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Darry

© ddp

Tragödie in Schleswig-Holstein: Mutter gesteht Kindstötung - aber "schuldunfähig"

Die Mutter der fünf toten Kinder im schleswig-holsteinischen Darry war offenbar seit Jahren mit der Erziehung überfordert. Die Familie war auffällig, eines der Kinder litt unter Autismus. Der alarmierte Sozialdienst stellte jedoch "keine akute Krisensituation" fest.

Die Mutter der im schleswig-holsteinischen Dorf Darry getöteten fünf Jungen hat die Tat in der psychiatrischen Klinik Neustadt im Gespräch mit einem Arzt am Mittwoch selbst gemeldet. Das sagte der Leiter der Kieler Mordkommission, Stefan Winkler. Sie habe angegeben, ihre Kinder umgebracht zu haben. Die vom Arzt informierte Polizei fand die erstickten Kinder im Haus der Familie. "Wir beschuldigen sie des fünffachen Mordes, allerdings im Zustand der vollständigen Schuldunfähigkeit", sagte Oberstaatsanwalt Uwe Wick.

Die 31-jährige Mutter wurde in der Fachklinik Neustadt vorläufig festgenommen. Sie solle dauerhaft in der Psychiatrie bleiben, sagte Wick. Die Frau war offenbar bereits seit einigen Jahren mit der Betreuung und Erziehung überfordert. Bereits Ende April 2005 stand der Allgemeine Soziale Dienst (ASD) des Kreises Plön erstmals mit der Familie in Kontakt, wie die Kreisverwaltung am Donnerstag mitteilte. Die Familie suchte zu jenem Zeitpunkt ein Haus zur Miete, da der damals dreieinhalbjährige Sohn Liam mit seiner autistischen Behinderung durch ständigen Lärm die Nachbarn störte. Die Familie wandte sich auf der Suche nach einer neuen Unterkunft mit Hilfe des Kinderschutzbundes an die Öffentlichkeit.

Hysterische Anfälle und Schreiattacken

Im Internet-Stadtmagazin "Preetz online" schilderte die Mutter Steffi B. im Juni 2005 hysterische Anfälle und Schreiattacken des Jungen. Um das Kind von seinen nächtlichen Tobsuchtsanfällen abzubringen, sei die Familie "in einer Nacht oft bis zu 20 Mal" aufgestanden und sogar spazieren gegangen, damit die Nachbarn Ruhe hätten. "Für die Nachbarn, die Eltern und auch für die Geschwister ist dieser Zustand eine große Belastung, und der extreme Schlafmangel hinterlässt seine Spuren", so die Schilderung. "Wir müssen unsere ganze Aufmerksamkeit auf Liam konzentrieren, und deshalb kommen seine Geschwister, auch wenn wir das nicht möchten, oft zu kurz", hatte die Mutter damals eingeräumt. Seit September 2007 wohnte die Familie in Darry.

Am 13. August dieses Jahres hatte eine Nachbarin den ASD erneut darauf aufmerksam gemacht, dass die Familie Hilfe brauche, so die Kreisverwaltung. Am 14. August habe sich auch der Familienvater an den ASD gewandt. Einen Tag später habe der Ehemann beim ärztlichen Bereitschaftsdienst des Sozialpsychiatrischen Dienstes des Kreises vorgesprochen und von religiösen Fantasien seiner Frau berichtet.

Nach Angaben der Kreisverwaltung veranlasste die Leiterin des zuständigen Gesundheitsamtes daraufhin einen Hausbesuch. In dessen Ergebnis seien jedoch "keine akute Krisensituation, aber deutliche Hinweise auf eine psychiatrische Erkrankung" festgestellt worden, hieß es. Die Mutter sei daraufhin an einen Psychiater vermittelt worden. (küs/dpa/ddp)

Michael Best[ddp]

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