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Children

© dpa

Studie: Helfer und Blauhelme missbrauchen Kinder

Machtmissbrauch an den Ärmsten der Armen: Angehörige von UN-Friedenstruppen und Mitarbeiter von Hilfsorganisation vergehen sich nach Angaben von Save the Children in Krisengebieten wie Haiti, dem Sudan und der Elfenbeinküste in erschreckendem Umfang an Frauen - und minderjährigen Kindern.

Erschreckende Zahlen: Unter den Opfern seien auch Kinder im Alter von erst sechs Jahren, wie die britische Hilfsorganisation in einer am Dienstag veröffentlichten Studie mitteilte. Die Kinder würden im Austausch gegen Lebensmittel, Seife oder Mobiltelefone zu sexuellen Handlungen gezwungen. Der Missbrauch habe ein ein "bedeutendes Ausmaß" erreicht. Der zuständige UN-Sprecher Nick Birnback nannte die Missbrauchsfälle "völlig inakzeptabel".

"Die Studie offenbart die abscheulichen Handlungen einer kleinen Zahl von Tätern, welche die verletzlichsten Kinder der Welt missbrauchen, statt sie zu beschützen", sagte Save-the-Children-Chefin Jasmine Whitbread. "Ein größerer Machtmissbrauch und eine schamlosere Gewalt gegenüber den Rechten von Kindern ist kaum vorstellbar."

Angst vor Vergeltung

Nach Angaben der Organisation sind neben Angehörigen der UN-Friedenstruppen auch Mitglieder vieler regierungsunabhängiger Organisationen in die Vorfälle verwickelt, darunter auch Save the Children selbst. Die Angst der Betroffenen vor Vergeltung oder einer Einstellung der Hilfen würden dazu führen, dass die Fälle nur selten ans Licht kämen. Die Organisation forderte international koordinierte Maßnahmen zur Überwachung und Aufdeckung des Missbrauchs.

Für die Studie arbeitete Save the Children mit hunderten Kindern aus armen Ländern und Krisenregionen wie der Elfenbeinküste, dem südlichen Sudan und Haiti zusammen. Auch aus der Demokratischen Republik Kongo waren in der Vergangenheit immer wieder sexuelle Übergriffe auf Minderjährige gemeldet worden.

Gute Absichten wurden nicht umgesetzt

Zwar hätten sich die Vereinten Nationen und internationale Hilfsorganisationen in den vergangenen Jahren stark engagiert, um das Problem zu bewältigen, erklärte die Organisation weiter. In vielen Fällen seien die "Ankündigungen und guten Absichten" jedoch nicht umgesetzt worden.

In den UN-Friedenstruppen ist sexueller Missbrauch von Kindern der Studie zufolge am weitesten verbreitet. Laut Save the Children wurden im vergangenen Jahr 15 Blauhelme und Mitarbeiter von UN-Partnerorganisationen angeklagt. UN-Sprecher Birnback räumte in der BBC ein, dass mehr gegen das Problem getan werden müsse. Es müssten Mechanismen geschaffen werden, die dafür sorgten, dass keines der Verbrechen unbemerkt und unbestraft bleibe. Die große Mehrheit der etwa 100.000 UN-Friedenstruppen in aller Welt diene aber ehrenhaft.

Bestrafung erfolgt im eigenen Land

Im vergangenen November waren mehr als 110 srilankische Blauhelmsoldaten wegen serienmäßigen sexuellen Missbrauchs von ihrem Einsatz in Haiti abberufen worden. Nach UN-Angaben hatten die Soldaten Frauen, darunter auch Minderjährige, für Sex bezahlt. Auch in der Elfenbeinküste, in der Demokratischen Republik Kongo und in Liberia waren UN-Soldaten in ähnliche Fälle verwickelt. Seit 2005 gehen die Vereinten Nationen hart gegen den sexuellen Missbrauch durch Blauhelmsoldaten und zivile UN-Beschäftigte vor, nachdem der Weltorganisation vorgeworfen wurde, das Problem lange vernachlässigt zu haben. Beschuldigte Soldaten werden in ihr Heimatland zurückbeordert und dort bestraft. (sba/AFP)

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