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Texas: Urteil: Aktion gegen Polygamisten-Sekte war illegal

Für 400 Kinder, die unter einer "Kultur des sexuellen und emotionalen Missbrauchs" gelebt haben sollen, war es vermutlich eine Befreiung - die Justiz sieht darin religiöse Diskriminierung. Der Staat hätte die Kinder aus einer Polygamisten-Sekte in Texas nicht von ihren Eltern wegnehmen dürfen, sagt das Gericht.

Das spektakuläre Vorgehen der US-Behörden gegen eine Polygamisten-Sekte im Bundesstaat Texas im April war nach dem Urteil eines Berufungsgerichts nicht rechtens. Die Familienbehörden hätten den Eltern nicht über 400 Kinder wegnehmen dürfen, entschied das Gericht in Austin. Die Behörde hätten nicht ausreichend nachgewiesen, dass die Kinder in akuter Gefahr gewesen seien, berichtete der TV-Sender CNN. Allerdings bedeutet dies nicht, dass die Kinder jetzt zur Sekte zurückkehren könnten, sagte ein Rechtsexperte des Senders.

Die Aktion gegen die abtrünnige Mormonen-Sekte "Fundamentalist Church of Christ of Latter-Day Saints" hatte Anfang April weltweite Schlagzeilen gemacht. Viele Kinder wurden nach Angaben der zuständigen texanischen Familienbehörde zur Heirat gezwungen und sexuell missbraucht. Ein Gericht hatte zunächst entschieden, dass der Bundesstaat Texas das Sorgerecht übernimmt. Die Kinder wurden bei Pflegefamilien untergebracht, dagegen hatten ihre Mütter protestiert.

Die Staatsanwaltschaft hatte seinerzeit von einer "Kultur des sexuellen und emotionalen Missbrauchs" in der Kolonie gesprochen. Unter anderem habe ein 50-jähriger Mann ein Verhältnis mit einer 16-Jährigen gehabt und das Mädchen geschwängert. Mehr als 20 in der Kolonie lebende minderjährige Mädchen seien schwanger gewesen oder hätten bereits Kinder bekommen. Die Rechtsanwälte der Sekte beschuldigen die Behörden dagegen der religiösen Diskriminierung.

Nach Angaben von Experten gibt es rund 10.000 Anhänger der Sekte, die zumeist an der Grenze zwischen Utah und Arizona leben. Die Sekte hatte sich von der offiziellen Mormonen-Kirche getrennt, nachdem diese 1890 die Polygamie aufgegeben hatte. (ut/dpa)

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