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Tsunami: Flutwelle fordert in der Südsee viele Todesopfer - Zwei Berliner verletzt

Auf den pazifischen Samoa-Inseln sind mehrere Dörfer und Hotelanlagen durch einen Tsunami schwer beschädigt worden. Offenbar gibt es bis zu 120 Tote. Auch zwei Berliner wurden leicht verletzt.

Ein mächtiges Erdbeben der Stärke 8,0 hat vor der ehemaligen deutschen Kolonie West-Samoa in der Südsee einen Tsunami ausgelöst. Offenbar kamen dabei viele Menschen ums Leben. Die Katastrophenschutzbehörde spricht von mindestens 120 Toten. Darunter sind nach Angaben der neuseeländischen Regierung Touristen aus Neuseeland und Australien. Der amtierende Premierminister Bill English sprach in Wellington von einer erheblichen Opferzahl. Auch auf der Schwesterinsel Amerikanisch-Samoa kamen nach ersten Angaben 19 Menschen um, auf Tonga, einem anderen Südsee-Inselstaat, zehn. Deutsche sind nach bisheriger Nachrichtenlage nicht unter den Todesopfern. Wie das Auswärtige Amt in Berlin mitteilte, ist ein Paar aus der Hauptstadt betroffen. Die Berliner wurden nur leicht verletzt und konnten inzwischen die Klinik wieder verlassen.

In der Stadt Apia schwappte eine Flutwelle von 70 Zentimetern an Land, in der Stadt Pago-Pago lag die Flutwelle bei 1,57 Meter, berichtete die US-Wetterbehörde NOAA am Dienstag. Ein Sprecher der Katastrophenschutzbehörde auf Samoa sagte dem neuseeländischen Rundfunk, dass mehrere Häuser beschädigt wurden. Eine Tsunamiwarnung wurde für zahlreiche Südseestaaten wie Tonga, Tuvalu, Kiribati, die Salomonen-Inseln und Neuseeland verhängt. Von dort lagen zunächst keine Angaben über Schäden vor.

Radio Neuseeland berichtete, dass mehrere Dörfer auf tief gelegenen Inseln zerstört wurden. Ein Mitarbeiter des Fernsehsenders TVNZ war in Samoa am Strand, als das Erdbeben passierte. Tony Manson sah den Tsunami nach eigenen Angaben, berichtete der Sender auf seiner Website. Das Meer habe sich zuerst zurückgezogen und sei dann innerhalb von wenigen Sekunden mit Macht über die Küste hereingebrochen. Mehrere Dörfer seien überschwemmt worden. Einwohner suchten nach ihren Angehörigen.

Nicht das Ausmaß von 2004

Am 26. Dezember 2004 hatte ein Tsunami nach einem schweren Beben vor der indonesischen Insel Sumatra 230.000 Menschenleben gefordert. Die Flutwelle breitete sich über tausende Kilometer im Indischen Ozean aus und zerstörte Küstenregionen in Indonesien, Sri Lanka, Indien, Thailand und auf den Malediven. Nach Einschätzung von Seismologen hat das Beben vor Samoa aber bei weitem nicht die Ausmaße der Naturkatastrophe vor fünf Jahren erreicht. Beim Tsunami 2005 verwüsteten bis zu fünf Meter hohe Flutwellen ganze Küstenstreifen in Südostasien.

"Hier ist überall Panik entstanden, weil die Kinder auf dem Weg zur Schule und die Menschen auf dem Weg zur Arbeit waren", sagte ein Korrespondent aus Apia auf Samoa dem neuseeländischen Rundfunk. Das Beben ereignete sich um 19.48 Uhr MESZ. Das entspricht 06.48 Dienstag Ortszeit. Das Epizentrum lag rund 200 Kilometer südwestlich von Samoa, 2600 Kilometer nordöstlich von Neuseeland.

Inseln liegen zwischen Hawaii und Neuseeland

Samoa ist ein Inselstaat im südwestlichen Pazifik. Der Westteil der Insel war früher eine deutsche Kolonie. Der Ostteil gehört zu den USA. Auf den Inseln leben insgesamt rund 240.000 Menschen. Der unabhängige Staat Samoa machte zuletzt Anfang September Schlagzeilen, als die Regierung gegen den Protest der Bevölkerung von Rechts- auf Linksverkehr umstellte. Die Inseln liegen auf halbem Wege zwischen Hawaii und Neuseeland. Das Gebiet umfasst rund 3000 Quadratkilometer mit zwei Hauptinseln und acht kleineren Inseln. 99 Prozent der Einwohner leben auf den Hauptinseln Upolu mit der Hauptstadt Apia und Savai'i.

Tsunamis können entstehen, wenn Erdbeben oder Vulkanausbrüche den Meeresboden erschüttern. Im Gegensatz zu normalen Wellen, bei denen nur das Wasser an der Meeresoberfläche wogt, geraten bei einem Tsunami (japanisch: große Welle im Hafen) auch die tiefen Wasserschichten in Bewegung. Auf hoher See ist diese Welle gewöhnlich nicht höher als zwei oder drei Meter und wird wegen ihrer großen Wellenlänge von Schiffen oft gar nicht bemerkt. In flachen Küstengewässern und engen Buchten läuft sie dann aber zu enormen Höhen von bis zu 40 Metern auf und kann ganze Landstriche verwüsten. Tsunamis breiten sich mit bis zu 900 Kilometern pro Stunde aus und können so binnen kurzer Zeit ganze Ozeane durchqueren. (sf/ck/ddp/dpa)

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