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Panorama: Staatsanwaltschaft von ernsthafter Absicht der Schülerin überzeugt

Einen Tag nach Bekanntwerden eines geplanten Amoklaufs am Gymnasium von Müncheberg hat die Staatsanwaltschaft Frankfurt (Oder) umfangreiche Ermittlungen im Umfeld der beschuldigten Schülerin S. begonnen.

Einen Tag nach Bekanntwerden eines geplanten Amoklaufs am Gymnasium von Müncheberg hat die Staatsanwaltschaft Frankfurt (Oder) umfangreiche Ermittlungen im Umfeld der beschuldigten Schülerin S. begonnen. Vernehmungen von Mitschülern und Bekannten der 16-Jährigen seien intensiviert worden, sagte Staatsanwältin Petra Marx. Alles deute darauf hin, dass es der Elftklässlerin ernst mit der Absicht gewesen sei, am Jahrestag des Amoklaufs in Littleton am 20. April ein ähnliches Verbrechen in ihrer Schule zu begehen.

An der Columbine High School im US-Staat Colorado hatten zwei rechtsradikale Schüler am Jahrestag des Hitler-Geburtstages 13 Schüler und Lehrer ermordet, bevor sie sich selbst töteten. In der Vernehmung sagte die Schülerin, dass sie sich für das Attentat interessiere. Die ernsthafte Umsetzung eines solchen Planes habe sie jedoch nicht erwogen. Dagegen sagte Staatsanwältin Marx, das Mädchen habe geplant, "so viele Menschen wie möglich zu töten und sich danach durch einen Sturz vom Dach der Schule selbst umzubringen". Die Anklagebehörde stützt sich auf einen sicher gestellten Abschiedsbrief, der nach der Tat veröffentlicht werden sollte. Aufgedeckt wurde der Plan, weil zwei Mitschülerinnen sich am Montag an die Direktorin der Schule gewandt hatten, nachdem die 16-Jährige versucht haben soll, sie zum Mitmachen zu überreden. Die Schülerin sitzt seit Dienstag in Untersuchungshaft in Luckau.

In dem fünfstöckigen Plattenbau mit 700 Schülern war gestern an normalen Unterricht nicht zu denken. Lehrer eilten schnell an der wartenden Schar Journalisten vorbei, auf dem Hof diskutierten Schüler. Derzeit werde an der Schule die "Betroffenheit aufgearbeitet", sagte Rektorin Rita Lange. "Die war total ruhig und unauffällig, eine gute Schülerin", berichtet ein 18-Jähriger, der wie S. aus Waldsieversdorf stammt. Richtig gekannt hat das Mädchen offensichtlich kaum jemand. Die Jugendliche sei erst seit Ende August in das Gymnasium gegangen. "Das war doch alles Bluff. Eine 16-Jährige rennt doch nicht mit der Knarre in die Schule und ballert rum", sagte einer. Die Klassenkameraden wollen sich nicht äußern.

Nach den Erkenntnissen "über Intensität und Vehemenz der Planungen", gebe es keinen Anlass, an der Ernsthaftigkeit des Vorhabens zu zweifeln, sagte Staatsanwältin Marx. Die Schülerin habe versucht, sich für das Attentat über einen Bekannten eine halbautomatische Waffe und fünf Handgranaten zu besorgen. Die Handgranaten wollte sie in ein Klassenzimmer werfen. Bei einer Hausdurchsuchungen in den Wohnungen der Schülerin und ihres Bekannten seien aber keine Waffen gefunden worden. Dagegen sei im Zimmer der 16-Jährigen umfangreiches Material zu Littleton sicher gestellt worden. Ein rechtsradikaler Hintergrund sei nicht erkennbar, sagte Marx. Zurzeit werde geprüft, ob ein psychiatrisches Gutachten eingeholt werden solle.

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