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Des Mordes an Kim Wall angeklagt: Der dänische U-Boot-Bauer Peter Madsen

© dpa/AP/Ritzau/Hougaard Niels

Update

Prozessauftakt gegen U-Boot-Bauer: Peter Madsen: Journalistin Kim Wall ist an giftigen Gasen erstickt

Er galt als verrückt, aber genial. Dann starb an Bord des U-Boots von Peter Madsen die schwedische Journalistin Kim Wall. Der Däne bestreitet, die Reporterin ermordet zu haben.

Zum Auftakt seines Mordprozesses in Kopenhagen hat der dänische U-Boot-Tüftler Peter Madsen eine weitere Version des Todes der schwedischen Journalistin Kim Wall präsentiert, deren Ermordung er weiter bestreitet. Sie sei nach einem Druckabfall im Inneren des U-Bootes an giftigen Gasen erstickt, sagte der 47-Jährige am Donnerstag. Die Staatsanwaltschaft zeichnete dagegen das Bild eines sexuell perversen Sadisten, der von Enthauptungen besessen war.

Er bleibe dabei, dass er Wall nicht getötet habe, sagte Madsen vor Gericht. In Polizeiverhören habe er sich nur deshalb mehrfach widersprüchlich zu Walls Schicksal geäußert, um deren Angehörigen die "schrecklichen" Umstände ihres Todes durch einen Unfall zu ersparen. Die junge Frau sei nach einem plötzlichen Druckabfall erstickt. Er sei zu dem Zeitpunkt an Deck gewesen und habe die Luke aufgrund von Unterdruck nicht öffnen können.

Madsen verwickelte sich in Widersprüche

Wall hatte Madsen am 10. August vergangenen Jahres auf dessen U-Boot besucht, um ein Interview mit ihm zu führen. Einen Tag später sank das U-Boot in der Köge-Bucht vor Kopenhagen, Madsen wurde gerettet. Er gab zunächst an, die Journalistin am Vorabend wohlbehalten an Land abgesetzt zu haben.

Teile von Walls Leiche wurden später im Meer entdeckt, sie wiesen Schnitt- und Stichverletzungen auf. Madsen machte in Verhören widersprüchliche Äußerungen zum Schicksal der Journalistin. Unter anderem gab er an, sie sei gestorben, als ihr die Luke des U-Boots auf den Kopf gefallen sei. Ihr später gefundener Schädel wies jedoch keine entsprechenden Verletzungen auf.

Dem 47-Jährigen wird vorgeworfen, Wall an Bord seines selbst gebauten U-Boots gefesselt, misshandelt und ermordet zu haben, bevor er ihre Leiche zerstückelte und in Plastiksäcken im Meer versenkte.

Gutachten weist "psychopathische Züge" nach

Staatsanwalt Jakob Buch-Jepsen zitierte vor Gericht aus einem psychologischen Gutachten, wonach Madsen "extrem unzuverlässig" und "hochgradig sexuell abartig" sei. Der 47-Jährige weise narzissistische und psychopathische Züge auf, sei manipulativ und habe einen "schweren Mangel an Mitgefühl und Reue".

Der Staatsanwaltschaft zufolge suchte Madsen am Morgen des 10. August - wenige Stunden vor Walls Tod - mit den Stichworten "geköpftes Mädchen Todeskampf" im Internet, woraufhin er sich ein entsprechendes Video angesehen habe. Wenige Tage vorher, am 26. Juli, habe er ähnliche Videos angeschaut, sagte Buch-Jepsen. Auf die Frage, warum er diese Videos geschaut habe, antwortete Madsen, "um zu weinen und Gefühle zu empfinden". Mit sexuellen Fantasien habe dies nichts zu tun.

Letzte SMS kurz vor ihrem Tod

Im Gerichtssaal anwesend waren auch die Eltern von Kim Wall. Auf einem Bildschirm wurden die letzten SMS gezeigt, welche die 30-Jährige von Bord des U-Boots an ihren Freund geschickt hatte, bevor es auf Tauchfahrt ging. "Ich lebe übrigens noch", schrieb sie am 10. August um 20.15 Uhr augenzwinkernd. "Wir gehen jetzt runter. Ich liebe Dich!!!!!!"

Die Anklage wirft Madsen neben Mord schweren sexuellen Missbrauch sowie Leichenschändung vor. Nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft folterte und tötete der 47-Jährige die junge Frau, um seine sexuellen Fantasien auszuleben. Er habe den Mord geplant und eigens Messer, spitze Schraubenzieher, Plastikschnüre und Rohre an Bord gebracht, um seinen Plan in die Tat umsetzen zu können.

Ein Urteil wird am 25. April erwartet

Eine Autopsie der zerstückelten Leiche brachte keine Klarheit über die Todesursache. Die Ermittler gehen davon aus, dass Madsen Wall erwürgte oder ihr die Kehle durchschnitt. In dem Prozess wird am 25. April ein Urteil erwartet. Insgesamt 37 Zeugen sind geladen, darunter Gerichtsmediziner und andere Experten. (AFP)

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