zum Hauptinhalt

Panorama: Tödliche Massenpanik

Mehr als hundert Pilger sterben im Süden Indiens

Idduki - Bei einer Massenpanik während einer hinduistischen Pilgerfeier im Süden Indiens sind mehr als hundert Menschen ums Leben gekommen. Dutzende weitere wurden bei dem Unglück am Freitagabend in der Nähe des Sabarimala- Schreins verletzt, einige von ihnen schwer, wie die Behörden des Bundesstaates Kerala am Samstag mitteilten. Auslöser der Panik war offenbar ein Fahrzeug, das in die Pilgermenge raste.

Das Drama ereignete sich in einer abgelegenen Bergregion im Bezirk Idduki, rund 200 Kilometer von Keralas Hauptstadt Thiruvananthapuram entfernt, als Pilger nach einer mehrtägigen Zeremonie am hinduistischen Schrein auf dem Heimweg waren. Zu der Feier strömen alljährlich zwischen drei und vier Millionen Pilger. Nach Angaben der Polizei verlor der Fahrer eines voll bepackten Geländewagens die Kontrolle über sein Fahrzeug und fuhr in die Menge. Das alles spielte sich demnach auf einer engen Bergstraße inmitten eines dichten Waldes rund zehn Kilometer vom Schrein entfernt ab. Bislang seien 104 Todesopfer bestätigt worden, sagte Keralas Innenminister Jaya Kumar. Die Regierung von Kerala leitete eine Untersuchung ein.

Einsatzkräfte kamen bei der Suche nach den Opfern nur mühsam voran, weil sie zunächst in das entlegene Gebiet vordringen mussten und dort dichter Nebel herrschte. Das indische Fernsehen zeigte, wie Opfer über die Köpfe zahlreicher Pilger hinweg zu den Einsatzkräften gereicht wurden. Besorgte Pilger suchten in den Krankenhäusern der Umgebung nach ihren Angehörigen, während Behördenvertreter versuchten, die Todesopfer zu identifizieren.

Indiens Regierungschef Manmohan Singh drückte den Angehörigen der Opfer sein Mitgefühl aus und sagte Entschädigungszahlungen von je 100 000 Rupien (1 600 Euro) an die nächsten Verwandten der Todesopfer zu. Verteidigungsminister A.K. Antony sprach von einer „Tragödie jenseits jeglicher Vorstellungskraft“. 1999 waren während der alljährlichen Feierlichkeiten am Sabarimala-Schrein mehr als 50 Pilger bei einem Erdrutsch ums Leben gekommen.

Mangelnde Sicherheitsvorkehrungen und überfüllte Zugänge führen immer wieder dazu, dass in Indien religiöse Großereignisse von Massenpaniken überschattet werden. Schon ein Gerücht kann eine Panik auslösen. Im August 2008 brach in einem Hindu-Tempel am Fuße des Himalaya im Bundesstaat Himachal Pradesh eine Massenpanik aus, bei der 150 Menschen starben. Im März 2009 wurden mehr als 60 Menschen in einem Tempel im Norden Indiens zu Tode getrampelt. Bei einer Massenpanik vor einem Hindu-Tempel im Osten des Landes starben im Oktober vergangenen Jahres mindestens zehn Menschen. AFP

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false