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Tier-Liebe: Das Flehen der Schwanendame

Im Allwetterzoo Münster wird "Petra" mit sechs hübschen Artgenossen bekannt gemacht. Bleibt die Schwanendame dennoch ihrer Tretbootliebe treu? Berichte von der Romanze gehen inzwischen um die ganze Welt.

Münster - Die schwarze "Petra" ist ziemlich aufgeregt. Wieder einmal haben sich zahlreiche Neugierige eingefunden, die sie und ihre große Liebe fotografieren wollen. Die Tierdame, die mit ihrer Liebe zu einem Tretboot in Schwanengestalt die Aufmerksamkeit der gesamten Republik auf sich zieht, hat es angenehm in ihrem Winterquartier, dem Allwetterzoo Münster, wo sie seit November vergangenen Jahres lebt. Doch heute geht es raus - aus dem behüteten Pelikan-Haus hinaus auf den kleinen Teich des Zoos, zu den anderen Trauerschwänen.

"Wir wollen sehen, wie sich die 'schwarze Petra' gegenüber ihren Artgenossen verhält", sagt Zoodirektor Jörg Adler. Wenn sich ein - im Gegensatz zum Plastiktretboot - lebender Schwan findet, der Petras Liebesflehen erhört, kann sie im Zoo bleiben. Ansonsten geht es bald wieder zurück Richtung Aasee. "Die Chancen sind allerdings sehr gering, dass sie sich umorientiert", sagt Adler. Der Zoochef hat sich bei Verhaltensbiologen informiert. Einhellige Meinung: Der Schwan wird wohl seinem Boot treu bleiben.

Romanze im Blitzlichtgewitter

Macht aber auch nichts, denn erst einmal bestaunt das stolze Tier den Rummel. Während vier Mitarbeiter des Zoos das Tretboot auf einen Wagen hieven, wird die immer noch innig verliebte "Petra" von Tierpflegerin Monika Ewering getragen. "Die Zeit im Zoo hat Petra gut getan, sie ist gut erholt", sagt sie. Natürlich hat der liebestolle Schwan auf seine Figur geachtet. Knapp 2,7 Kilo sind es, nicht mehr und nicht weniger als zu Beginn der Romanze im Frühjahr 2006.

Das Schauspiel, das der Umzug des echten Trauerschwans und des überdimensionalen Plastikschwans bietet, lässt auch die anderen Tiere des Zoos nicht ungerührt. Selbst die sonst eher stoischen Nashörner gehen - soweit ihr Gehege es zulässt - ein Stück des Weges mit und bestaunen mit großen Augen das Blitzlichtgewitter. "Petra" blickt derweil nur geradeaus, Richtung Tretboot.

Wenn "Petra" mit will, darf sie gehen

Als das große Boot in den kleinen Teich gelassen wird, verfolgt die "Petra" den "Stapellauf" ganz genau. Dennoch bleibt sie erst einmal am Ufer - allerdings keine zwei Meter von ihrem Geliebten entfernt. Weiter entfernt tummeln sich derweil die Trauerschwäne des Zoos, unter ihnen der potenzielle neue Gefährte "Petras". "Jetzt müssen wir abwarten, wie die anderen Tiere auf 'Petra' reagieren. Ob sie sie ablehnen oder ihr eine bessere Alternative als das Plastikboot bieten, und ob 'Petra' überhaupt will. Jetzt ist alles offen", sagt der Zoodirektor.

Spätestens am 28. März wird sich zeigen, ob die "Petra" im Zoo bleibt. Denn dann muss das Boot zurück auf den Aasee, wo es wieder zahlende Kunden über das Gewässer chauffiert. Wenn "Petra" mit will, darf sie gehen. Adler: "Ich würde es sogar begrüßen, denn dort hat schließlich alles angefangen." Allerdings würde er dann "häufiger am Aasee joggen oder spazieren gehen, um 'Petra' zu besuchen".

Auch die Chinesen kennen "Petra"

Wie berühmt "Petra" ist, zeigt der Besuch von Jun Zhou. Die Chinesin studiert in Münster Kommunikationswissenschaften und hat die Romanze zwischen Wasservogel und Tretboot im Reich der Mitte bekannt gemacht. Mittlerweile gibt es sogar chinesische Zoos, die damit werben, dass sie ebenfalls Trauerschwäne haben. Wahrscheinlich aber keine bis über beide Flügel verliebten. (Von Ralf Michalak, ddp)

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