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Panorama: Tomi Ungerer: Blau, so blau sind alle meine Farben

Normalerweise ist der Himmel blau, die Wolken sind weiß und grau. Unter diesen Umständen muss eine blaue Wolke natürlich auffallen.

Normalerweise ist der Himmel blau, die Wolken sind weiß und grau. Unter diesen Umständen muss eine blaue Wolke natürlich auffallen. Sie weiß, dass sie etwas Besonderes ist, aber niemand will etwas mit ihr zu tun haben. Zu allem Überfluss hat sie eine magische Eigenschaft: Alles, was sie berührt oder streift, wird blau. Damit ist die blaue Wolke ganz zufrieden. Und so wird sie größer und größer. Aber wozu ist so eine Wolke gut, mögen Kinder fragen?

Wenn Tomi Ungerer sich "Die blaue Wolke" ausgedacht und daraus ein Bilderbuch gemacht hat, wissen die Erwachsenen, dass die Geschichte einen Haken haben muss. Auch Ungerers Bilderbücher haben Ecken und Kanten, an denen sich Kinder reiben, ja reiben wollen. Die Erde ist nicht so friedlich, wie die Erwachsenen sie gerne darstellen. Kinder wissen das, schnappen es täglich aus Radio, Fernsehen oder Zeitung auf.

Tomi Ungerer hat für diese Sensibilität der Kinder eine Antenne. Natürlich ist es erst einmal ein Gag, wenn alles durch die Wolke blau wird. Aber dann wird es dramatisch, schwarze Wolken, ein bedrohliches Szenario, Feuer und Krieg, die Menschen unterschiedlicher Hautfarbe gehen mit Äxten aufeinander los. Kann man Kindern das zumuten? Man kann, denn so ist die Welt.

Und was macht die Wolke? Sie fasst einen sehr schweren Entschluss. Sie zeigt Zivilcourage. Sie fängt an zu regnen - was sie noch nie getan hat - bis zur Selbstaufgabe, und löscht damit den Brand, färbt alles blau und schlichtet auf wunderbare Weise den Konflikt. Das ist eine große Tat, die Kinder beeindruckt und nicht los lässt.

R. B.

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