zum Hauptinhalt
Hand drauf. Ehen in Deutschland werden nicht mehr so schnell geschieden.

© dpa

Statistisches Bundesamt: Ehen halten länger

Ehepaare lassen sich immer später scheiden. Wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch mitteilte, waren 2010 geschiedene Paare durchschnittlich 14 Jahre und zwei Monate verheiratet - deutlich länger als noch 1992.

„1992 lag die durchschnittliche Ehedauer noch ungefähr bei elfeinhalb Jahren“, sagte Martin Conrad vom Statistikamt. Damit setze sich der Trend der letzten Jahre fort. Trotz der längeren Dauer wurde doch durchschnittlich jede dritte Ehe irgendwann geschieden. 2010 ließen sich rund 187 000 Paare scheiden, das entspricht elf von 1000 bestehenden Ehen. 1992 waren es sieben. Auf den Berliner Raum entfielen im vergangenen Jahr 8384 Scheidungen. „Seit 2004 geht, mit Ausnahme von 2008, die Zahl der Scheidungen zurück“, sagte Conrad. Da auch die Zahl der Ehen zurückgehe, bleibe der Anteil der Scheidungen aber konstant, bei rund 39 Prozent.

Die Studie zeigt auch, dass es es meistens die Frauen sind, die die Scheidung beantragen – 2010 in 52,9 Prozent der Fälle. Die Männer reichten hingegen nur 38,9 Prozent der Anträge ein. In den übrigen Fällen beantragten die Paare die Scheidung gemeinsam. Psychologieprofessor Peter Walschburger von der FU Berlin hat eine Erklärung für diesen Befund. Dass Frauen bei Schwierigkeiten anders reagieren, liege in ihrem natürlichen Wesen. „Frauen haben schon immer stärker darauf geschaut, einen Partner zu finden, der sie nicht nur sexuell anzieht, sondern auch einen guten Vater für die Kinder abgibt“, sagt Walschburger. Sie seien fürsorglicher. Während sie eher auf Gleichheit ausgerichtete Beziehungsstrukturen aufbauten, hielten sich Männer überwiegend in hierarchischen Gruppen auf.

In Streitsituationen drohten Frauen mit Beziehungsabbruch und Liebesentzug. Männer neigten vielmehr zu offener Aggression. Walschburger zufolge seien sie in Hinblick auf die Qualität der Beziehung unbekümmerter. Lange Diskussionen entsprächen nicht ihrer Natur. Frauen betrachteten die Beziehung hingegen unter qualitativen Gesichtspunkten. Sie seien es daher, die schneller die Scheidung einreichen. Aber auch wirtschaftliche Faktoren und postmoderne Wertvorstellungen würden eine Rolle spielen.

Der Bielefelder Psychologe Detlef Vetter sagt, Männer seien häufiger bereit, länger in nicht zufriedenstellenden Beziehungen zu bleiben als Frauen. „Und Männer vergessen leichter. Was sich bei Frauen über die Zeit aufsummiert, hat bei Männern nicht so lange Gewicht. Männer sind oft froh, wenn sie zu Hause in Ruhe gelassen werden.“

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes haben 2010 rund die Hälfte der geschiedenen Paare mindestens ein Kind unter 18 Jahren. Betroffen waren etwa 145 000 Minderjährige. Walschburger zufolge ist es erwiesen, dass sich Scheidungsverhalten auf die Kinder überträgt. Scheidungskinder würden später mit größerer Wahrscheinlichkeit ihre Beziehung oder Ehe beenden.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false