Juan Carlos hatte in den letzten Monaten versucht, Urdangarin als schwarzes Schaf darzustellen und zu isolieren. Alle offiziellen Verbindungen zu Urdangarin wurden gekappt, die Informationen über den Schwiegersohn auf der Homepage des Hofes getilgt. Urdangarin hatte sich wiederum bemüht, alle Schuld auf seinen Geschäftspartner Torres abzuschieben. Was diesen nun offenbar dazu ermunterte, auszupacken.

„Wir haben alles mit dem Einverständnis des Königshauses gemacht“, soll Torres nach Angaben spanischer Justizkreise jetzt ausgesagt haben. Urdangarin habe zudem üblicherweise alle geschäftlichen Schritte mit Cristina „beraten“. Einige Entscheidungen der „gemeinnützigen Stiftung“ seien sogar ausdrücklich mit dem Königshaus abgestimmt worden, das an Entscheidungen mitgewirkt und Kontakte hergestellt habe. Torres stützt seine Aussagen mit einem ganzen Stapel von E-Mails, die er dem Untersuchungsrichter übergab. Darin finden sich pikante Einzelheiten, welche offenbar auch die Rolle des Königs und seiner deutschen „amiga“ Corinna Sayn-Wittgenstein beleuchten, die mehr als Freundin des Königs sein soll.

Ins Bild der Intrigen passt auch die Aussage von Torres, dass man ihm viel Geld angeboten habe, damit er schweige und alle Schuld in der Affäre auf sich nehme. Der Sozius des königlichen Schwiegersohns lehnte ab und feuert nun mit brisanten Informationen gegen das Königshaus. Nicht ohne Erfolg in der Öffentlichkeit, wo sich die Stimmung zunehmend gegen die „Royals“ wendet. Einer Umfrage der nationalen Tageszeitung „El Mundo“ zufolge ist die große Mehrheit der Spanier inzwischen davon überzeugt, dass auch Prinzessin Cristina auf jene Anklagebank gehört, auf der mit ziemlicher Sicherheit demnächst Urdangarin und Torres landen werden. Die Königstochter konnte sich bisher noch vor einer offiziellen Beschuldigung retten. Die Frage ist nur, wie lange noch. Ralph Schulze

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