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Tod von Michael Jackson: Leibarzt dementiert Morphiumvergabe

Der Tod von Popstar Michael Jackson gibt weiter Rätsel auf. Sein Privatarzt, der texanische Kardiologe Conrad Murray, ließ über seinen Anwalt versichern, er habe dem "King of Pop" keine morphiumähnlichen Schmerzmittel verabreicht.

Der Tod von Popstar Michael Jackson gibt weiter Rätsel auf. Sein Privatarzt, der texanische Kardiologe Conrad Murray, ließ am Sonntag über seinen Anwalt versichern, er habe dem "King of Pop" keine morphiumähnlichen Schmerzmittel verabreicht.

Kurz vor seinem Tod – Jackson war vergangenen Donnerstag überraschend an Herzversagen gestorben – soll der angeblich medikamentensüchtige Star von Murray eine Spritze mit dem starken Schmerzmittel Demerol bekommen haben. Der Mediziner habe bis zum Eintreffen von Rettungssanitätern verzweifelt versucht, den Sänger wiederzubeleben. Diese Berichte dementierte jetzt der Rechtsanwalt des Arztes, Edward Chernoff. Entsprechende Äußerungen seien "absolut falsch". Murray habe Jackson weder mit Demerol versorgt noch es ihm verschrieben.

Murray, der den Sänger seit Mai medizinisch betreut hatte und ihn nach seinem Zusammenbruch wiederzubeleben versuchte, stand der Polizei in der Nacht auf Sonntag Rede und Antwort. Einzelheiten der etwa dreistündigen Befragung wurden nicht mitgeteilt. Die Polizei erklärte nur, der Arzt sei kooperativ gewesen.

Auf der Suche nach Beweismitteln für einen möglichen Medikamentenmissbrauch hatten die Ermittler auch Murrays Auto beschlagnahmt. Ausdrücklich nannten sie den Herzspezialisten aber "nicht verdächtig". Auch Chernoff teilte mit, der Mediziner sei als Zeuge und nicht als Beschuldigter gehört worden.

Jacksons Familie wiederum warf dem Arzt vor, ihr die Informationen über die letzten Stunden des Popstars zu verweigern. Der US-Bürgerrechtler Jesse Jackson, ein enger Freund der Familie, sagte dem Nachrichtensender CNN nach einem Besuch bei den Angehörigen, sie seien wegen Murrays Rolle zunehmend beunruhigt und verstört. "Wann kam der Doktor? Was machte er? Gab er ihm eine Spritze? Und wenn ja, was für eine?"

Nachdem die offizielle Autopsie vom Freitag noch kein endgültiges Ergebnis gebracht hatte, veranlasste die Familie überraschend eine zweite Obduktion. Ergebnisse wurden zunächst nicht bekannt. Nach Angaben der Gerichtsmedizin kann man sich nach der ersten, offiziellen Autopsie noch nicht zur Todesursache äußern. Es seien jedoch zusätzliche toxikologische Untersuchungen angeordnet worden, deren Ergebnisse erst in vier bis sechs Wochen vorliegen dürften. Lediglich Gewalt könne man als Todesursache ausschließen. Zudem bestätigte die Polizei, dass Jackson verschreibungspflichtige Arzneimittel genommen hat. "Die Wahrheit muss noch herauskommen", sagte auch der Vater Joe Jackson.

Zuvor war der Leichnam des "King of Pop" vom gerichtsmedizinischen Institut in Los Angeles freigegeben und auf Wunsch der Familie an einen geheim gehaltenen Ort gebracht worden. Einen Zeitpunkt für die Beerdigung gab es noch nicht. Die Familie ist Medienberichten zufolge uneins, wo der Sänger beerdigt werden soll. Im Gespräch ist, aus seiner Neverland Ranch nach dem Vorbild der Elvis-Presley-Gedenkstätte eine Art Graceland zu machen.

Laut Los Angeles Times hat die Familie inzwischen mehrere Angebote, den Abschied mit einer Serie von großen Konzerten zu begehen. Die Zeitschrift The Hollywood Reporter berichtete, die Familie sei "gespalten und durcheinander". Vor allem die Brüder überlegten, wie sie möglichst viel aus "Jackos" Erbe machen könnten. Der Star war zwar massiv verschuldet, hinterlässt aber lukrative Musikrechte.

Zudem verdichten sich die Anzeichen, dass es auch um die Kinder zu einem Tauziehen kommt. Medienberichten zufolge erwägt Jacksons frühere Frau Debbie Rowe, Anspruch auf das Sorgerecht für die beiden älteren Kinder zu erheben, deren leibliche Mutter sie ist. Die Mutter des kleinen Blanket (offizieller Name: Prince Michael Jackson II) ist nicht bekannt. Alle drei Kinder wollten jedoch bei den Großeltern bleiben, berichtete tmz.com unter Hinweis auf Angehörige. Die Familie stehe hinter diesem Wunsch. Derzeit sind die Kinder in der Obhut ihrer Großmutter, Katherine Jackson.

Unterdessen setzten zahllose Fans rund um den Globus auch am Wochenende ihre Trauerbekundungen fort. Die Familie bedankte sich bei den Anhängern für die Unterstützung. "Bitte verzweifelt nicht, weil Michael in jedem von Euch weiterleben wird", hieß es in einer von Joe Jackson veröffentlichten Erklärung. "Verbreitet seine Botschaft weiter, denn das hätte er sich von Euch gewünscht. Macht weiter, damit sein Vermächtnis für immer lebt."

Zumindest in den aktuellen Hitparaden ist dies der Fall, Jackson dominiert mit seinen Alben und Hits die vorderen Plätze. In Großbritannien etwa steht nach Angaben der Musikmarktforscher seine Hitsammlung Number Ones aus dem Jahr 2003 an der Spitze der Album-Charts – nachdem es in der Vorwoche noch auf Platz 121 platziert war. Auf die vorderen Chartpositionen der 200 meistverkauften CDs stürmten 43 Jackson-Singles und 11 Alben von Jackson und der Familienband The Jackson 5.

ZEIT ONLINE, dpa, Reuters

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