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Panorama: "Stolz Afrikas" ist am Boden - Fluggesellschaft kämpft um ihr Image

Die Bilder verzweifelter Retter am Strand von Abidjan treffen die aufstrebende Fluggesellschaft Kenya Airways hart. Nachdem ein Airbus der Gesellschaft wahrscheinlich 170 Menschen in den Tod gerissen hat, kämpft das ostafrikanische Unternehmen um sein Image, das sich nach der Privatisierung 1996 und dem Einstieg der niederländischen KLM stark verbessert hat.

Die Bilder verzweifelter Retter am Strand von Abidjan treffen die aufstrebende Fluggesellschaft Kenya Airways hart. Nachdem ein Airbus der Gesellschaft wahrscheinlich 170 Menschen in den Tod gerissen hat, kämpft das ostafrikanische Unternehmen um sein Image, das sich nach der Privatisierung 1996 und dem Einstieg der niederländischen KLM stark verbessert hat. Noch im vergangenen Jahr wurde Kenya Airways von Fachjournalisten zur besten Fluglinie Afrikas gewählt. Nun sieht sich das Unternehmen, das sich in Werbefeldzügen als "Stolz Afrikas" bezeichnet, Vermutungen gegenübergestellt, es warte seine Flugzeuge nicht ordnungsgemäß.

"Unser Sicherheitsstandard ist sehr hoch", versuchte Firmensprecher Koome Mwambia klarzustellen. "Das ist unser erster Unfall." Auch der technische Direktor, Dave Clarke, versicherte, dass Kenya Airways alle seine Maschinen nach internationalen Standards überprüfe. Seit der Gründung der Gesellschaft im Jahr 1977 habe es nie ernsthafte Probleme gegeben. Der jüngste Unfall verdüstere natürlich jetzt das Bild, bedauerte Clarke.

Kenya Airways ist eine der wenigen Fluggesellschaften, die Afrika von Osten nach Westen überqueren und in Zusammenarbeit mit westafrikanischen Linien die wichtigsten Staaten des Kontinents anfliegen. Dank der engen Kooperation mit KLM/Alitalia - die Niederländer halten 26 Prozent an dem afrikanischen Unternehmen - können Kenya Airways-Passagiere problemlos auch auf alle Kontinente jetten. In Afrika wurde dieses Angebot angenommen, 1999 überstieg das Passagieraufkommen erstmals die Millionen-Grenze.

Umso misslicher wirkt nun die Ankündigung vom vergangenen Freitag, die Flotte mit einer Gesamtinvestition von 750 Millionen US-Dollar modernisieren zu wollen. Vor drei Tagen war die heimische Presse noch voll des Lobes. Lautstark würdigte sie die "Expansionsstrategie" des ehrgeizigen Unternehmens. Nach dem Unfall jedoch wurde Clarke in Abidjan mit unangenehmen Fragen bombardiert, etwa ob Kenya Airways nicht wegen Sicherheitsmängeln neue Maschinen benötige. "Unsere Flugzeuge sind alle in einem perfekten Zustand", wehrte sich der Chef-Techniker gegen Kritik. Es gebe deshalb auch keinen Grund, für die übrigen Maschinen ein Startverbot auszusprechen. Kenya Airways wolle seinen Kunden ein Höchstmaß an Sicherheit und Komfort bieten. Deshalb würden neue Jets gekauft, die Boeing 737-700 sei einfach größer als der Airbus A310.

In Nairobi bemühte sich die Gesellschaft, den Angehörigen der Unfallopfer psychisch zu helfen. Schnell wurden in einem Luxushotel Ärzte und Krankenschwestern einquartiert, um verzweifelte Familienmitglieder mit ihrem Schmerz und ihrer Trauer nicht alleine zu lassen. Der für Journalisten wichtige Krisenstab wurde hingegen in einer weiter entfernten Nobelherberge eingerichtet. Offensichtlich will Kenya Airways die Angehörigen auf diese Weise vor der als aufdringlich geltenden kenianischen Presse schützen.

Hendrik Groth

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