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Auch katholische Seelsorger leiden unter Burnout.

© pa/dpa

Stress im kirchlichen Dienst: Bis zu 2000 katholische Seelsorger leiden unter Burnout

Nicht nur Beten und Meditieren - viele katholische Seelsorger haben auch Stress und kämpfen mit Burnout. Eine Studie der katholischen Kirche weist auf die Probleme dieses Berufsstandes hin.

Zwischen 1000 und 2000 katholische Seelsorger leiden unter Burnout oder sind akut von Burnout bedroht. Auch 500 bis 1000 Priester sind davon betroffen. Den katholischen Seelsorgern geht es aber noch besser als den Lehrern, Ärzten oder Sozialarbeitern.
Das hat eine Studie der katholischen Kirche über die Ressourcen und Belastungen von katholischen Seelsorgenden ergeben, die am Donnerstag in Berlin vorgestellt wurde.
Für die Studie hat eine Forschergruppe aus katholischen Psychologen, Medizinern und Theologen 8600 Priester, Diakone, Gemeinde- und Pastoralreferenten aus 22 der 27 katholischen Bistümer befragt. Es ging um die Lebenszufriedenheit, um seelische und körperliche Gesundheit und die Bewertung der Arbeit. Auch das Wohn- und Lebensumfeld wurde in den Blick genommen.

Die katholischen Seelsorger sind demnach ähnlich zufrieden mit ihrem Leben wie andere akademische Berufsgruppen. Doch nur ein Drittel der Priester sind gesundheitlich und psychisch so gut aufgestellt, dass sie ihre Aufgaben auch unter großem Stress problemlos bewältigen können. 40 Prozent können mit Belastungen nicht so gut umgehen, besonders dann nicht, wenn sie nicht ihren Fähigkeiten entsprechend eingesetzt werden. Als belastend empfinden die Seelsorgenden nicht die eigentliche seelsorgerliche Arbeit, sondern strukturelle Vorgaben der Kirche. So wird das Organisationsklima "eher kritisch beurteilt", ebenso die Zukunftsstrategien der Bistumsleitungen. Ein Drittel der Priester gibt außerdem an, dass sich der Zölibat "belastend auf ihren Dienst" auswirke. 12,5 Prozent kommen mit den Problemen, die sich aus dem Zölibat ergeben, nicht klar. Nicht wenige Priester leiden unter "emotionaler Einsamkeit". Aus der Umfrage wird außerdem deutlich, dass etliche Priester ein unreifes Verhältnis zu ihrer Sexualität haben, ihre sexuelle Orientierung gar nicht kennen oder diese nicht akzeptieren wollen. Genaue Prozentzahlen könne man hier noch nicht nennen, sagte der Psychologe und Theologe Christoph Jacobs von der Universität Paderborn. Die qualitative Auswertung der Umfrage sei noch nicht abgeschlossen. Viele Bistümer sind dabei, Gemeinden zu immer größeren Pfarrverbänden zusammenzulegen, so dass immer weniger Pfarrer für größere Einheiten zuständig sind. Die Anzahl der zu betreuenden Gemeinden spiele aber für die psychosomatische Gesundheit keine große Rolle, betonten die Forscher am Donnerstag. "Die strukturellen Bedingungen und gerade auch die Anzahl der zu betreuenden Gemeinden haben sehr wohl einen Einfluss auf die Gesundheit der Priester, sagt hingegen der Psychotherapeut und Theologe Wunibald Müller vom Recollectio-Haus in Münsterschwarzach. Müller behandelt seit vielen Jahren Priester und andere Kirchenmitarbeiter, die unter Belastungsstörungen leiden. Ansonsten aber deckten sich seine Erfahrungen mit der neuen Studie, sagt Müller. Auch was die Forscher über die Belastungen durch den Zölibat und die unreife Sexualität von Priestern herausgefunden haben, könne er bestätigen. Müller fordert seit Jahren, dass der Umgang mit der eigenen Sexualität viel deutlicher in der Priesterausbildung angesprochen werden müsse. Eine unreife Sexualität von Priestern war auch als Risikofaktor benannt worden, die sexuellen Missbrauch von Minderjährigen durch Priester begünstigen. Um die Gesundheit der Seelsorgenden zu fördern, sollten sie mehr als bisher nach ihren Fähigkeiten eingesetzt werden und nicht nur danach, wo gerade eine Lücke ist. Darin sind sich Wunibald Müller und die Forschergruppe einig. Die Zeichen stünden gut. Er beobachte ein Umdenken bei den Personalchefs der Bistümer, sagt Müller.

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