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Tierseuche: Wieder Vogelgrippe-Ausbruch in China

In China kommt es immer häufiger zu Ausbrüchen der Vogelgrippe. Zum vierten Mal in knapp drei Wochen meldeten die Behörden am Freitag einen neuen Nachweis des aggressiven Erregers H5N1.

Peking/Hanoi/New York - Nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums in Peking wurden in der nordostchinesischen Provinz Liaoning 370.000 Tiere notgeschlachtet. Auch Vietnam registrierte drei weitere kleine Vogelgrippe-Ausbrüche im Norden des Landes. Rund 6000 Vögel in der Provinz Bac Giang seien verendet, die Gegend wurde desinfiziert. UN-Generalsekretär Kofi Annan erneuerte unterdessen in New York die Warnung der Vereinten Nationen vor einer weltweiten Grippe-Epidemie, die Millionen Menschen das Leben kosten könne.

«Jeden Tag läuten die Alarmglocken lauter», sagte Annan am Donnerstag (Ortszeit) in einer Rede über die Gefahren der Vogelgrippe vor Gesundheitsexperten. «Und wenn wir den künftigen Verlauf von H5N1 auch nicht kennen, so wissen wir doch dies: Wenn die Übertragung vom Menschen auf den Menschen erst einmal stattgefunden hat, hätten wir nur einige Wochen, um die Ausbreitung zu stoppen, bevor sie außer Kontrolle geraten würde.» Experten fürchten eine Wandlung des Tierseuchenerregers zu einem für Menschen gefährlichen Supervirus, das so tödlich wie die Vogelgrippe und so ansteckend wie die menschliche Influenza sein könnte.

Um eine solche Katastrophe zu verhindern, müsse jetzt dringend gehandelt werden, forderte Annan: Unverzüglich müsse mehr Geld für tierärztliche Kontrollen ausgegeben werden. Die Bauern, bei deren Hühnern das Virus festgestellt werde, müssten entschädigt werden, da sie sich sonst nicht melden würden. Auch das enge Zusammenleben von Mensch und Tier in vielen Entwicklungsländern könne so nicht weitergehen. «Obwohl es schwer sein wird, müssen wir Wege finden, um dieses Zusammenleben zu strukturieren», sagte Annan.

Bei dem neuen chinesischen Ausbruch waren die ersten Tiere am 26. Okotober verendet. Experten hätten am 3. November das Virus H5N1 bestätigt, dem 8940 Tiere direkt zum Opfer gefallen seien, berichtete das Landwirtschaftsministerium. Experten vermuteten, dass Zugvögel das Virus verbreitet haben könnten, da die betroffenen Kreise an einer Vogelzugroute liegen. Es seien auch wilde Vögel und etwa 20 Elstern tot aufgefunden worden. Es war der achte gemeldete Ausbruch der Vogelgrippe in China seit Jahresanfang.

Die Welttiergesundheitsorganisation (OIE) hat bislang mehr als 3300 Vogelgrippe-Ausbrüche in 14 Ländern registriert, rund 3200 davon in Vietnam, Thailand und Indonesien. In Europa wurden H5N1-Ausbrüche bislang bei Vögeln in Kroatien, Rumänien, Russland und in britischer Quarantäne bestätigt.

In Saudi-Arabien, wo bislang kein H5N1-Fall festgstellt wurde, entledigen sich derweil viele Vogelbesitzer aus Angst vor der Grippe ihrer gefiederten Freunde. Ängstliche Tierbesitzer ließen ihre Vögel reihenweise beim Tierarzt einschläfern, berichtete die Zeitung «Arab News» (Freitag). Deborah Sahid von der Tahilia International Veterinärklinik in Dschidda sagte der Zeitung außerdem, viele besorgte Saudis setzten ihre Vögel einfach aus. Dies sei schlimm, da die an das Leben im Käfig gewöhnten Tiere draußen oft nicht überlebten. Außerdem könne gerade das Aussetzen der Vögel zu einer möglichen Verbreitung der Vogelgrippe in Saudi-Arabien führen. (tso/dpa)

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