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Todesschüsse von Groitzsch: Täter bezeichnet sich als Opfer

Weinend erzählt der mutmaßliche Todesschütze von Groitzsch dem Landgericht Leipzig seine Sicht der Dinge: Er sei kein dreifacher Mörder, sondern ein Opfer.

Der wegen des Mehrfachmordes in Groitzsch angeklagte Guido N. hat sich am Donnerstag vor Gericht als Opfer von Gewalt und Dieben dargestellt. Alle drei Taten habe er in Notwehr begangen, weil er sein Leben und sein Eigentum schützen wollte, sagte er am Donnerstag vor dem Landgericht Leipzig. Der Angeklagte war psychisch offensichtlich mitgenommen, er bracht mehrmals in Tränen aus, die Verhandlung musste unterbrochen werden. Der psychiatrische Gutachter Norbert Leygraf bezweifelte hingegen, ob N. wirklich emotional so mitgenommen war.

Der Angeklagte aus dem oberpfälzischen Cham ist wegen zweifachen Mordes und Körperverletzung mit Todesfolge angeklagt. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, im August vergangenen Jahres den 19-jährigen Patrick B. und den 23 Jahre alten Denis H. in einer Scheune in Groitzsch mit Revolverschüssen ermordet zu haben. Außerdem soll er im April 2009 den 27-jährigen Tino L. mit mehreren Schüssen so schwer verletzt haben, dass dieser im Krankenhaus starb.

N. erklärte am Donnerstag, er sich habe ständig bedroht gefühlt und dauernd Angst, zum Teil auch Halluzinationen gehabt und „weiße Mäuse gesehen“. In den Monaten zuvor hätten Diebe seine alten Autos und Maschinen in der Scheune zerstört, der Schaden habe 29 000 Euro betragen, er sei am Boden zerstört gewesen. In der Tatnacht im August habe plötzlich eine Gestalt in der Scheune vor ihm gestanden.

Er habe gerufen „Stehen bleiben, oder ich schieße“ und dann abgedrückt, sagte N. am Donnerstag vor dem Landgericht Leipzig. Der Mann sei dann zusammengebrochen. Als er über ihn stieg, habe er einen zweiten Schuss aus seinem Revolver abgegeben, zu einem in der Nähe liegenden Metallfuß gegriffen und ihn damit geschlagen. Warum er dies tat, könne er heute nicht erklären.

Wenig später sei dann eine zweite Person aufgetaucht. Als er plötzlich von dessen Taschenlampe geblendet worden sei, habe er wieder abgedrückt. Wo er ihn getroffen habe, wisse er nicht. „Als er dann lief und um sich schlug, habe ich noch mal abgedrückt“, sagte N. Außen vor der Halle habe ihn der Mann dann von hinten umklammert, „da habe ich ihm mit dem Waffengriff auf den Kopf geschlagen“. An mehr könne er sich nicht erinnern.

Auch die erste Tat im April 2009 stellte N. als Notwehr dar. Er sei von dem ihm völlig unbekannten Mann auf dem Feldweg beschimpft und angegriffen worden und habe schließlich geschossen. Für die Taten bat er um Entschuldigung. „Ich bete täglich für die Toten“, sagte N. Er empfinde „Scham und Schuld“ für die Taten. Er werde keine Waffe mehr in die Hand nehmen, „außer im jagdlichen Umfeld“. (dapd)

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