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Ken Talbot.

© AFP

Suche nach Milliardär: Ken Talbot: Verschollen in Afrika

Seit Samstag gibt es kein Lebenszeichen mehr von Ken Talbot. Der australische Multimilliardär war in einer Privatmaschine über dem Dschungel unterwegs.

Bangkok - 40 Minuten nach dem Start verschwand Ken Talbots Chartermaschine über dem westafrikanischem Dschungel vom Radarschirm. An Bord war der gesamte sechsköpfige Verwaltungsrat des australischen Minenkonzerns Sundance Resources, darunter der Minenmagnat, größter Sundance-Aktionär und einer der reichsten Australier, sowie zwei Briten, zwei Franzosen und ein Amerikaner. Die Maschine war unterwegs von Kameruns Hauptstadt Yaoundé nach Yangadou, einem Gebiet im Kongo, wo Sundance nach Eisenerz schürft.

In Australien ist die verschwundene Maschine Thema Nummer eins. Premier Kevin Rudd sprach von einem Vorfall, der „uns alle tief bewegt“. Bei der Suche werde „kein Mittel unterlassen“, Außenminister Stephen Smith persönlich führte die konsularischen Hilfsbemühungen. Auch Frankreich, die USA und Kanada versprachen Hilfe. Rettungsteams von Kamerun, dem Kongo und Gabun suchten am Montag den zweiten Tag in Folge am Boden und aus der Luft in dem „sehr schwierigen Gelände“ nach der Maschine, deren Wrack im wilden Grenzgebiet vermutet wird.

Offenbar war die ungeteerte Landepiste in Yangadou auch zu kurz für das gecharterte Doppel-Turbopropflugzeug. Üblicherweise werde Yangadou mit einer kleineren Maschine angeflogen, sagte George Jones, der 2009 den Sundance-Vorsitz abgab. Obwohl Grundsätze von Unternehmensführung gebrochen worden seien, hätten „Umstände die Mitglieder des Verwaltungsrats wohl gezwungen, alle die gleiche Maschine zu nehmen“. Zielort war das Mbalam-Eisenerzprojekt im südlichen Kamerun, das jährlich rund 35 Millionen Tonnen Erz über mindestens 25 Jahre erbringen soll. Sundance versuchte andere Stahlwerke und Investoren für die Mine zu interessieren, deren Kapazität vor zwei Wochen verdoppelt wurde.

Am Montag stellte der Schürfkonzern, der Talbot zu 18 Prozent gehört, alle Operationen im Gebiet ein und intensivierte die Suchbemühungen. Australiens Börse nahm Sundance-Aktien vorübergehend aus dem Handel. „Es schaut nicht gut aus“, sagte ein Sundance-Sprecher. „Es gibt kein Notsignal, kein Flugzeug.“ Talbot führt ein gigantisches Minen- und Immobilienimperium mit einem geschätzten Nettovermögen von rund 850 Millionen US-Dollar. In seiner Heimatstadt Brisbane gilt er als großzügiger Gönner, der Kirchen, Museen, einem Chor und einer Universität Millionen spendete. „Großzügig“ soll er sich auch gegenüber dem früheren Politiker Gordon Nuttall gezeigt haben, der wegen der Annahme illegaler Zahlungen sieben Jahre hinter Gittern verbringen muss.

Daniel Kestenholz

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