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Tsunami-Katastrophe

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Tsunami 2004: Der Tag, an dem das Wasser kam

Drei Jahre nach der Tsunami-Katastrophe in Asien kehren viele Überlebende an ihre Urlaubsorte zurück. Die Erinnerung an das Drama verfolgt die Menschen in der Region bis heute.

Hamburg/Phuket - In den Straßen von Phuket bummeln die Touristen, Händler preisen ihre bunten Waren an. Am Strand und im Wasser tummeln sich Badende. Es ist leicht bewölkt in dem thailändischen Badeort, das Thermometer zeigt am Mittag 31,5 Grad, an Weihnachten kein Gedanke. Nichts erinnert mehr an die Tsunami-Katastrophe, die am 26. Dezember vor drei Jahren Südostasien überraschte und mehr als 230 000 Menschen das Leben kostete. Eine größere Gedenkfeier wird es in dem Ort nicht geben. „Viele Menschen aber treffen sich im kleinen privaten Kreis, um sich an die Toten zu erinnern“, sagt Ben Walzinger, ein Saarländer, der seit Jahren in Phuket eine Tauchschule betreibt.

Als am zweiten Weihnachtstag 2004 die Wassermassen den Küstenstreifen überschwemmten, kam Walzinger mit dem Schrecken davon. „Etwa 150 Meter vor der Urlaubsanlage, in der ich mit einem Tauchschüler im Klassenzimmer saß, stoppte die Flut“, erinnert sich der 51-Jährige. „Aber ein guter Bekannter kam ums Leben. Er hatte sich auf einen Baum gerettet. Plötzlich sah er, wie seine Kinder vom Wasser mitgerissen wurden. Beim Versuch, sie zu retten, ertrank er.“

Auch wenn das Leben heute nach außen wieder seinen gewohnten Gang geht, verfolgt die Erinnerung an das Drama die Menschen in der Region noch täglich. Aus Deutschland kommt jedes Jahr eine inzwischen 64-jährige Frau als Gast in Walzingers Tauchschule „Subaqua-Phuket“. „Früher reiste sie immer zusammen mit ihrem Mann hierher. Er kam am 26. Dezember ums Leben“, erzählt der Tauchlehrer. „Danach konnte die Frau ein Jahr lang nicht ans Wasser gehen. Dann nahm sie erfolgreich an einem zehntägigen Tauchkurs teil. Das war ein Teil der Therapie, die sie machte, um das Geschehene verarbeiten zu können.“

Viele Überlebende des verheerenden Tsunamis kehren nach den Worten Walzingers heute regelmäßig zur Weihnachtszeit an ihren Urlaubsort zurück. Zahlreiche Menschen haben sich dort kennengelernt und gedenken gemeinsam ihrer Freunde und Verwandten von damals. Inzwischen haben die Touristenzahlen nach Einschätzung von Walzinger wieder frühere Zahlen erreicht. „Ich habe den Eindruck, dass etwas weniger Deutsche, Franzosen und Italiener kommen, dafür aber mehr Skandinavier“, sagt der Wahlthailänder. Vor einer ähnlichen Katastrophe wie 2004 fürchtet sich der gebürtige Deutsche nicht. „Man hat aus dem Unglück gelernt“, glaubt er. „Viele haben nicht wieder so dicht am Strand gebaut. Und dann gibt es das Tsunami-Warnsystem und alle zwei bis drei Monate Übungen.“ Eine Bilanz, drei Jahre nach der Tsunami-Katastrophe, hat am Freitag die Diakonie Katastrophenhilfe gezogen. Die meisten Hilfsprogramme in Indien, Indonesien, Sri Lanka und Somalia seien abgeschlossen. Insgesamt seien in dieser Zeit 100 Projekte in sieben Ländern mit einem Umfang von knapp 42 Millionen Euro gefördert worden.

Der Tsunami vom 26. Dezember 2004 gilt als schlimmste Naturkatastrophe seit Menschengedenken. Auslöser war ein Erdbeben der Stärke 9,0 am Meeresboden vor der indonesischen Insel Sumatra. Die genaue Zahl der Toten wird voraussichtlich nie genau zu ermitteln sein. Mindestens 1,5 Millionen Menschen verloren ihr Obdach. Die Schäden werden auf etwa 10 Milliarden US-Dollar geschätzt. dpa

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