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Menschen sind auf ein Hausdach geflüchtet, um den Fluten zu entkommen.

© AFP

Südliches Afrika: Das Baby, das auf dem Baum geboren wurde

In Mosambik haben starke Regenfälle Teile des Landes unter Wasser gesetzt. Nur sind diesmal keine Fernsehkameras dabei.

Rosita Pedro Mabuiango wird in wenigen Wochen 13 Jahre alt. In ihrer Heimat Mosambik sieht es derzeit in Teilen so ähnlich aus wie am Tag ihrer Geburt. Rosita Pedro ist das berühmteste Kind Mosambiks. Ihre Mutter Sophia hat sie in der Flutkatastrophe im Jahr 2000 auf einem Baum geboren. Um sie herum tobte braunschlammiges Wasser – und im Wasser warteten die Krokodile.

Im Süden Mosambiks hat der Limpopo nach starken Regenfällen in den vergangenen zwei Wochen eine Seenlandschaft entstehen lassen. 55 Menschen sind umgekommen, 169 000 Menschen in Sicherheit gebracht worden oder in sichere Unterkünfte geflüchtet. In den Städten Guija und Chokwe fielen die Strom- und die Wasserversorgung aus. Die staatliche Katastropheschutzbehörde warnt vor einer Rückkehr in die Städte, obwohl das Hochwasser inzwischen wieder sinkt. Das Risiko von Krankheiten wie beispielsweise Cholera sei noch zu hoch.

Derweil wird auch der Norden des Landes überflutet. Dort kommt zu starken Niederschlägen noch eine Regenfront hinzu, die der Zyklon Felleng östlich des Inselstaates Madagaskar vor sich hertreibt. Ein Zyklon hatte im Jahr 2000 auch die katastrophale Flut ausgelöst, an der damals die Weltöffentlichkeit geradezu live teilnahm. Sophia Pedro und ihr Baby Rosita wurden am 1. März 2000 von einem Hubschrauber gerettet, in dem eine Journalistin der Nachrichtenagentur AFP mitflog, die dann auch das erste Interview mit Sophia Pedro sendete. Mehrere Fernsehstationen aus aller Welt berichteten tagelang von der Flutkatastrophe. In Deutschland wurde heftig darüber diskutiert, wann die damalige rot-grüne Regierung endlich Hubschrauber in den Süden Afrikas schicken würde. Dabei warnte die südafrikanische Luftwaffe zu diesem Zeitpunkt bereits davor, dass der Luftraum über dem Katastrophengebiet längst überfüllt sei.

Unter dem Druck der Öffentlichkeit schickte die Regierung schließlich zehn Hubschrauber nach Mosambik. 500 Millionen Dollar internationale Hilfe flossen nach Mosambik. Und Rosita Pedro wurde mit Geschenken überhäuft: Ochsen, ein Kühlschrank, ein Generator, eine Solarpaneele. Doch ihr Vater verkaufte die Gegenstände und verlor schließlich 2007 das Erziehungsrecht für seine Tochter. Seither ist Rosita Pedro nicht mehr in den mosambikanischen Schlagzeilen aufgetaucht. Und auch die aktuelle Flutkatastrophe findet sich dort nicht. Nach Einschätzung von Peter Hinn, dem Regionalkoordinator südliches Afrika der Welthungerhilfe, ist die Flut bisher auch noch relativ glimpflich verlaufen. Allerdings seit die Maisernte fast vollständig verloren, sagt er. „Der Mais steht seit November auf den Feldern“, sagte er dem Tagesspiegel. Die eigentliche Herausforderung werde darin bestehen, die Menschen nach der Flut zu ernähren. Die Hilfe läuft dieses Mal sehr schleppend an. Und Bilder gibt es bei sinkenden Pegeln auch bald keine mehr.

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