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Rob Ford bei der Stadtratsitzung am Montag.

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Trotz Crack, Alkohol und Wutausbrüchen: Torontos Stadtrat wird Bürgermeister nicht los

Torontos Stadtrat versucht seinen Drogen konsumierenden, pöbelnden Bürgermeister Rob Ford loszuwerden. Aber der will nicht gehen. Im Gegenteil, Premierminister heißt das Ziel.

Rob Ford, Bürgermeister von Kanadas größter Stadt, ist, vorsichtig formuliert, ein eigenwilliger Repräsentant Torontos. Der 44-Jährige, der auch durch seine Leibesfülle auffällt, hatte zuletzt nicht nur zugeben müssen, dass er Crack geraucht und ein Alkoholproblem hat, sondern dass er illegale Drogen gekauft hat, als er schon Bürgermeister war. Und das sind nur einige der Vergehen, die Ford vorgeworfen werden.

Dem Stadtrat jedenfalls ist das des Eigenwilligen zuviel. Schon in den vergangenen Tagen sind dem Bürgermeister Kompetenzen entzogen worden. Am Montag wurde ihm nun das Budgetrecht gekürzt, melden Agenturen, seine Mitarbeiter übernimmt künftig sein Stellvertreter und vor allem darf Ford den Exekutivausschuss der Stadt nicht mehr leiten. Faktische Macht hat er kaum mehr.

Rob Ford allerdings denkt offenbar nicht daran, den immer drängender werdenden Rücktrittsforderungen nachzukommen. Bei der entscheidenden Sitzung hat er das unmissverständlich deutlich gemacht. "Was hier passiert ist kein demokratischer Prozess, sondern eine Diktatur", zitiert ihn die BBC. Einen "Staatsstreich" will Ford demnach sogar erlebt haben, was einerseits etwas hoch gegriffen ist; schließlich ist er Bürgermeister und nicht Regierungschef. Andererseits aber könnte das mit seinen weiter ungetrübt ambitionierten Plänen zu tun haben. Erst am Wochenende sagte er dem US-Sender Fox News, eines Tages wolle er Premierminister werden.

Die Debatte am Montag im Stadtrat sei ausgesprochen hitzig gewesen, beschreibt die BBC die Versuche des Gremiums, den Bürgermeister unter Kontrolle zu bringen. Während des Treffens habe der aufgebrachte Ford eine seiner Kolleginnen fast über den Haufen gerannt, bevor er sie selbst vor dem Sturz noch auffangen konnte. Später sei die Dame gesehen worden, als sie ein Stück Eis an ihre Lippe presste.

Dass der Bürgermeister zu Ausbrüchen neigt, war zuletzt auch in einem kurzen Video deutlich geworden, dass der "Toronto Star" gekauft und veröffentlicht hatte. Offenbar im Vollrausch wankt Ford in dem Film durch ein Zimmer, stößt Wuttiraden aus und droht jemandem wortreich - wem ist nicht klar - ihn umzubringen. Das sei "äußerst peinlich", er wisse nicht, was er sagen solle, kommentierte der Bürgermeister vor gut einer Woche den Vorgang.

Ford ist seit 2010 im Amt. Er kann vom Stadtrat nicht entlassen werden, außer er wird strafrechtlich verurteilt. Fords Wähler jedenfalls haben sich bisher nicht gegen ihren Bürgermeister gewendet, berichtete vor kurzem die Nachrichtenagentur dpa unter Berufung auf eine Umfrage des Marktforschungsunternehmens Forum Research. Die Unterstützung für Ford sei demnach bei den ärmeren Wählern in den Vororten sogar gewachsen.

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