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Panorama: Sturm und Drang

Reggae-Trommeln statt Zither und Alphorn – Shaggy singt den offiziellen Song zur Fußball-EM. Jetzt stellte er „Feel the rush“ vor

Für einen Lederball reicht das Geld nicht. Also knautschte der kleine Orville Richard Burrell leere Milch- und Safttüten so lange rund, bis er sie über die Straßen seines Gettos in der jamaikanischen Hauptstadt Kingston kicken konnte. Ein Fußballprofi wurde Burrell nicht – und trotzdem leistet er jetzt zur Fußball-Europameisterschaft einen entscheiden Beitrag: Er singt den offiziellen Song zur EM.

Denn Musik zu machen, das hat Burrell gelernt. Shaggy, so nennt er sich, ist einer der bekanntesten Reggae-Musiker weltweit und verkaufte mit Hits wie „Oh Carolina“ und „Mr. Lover Lover“ mehr als 20 Millionen Alben. Jetzt will er mit „Feel the rush“ nicht nur Fans und Spielern in den Stadien einheizen, sondern auch einen Sommerhit landen. Am Montagabend wurde die Weltpremiere des Songs in der österreichischen Botschaft in Berlin gefeiert.

Dass er als Jamaikaner die EM-Hymne präsentiert, ist für Shaggy ganz logisch. „Ich bin der neutralste Typ, den man kriegen kann“, sagte er dem Tagesspiegel. Wenn beispielsweise ein Deutscher, Schweizer oder Österreicher den EM-Song singen würde, seien doch die anderen jeweils beleidigt. „Und die Engländer sind viel zu sauer, weil sie sich nicht qualifiziert haben. Außerdem sind wir Jamaikaner so endlich bei einem großen Fußballereignis dabei“, sagte Shaggy. Schon einmal hat er einen Fußball-Song gemacht: 1998, als sich die jamaikanische Nationalmannschaft zum ersten und auch einzigen Mal für eine Weltmeisterschaft qualifizierte. „Das war ein Riesending für alle Jamaikaner“, erinnert sich Shaggy. Er sei zusammen mit den Fans in den Stadien in Frankreich gewesen. „Wir alle waren wie elektrisiert“, so Shaggy. Diese Energie und diesen Rausch des Fußballs wolle er jetzt mit „Feel the rush“ ausdrücken.

Der Rhythmus des Songs, den es ab dem 16. Mai zu kaufen gibt, ist so eingängig, wie es typisch ist für Fußball-Hymnen und Sommerhits: Es wird viel getrommelt, ständig der Refrain wiederholt – und plötzlich pfeift man mit, ohne dass man’s merkt. Genau deshalb sei Reggae auch das beste Genre für einen Fußball-Hit, meint Shaggy: „Das ist Gute-Laune-Musik. Man denkt dabei an Jamaika und daran, eine gute Zeit zu haben. Darum geht es ja auch beim Fußball. Reggae und Fußball ist deshalb eine tolle Kombination.“ Im Video springt Shaggy erst am jamaikanischen Strand herum, wird dann von den Maskottchen Trix und Flix nach Österreich gelockt, wo er auf einem Traktor vorbei an Seen und Bergen hin zu einem Bauernhof und später ins Stadion kutschiert wird. Er trägt eine rote Trainingsjacke – obwohl die österreichische Tracht für ihn schon bereitlag. „Das sah aber überhaupt nicht cool aus, deshalb habe ich mich geweigert. Mein Stil sind Baggy-Hosen und ein lässiges Shirt“, sagte der Musiker. Ansonsten gefällt ihm Österreich aber gut. Mit viel Wald und Wasser sei es Jamaika sehr ähnlich. Dass die österreichische Nationalmannschaft Aussichten auf den EM-Sieg hat, habe ihm zwar der Botschafter eingeflüstert, aber daran will Shaggy nicht glauben: „Ich bin sicher, dass das deutsche Team zu den Favoriten gehört.“ Für Trainer Joachim Löw hat er auch gleich einen Tipp parat: „Wenn er ,Feel the rush’ in der Kabine spielt, spielen auch die Fußballer besser.“ Der „Mr. Boombastic“ des Fußballs findet sich laut Shaggy allerdings nicht im deutschen Team: „Das ist ganz klar der Portugiese Cristiano Ronaldo. Leider spielt er für Manchester United und ist für unsere jamaikanischen Mannschaften zu teuer. Wir sind schließlich ein Dritte-WeltLand.“

Das Lied im Internet:

www.tagesspiegel.de/sport

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