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Panorama: Tor von Robotinho

In Bremen findet die zehnte Roboter-Weltmeisterschaft statt. 2050 sollen dann im Fußball Maschinen gegen Menschen gewinnen

Der Ball ist rund, die Spieler bewegen sich eher eckig. Mit Vorliebe werfen sie sich zu Boden und kicken den Ball mit Brust oder Nase. Noch bis Sonntag sind die hundeähnlichen Roboter, denen Informatiker das Fußballspielen einprogrammiert haben, in Bremen zu bestaunen: beim „Robo-Cup 2006“, der zehnten Roboter-Weltmeisterschaft, die zum ersten Mal in Deutschland stattfindet.

2500 Informatiker, Techniker und Nachwuchstüftler kämpfen in elf Ligen darum, wer die meisten Tore schießt – oder wer am besten in einem Trümmerfeld versteckte „Erdbebenopfer“ findet. Denn neben Fußballern können auch Rettungsroboter an der WM teilnehmen: rasenmähergroße Kettenfahrzeuge, die mit Sensoren Verschüttete entdecken und ausgetretene Giftgase erschnüffeln. Die iranische Delegation ist hier die größte hinter der deutschen, denn im Land herrscht hohe Erdbebengefahr.

Die Rettungsmaschinen dürfen ferngesteuert werden, die Fußballer müssen sich allein zurechtfinden. Wo sind der Ball, das Tor, die Mitspieler? Wie schieße ich? Kameras als Augen, Computer als Gehirne, Datenfunk zur Positionsweitergabe, Motoren für die Gliedmaßen – alles steckt in den Apparaten. Von außen helfen nur Farbmarkierungen: Ein Tor leuchtet gelb, eines blau, der Ball ist immer orange. Jedoch laufen die Kunstgeschöpfe allem nach, was orange ist – auch dem Plakat im Hintergrund. Dann schnappt sich der Schiedsrichter den verirrten Roboterhund wie einen unartigen Welpen und setzt ihn wieder aufs Spielfeld. Und Schuss. Und Toooor!

Die Trainer der Vierbeiner-Liga griffen auf computergesteuerte Spielzeughunde aus Japan zurück, die sie neu programmierten. Dagegen wird bei Tanzrobotern oder menschenähnlichen „Humanoiden“ selbst gebaut. Der 60 Zentimeter hohe „Paul“ steht auf Beinen, die wie knickbare Hochspannungsmasten aussehen. Er soll einen Elfmeter schießen. Nach dem Anpfiff stakst Paul Richtung Elfmeterpunkt, gerät ins Wanken und fällt um. Doch beim nächsten Versuch versenkt er den Ball, am Ende steht es 5:0. „Paul“ haben die Informatiker der Uni Freiburg produziert, er gehört damit zum Team des Vizeweltmeisters 2005 in der Klasse der „Humanoiden“. Warum spielen seriöse Wissenschaftler ausgerechnet Roboter-Fußball? Freiburgs Teamleiter Sven Behnke erklärt das so: Inzwischen sei klar, dass außer schnellem Rechnen noch ganz andere Aspekte zum Verständnis menschlicher Intelligenz wichtig seien: Körperbeherrschung, Zusammenarbeiten und „Orientierung in der Welt“ – in diesem Fall im Minifußballfeld.

Das Spiel als Mittel zum Zweck. Deshalb tauschen die Informatiker nach dem fünftägigen „Robo-Cup“ in zwei weiteren Tagen ihre Erkenntnisse aus. Ihr Ziel: 2050 sollen elf „Humanoide“ gegen ein menschliches WM-Team antreten. Auch Privathaushalte sollen bis dahin weiter vom Fortschritt profitieren. Und das Militär? Einige Staaten hätten Interesse signalisiert, sagt „Robo-Cup“-Präsident Minoru Asada. „Aber wir sagen Nein.“ US-Professor Joseph Weizenbaum von den „Informatikern für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung“ hält das für „Unsinn“. Der 83-Jährige sagt, das Pentagon habe „für Milliarden Dollar ein Fünf-Jahres-Programm für die Entwicklung von Robotersoldaten aufgelegt“.

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