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Die Flugzeuge in Hamburg fliegen wieder.

© Daniel Bockwoldt/dpa

Stromausfall am Flughafen Hamburg: Schaden behoben - Flugzeuge heben wieder ab

Ein Kurzschluss legte den Flughafen lahm. Wenn Kritische Infrastruktur von Stromausfällen betroffen ist, kann das ernste Konsequenzen haben.

Nach dem Stromausfall hat der Hamburger Flughafen am Montag den Betrieb wiederaufgenommen. Techniker konnten den Schaden erfolgreich beheben, teilte die Flughafengesellschaft am Morgen mit. Ein Kurzschluss hatte den Stromausfall verursacht, noch ist unklar, was ihn ausgelöst hat. Dadurch wurde der komplette Flughafen lahmgelegt. Er ist mit jährlich mehr als 17 Millionen Passagieren nach eigenen Angaben der fünftgrößte in Deutschland.

Ab heute sollen alle Flüge wieder nach Plan stattfinden. Am Montag waren von den geplanten 214 Starts und 214 Landungen 23 Abflüge und zwölf Ankünfte gestrichen worden. Am Sonntag mussten 340 Flüge ausfallen. Betroffen waren mehr als 30 000 Passagiere. Nachdem feststand, dass keine Flüge mehr starten konnten, waren viele Passagiere nach Hause oder in ein Hotel gegangen. Mehr als 150 Fluggäste übernachteten auf Feldbetten im „Terminal Tango“, das sonst für Veranstaltungen genutzt wird. Das Deutsche Rote Kreuz hatte Betten aufgestellt.

Gestrandet. Mehr als 150 Passagiere mussten die Nacht auf Feldbetten im Hamburger Flughafen verbringen.
Gestrandet. Mehr als 150 Passagiere mussten die Nacht auf Feldbetten im Hamburger Flughafen verbringen.

© Daniel Bockwoldt/dpa

Passagiere wurden schlecht informiert

Viele Betroffene beklagten, dass sie schlecht informiert worden seien. „Niemand konnte uns sagen, was los ist“, berichtete Rentnerin Annie Vous von der dänischen Insel Fünen, die mit ihrer erwachsenen Tochter und zwei weiteren Verwandten die Nacht im „Terminal Tango“ verbrachte. Abiturientin Michelle Galauner beschrieb die Situation am Sonntag als Chaos: „Wir wurden von einem Schalter zum anderen gescheucht.“ Niemand hätte gewusst, was los war.

Die Chancen der Passagiere auf Entschädigungen stehen schlecht. Wird ein Flug annulliert oder verspätet er sich um mehr als drei Stunden, steht Betroffenen laut EU-Fluggastrechteverordnung eigentlich eine Entschädigung zu. Je nach Flugdistanz sind das 250 bis 600 Euro.

Die Fluglinien müssen aber nicht entschädigen, wenn Flüge wegen „außergewöhnlicher Umstände“ gestrichen werden müssen. Dazu gehören etwa Streiks, außerordentlich schlechtes Wetter und politische Instabilität. Ob ein Stromausfall an einem Flughafen ebenfalls dazugehören kann, müssten nach Angaben von André Schulze-Wethmar vom Europäischen Verbraucherzentrum Deutschland zunächst Richter klären.

Ein ähnlicher Fall sei in Berlin nicht ganz ausgeschlossen

Der Stromausfall am Hamburger Flughafen ist kein Einzelfall. Am verkehrsreichsten Flughafen der Welt in Atlanta im US-Bundesstaat Georgia war 2017 kurz vor Weihnachten der Strom ausgefallen. Ein Feuer in einem Kraftwerk hatte dort unter anderem die Notstromversorgung zerstört. Die gab es zwar auch am Hamburger Flughafen, sie ist aber nicht darauf ausgelegt, den kompletten Flughafen zu versorgen.

In Berlin hatte im März ein mutwillig herbeigeführter Kabelbrand zu einem Stromausfall bei mehr als 6000 Haushalten und 400 Gewerbebetrieben geführt. Später tauchte ein Bekennerschreiben auf, das auch den Berliner Flughafen als Ziel nannte. Der war allerdings nicht betroffen. Ganz ausschließen könne man auch in Berlin einen Zwischenfall wie in Hamburg nicht. Sobald es von dort mehr Informationen gebe, werde man sich das genau anschauen, sagte ein Sprecher der Flughafengesellschaft in Berlin. Die Technik werde regelmäßig gewartet. Außerdem seien die Flughäfen in der Hauptstadt über zwei verschiedene Leitungen an das Stromnetz angeschlossen. Innerhalb des Flughafens gebe es ebenfalls unterschiedliche Netze.

Längere Stromausfälle können gravierende Folgen haben

Vorfälle wie diese zeigen, wie schwer es ist, die sogenannte kritische Infrastruktur zu schützen. Dazu gehören nicht nur die Flughäfen und andere Transportwege wie der Bahnverkehr, sondern auch Krankenhäuser, die Wasserversorgung oder die Telekommunikation. Sie alle sind vom Strom abhängig. Sollten sie ausfallen, drohen der Gesellschaft Versorgungsengpässe. Längere Störungen können gravierende Folgen haben. Das Büro für Technikfolgenabschätzung im Deutschen Bundestag (TAB) hatte 2010 in einer Studie davor gewarnt, wie verwundbar die kritische Infrastruktur sei. Außerdem arbeitet das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) mit verschiedenen Akteuren am Schutz der kritischen Infrastruktur.

Unternehmer Thomas Leitert beschäftigt sich seit Jahren mit Blackout-Szenarien. Es sei wichtig, dass kommunale Organisationen sich untereinander vernetzten, um sich auf einen Stromausfall vorzubereiten. „Nur mit Zusammenarbeit funktioniert es“, sagt Leitert. In Berlin sei man auf einem guten Weg. Mit dem Projekt „Tanknotstrom“, an dem sich auch die Berliner Feuerwehr beteilige, soll zum Beispiel die Kraftstoffversorgung gesichert werden. Diese sei für den Betrieb der Notstromaggregate nötig, oft reiche das Diesel nur für wenige Stunden. mit dpa/AFP

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