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Panorama: Stadt unter

Norddeutschland versinkt im Unwetter-Chaos. Hamburg ruft wegen überfluteter Straßen den Notstand aus

Von Karsten Plog, Hamburg

Am Donnerstagnachmittag gegen 16 Uhr wurde es nachtschwarz über Hamburg. Ein Ausläufer des Tiefs "Gudrun“ war an der Elbe angekommen und setzte die Stadt unter Wasser, Windböen bis zu Stärke 9 stürzten Bäume um. Innerhalb kurzer Zeit brach der Verkehr zusammen, die Feuerwehr musste den Notstand ausrufen. Auch in Lüneburg, Stade und Cuxhaven entstanden erhebliche Schäden. Erst in den frühen Morgenstunden beruhigte sich das Wetter wieder. Da waren Feuerwehr und Polizei allerdings noch voll mit Aufräumarbeiten beschäftigt.

Besonders hart erwischte es die Hamburger Innenstadt, wo Wallring- und Deichtor-Tunnel voll Wasser liefen und sich die Autos halb getaucht voran bewegen mussten. In einer Stunde waren 29 Kubikmeter Regen pro Quadratmeter gefallen. Gullydeckel wurden aus den Verankerungen gerissen, das Wasser sprudelte aus dem Untergrund ins Freie. In Hamburg-Blankenese können die Menschen fast nichts mehr sehen. 65 Liter, also sechseinhalb Eimer Wasser, ergießen sich dort innerhalb einer Dreiviertelstunde. „Es war wie ein Schneesturm, eine Wasserwand ergoss sich vor unserem Balkon“, sagte der technische Leiter der Hamburger Stadtentwässerung, Reinhard Funke, „Das war der stärkste Niederschlag innerhalb einer Stunde in Hamburg seit Beginn der Wetteraufzeichnung im Jahr 1906.“

Auf der A 23 stürzte ein Baum auf die Fahrbahn und zertrümmerte ein Auto. Wie durch ein Wunder wurde niemand verletzt. Im Hamburger Hafen riss eine Böe das Dach einer Halle auf. Herabstürzende Bauteile zerstörten wertvolle Maschinen und beschädigten zwei Hubschrauber. Der Schaden wird auf mehrere Millionen Euro geschätzt.

Auch vor dem Elbtunnel ging kaum noch etwas, die Reisenden mussten sich in ihren Autos durch das stehende Wasser kämpfen. 20 Kilometer lang waren die Staus in beiden Richtungen. In einigen Stadtteilen stand das Wasser auf den Straßen einen halben Meter hoch. Bäume stürzten um und blockierten Straßen und Schienen. Die A 24 nach Berlin musste wegen eines umgestürzten Baumes länger gesperrt werden. In einigen Stadtteilen fiel der Strom aus, zahlreiche Keller standen unter Wasser. Im Elbvorort Blankenese stürzte der Sturm einen Wohnwagen um. Dabei erlitt eine Frau einen Armbruch. Die Feuerwehr fuhr allein in Hamburg 1300 Einsätze, die Polizei war 700 mal unterwegs.

In Schleswig-Holstein war der Kreis Pinneberg am stärksten betroffen. Nachts waren im Süden des Landes rund 300 Keller voll gelaufen. In Lübeck und Neustadt hatte die Feuerwehr 200 Meldungen von überfluteten Kellerräumen abzuarbeiten. Auf der A 23 bei Halteanker stand das Wasser laut Polizei bis zu 20 Zentimeter hoch auf der Fahrbahn. Über adelnder im Kreis Lüneburg hatte sich eine Windhose gebildet. Zwei Autos wurden umgestürzt, Hausdächer abgedeckt, Altpapiercontainer durch die Luft gewirbelt. In Lüneburg stand das Wasser bis zu 75 Zentimeter hoch in den Straßen. Auch in Niedersachsen gab es schweren Regen, Gewitter und Sturmböen. Im Göttinger Vorort Essecke traf ein Blitz eine Scheune, die komplett abbrannte. Im Oberharz blockierten gestürzte Bäume mehrere Straßen. (mit dpa)

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