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Solche Bilder wird es in Katalonien bald nicht mehr geben.

© dpa

Tierschutz: Katalonien verbietet Stierkämpfe

Das Parlament von Katalonien hat die Abschaffung des Stierkampfes beschlossen. Katalonien ist damit die erste Region auf dem spanischen Festland, die den umstrittenen Brauch verbietet.

Die Tierschützer der Bürgerinitiative „Prou“ jubeln. „Jahrhunderte der Grausamkeit sind beendet.“ Sie haben einen historischen Sieg errungen. Das Parlament der nordspanischen Region Katalonien, zu der auch die Urlaubsküste Costa Brava gehört, verbot die heftig umstrittenen Stierkämpfe. „Eine neue Epoche beginnt“, erklärt Prou („Genug“). Die Tierschützer hoffen, dass ihr Erfolg den „Kreuzzug gegen die Stierkämpfe vorantreiben“ werde. Kaum war das Abstimmungsergebnis verkündet, schallten Freudenschreie durch das Parlamentsgebäude in Barcelona. Die Sieger umarmten sich. Toreros, die auf der Zuschauertribüne saßen, machten lange Gesichter, hatten Tränen in den Augen. Die Polizei hatte vor dem Parlamentspalast Mühe, Stierkampffreunde und -feinde zu trennen: „Ignoranten“, skandierten die einen. „Endlich ein Ende der Grausamkeiten“, riefen die anderen. Nach einer heftigen Debatte stimmten 68 Abgeordnete – vor allem der katalanischen Regionalparteien und der regierenden Sozialisten – für ein Verbot, 55 waren dagegen. Die konservative und traditionsliebende Volkspartei sah nach der Entscheidung rot. Sie will Kataloniens Stierkämpfe nun mithilfe des Verfassungsgerichtes retten. Zudem will sie bei der Weltkulturorganisation Unesco beantragen, dass der Stierkampf „als Kulturerbe der Menschheit geschützt wird“.

Von 2012 an, so der Gesetzesbeschluss, werden auf katalanischem Gebiet keine Stiere mehr in der Arena getötet. Eine Entscheidung, der viel symbolische Kraft zukommt, aber nur wenigen Kampfbullen das Leben retten wird. Zuletzt wurden in der Region nur noch in Barcelona selber Stierkämpfe veranstaltet. Im vergangenen Jahr genau 18, bis Ende 2010 dürften es kaum mehr sein. Stierkämpfe sind im politisch eigenwilligen Katalonien, das zunehmend auf Unabhängigkeit von Spanien pocht, schon länger unbeliebt. Vor allem, weil diese Tradition der „fiesta nacional“ als ziemlich spanisch gilt. Eine andere Variante der Stierquälerei ist hingegen sehr populär in Katalonien und weiterhin legal: die Stierhatz namens „correbous“, bei der Kampfbullen als Höhepunkt der Dorffeste durch die Gassen gejagt werden. Zum Teil mit brennenden Hörnern. Oder malträtiert mit Knüppeln. In vielen Küstenorten endet das Treiben an der Hafenmole, wo die Rindviecher zum Sprung ins Wasser gezwungen werden. Beim „correbous“ werden die Stiere zwar nicht später in der Arena von einem Torero getötet. Nicht wenige Tiere brechen aber nach dieser unbarmherzigen Treibjagd erschöpft zusammen. Ertrinken im Wasser. Erhalten den Gnadenschuss.

Katalonien ist nun nach den Kanarischen Inseln die zweite spanische Region, welche den Stierkampf verbietet. Im restlichen Spanien ist der Stierkampf immer noch fester Bestandteil der Stadt- und Dorffeste. Der Statistik zufolge werden jedes Jahr etwa 17 000 Stierkämpfe oder Stierrennen veranstaltet, welche die Kassen klingeln lassen.

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