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Panorama: Stimmen der Vernunft

Der deutsche Kandidat für den Eurovision Song Contest soll von einer Jury bestimmt werden

Hamburg - Deutschlands Grand-Prix Macher gehen nach der Blamage von Belgrad auf Nummer sicher: Nicht mehr die TV-Zuschauer haben die Wahl, sondern eine Jury bestimmt den Kandidaten für den Eurovision Song Contest (ESC). „Für 2009 nehmen wir uns ganz bewusst eine Auszeit vom bislang üblichen Verfahren des deutschen Vorentscheids“, sagte Thomas Schreiber, ARD-Koordinator Unterhaltung, am Dienstag in Hamburg. „Wir erhoffen uns eine höhere Teilnahmebereitschaft von international erfolgreichen Künstlern, da wir ihnen den direkten Weg ins Finale in Aussicht stellen.“ Die Band No Angels hatte in diesem Jahr die nationale Qualifikation gewonnen und war im Finale in der serbischen Hauptstadt auf dem letzten Platz gelandet.

Professionelle Sänger, Autoren und Komponisten sollen nun Musiktitel einreichen. Bewerbungen müssen bis zum 22. Januar beim zuständigen Norddeutschen Rundfunk (NDR) eingehen. „Eine Jury wird entscheiden, wer am 16. Mai 2009 beim Finale in Moskau für Deutschland auf der Bühne stehen wird“, kündigte Schreiber an. Durch die Auswahl im Frühjahr sei gewährleistet, dass „die Songs zum Zeitpunkt des Wettbewerbs noch frisch sind“. Ob es eine ARD-Show geben wird, in der die Entscheidung der Juroren gezeigt oder der Kandidat dem Publikum Lieder zur Auswahl stellt, wollte der NDR zunächst nicht sagen. Die Verantwortlichen hatten oft die Bedeutung des Vorentscheids für die Zuschauerbindung an das Finale betont.

Erst vor wenigen Tagen entmachteten auch die internationalen ESC-Verantwortlichen die Zuschauer in allen Teilnehmerländern: Die Abstimmung des Publikums ist künftig nicht mehr das Maß aller Dinge, sondern geht nur noch zu 50 Prozent in die Wertung ein. Dazu soll es für jedes Land eine Jury geben, die zu ebenfalls 50 Prozent Einfluss auf die Punktevergabe der jeweiligen Nation hat. Für Diskussionen in der Grand -Prix-Gemeinde sorgte oft, dass renommierte Stars aus Angst vor Imageverlust eine Teilnahme ablehnten. Der Auftritt im ESC-Finale war ihnen nicht sicher, da sie zuvor gegen nationale Konkurrenten antreten und die Abstimmung der Zuschauer hinnehmen mussten. Bisweilen hatte so die PR- und schlagzeilenträchtige Spaßfraktion um Guildo Horn („Guildo hat euch lieb“) und Stefan Raab („Wadde hadde dudde da?“) die Nase vorn – auch wenn musikalisch möglicherweise bessere Kandidaten dabei waren.

Andererseits: Als Ende der 90er Jahre das Juryvotum abgeschafft und das Zuschauervotum eingeführt wurde, lautete der Grund, dass die Jury zuvor erfolglose Titel nominiert hatte. In der Tat verhalfen anschließend Guildo Horn und Stefan Raab mit ihrem Zuschauervotum dem Wettbewerb zu neuer Popularität. dpa

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