zum Hauptinhalt
Tsunami

© AFP

Tsunami: Wellen – neun Meter hoch

Fünf Jahre nach dem großen Tsunami bebt wieder das Meer: Nach einem schweren Seebeben im Pazifik hat ein verheerender Tsunami auf den Samoa-Inseln und Tonga mehr als 120 Menschen in den Tod gerissen. Ganze Dörfer und Ferienanlagen wurden von den Flutwellen weggespült.

Für Foifua So’oalo war es ein Schock. Die 79-Jährige sah von ihrem auf einem Hügel gelegenen Heimatdorf Samauga auf der Samoa-Insel Savai’i, wie sich das Meer erst zurückzog – um dann mit bis zu neun Meter hohen Wellen aufs Land zu krachen. „Meine Oma sagte am Telefon, sie sei sehr froh, überlebt zu haben, aber wenn es Gottes Wille gewesen wäre, dass auch sie hätte sterben sollen, dann wäre es so gewesen.“ Die 20-jährige Enkeltochter Alamoni Zimmermann aus dem hessischen Walldorf ist überglücklich, dass ihre Großmutter und auch ihr 26-jähriger Bruder Mane auf der Nachbarinsel Upolu das Seebeben im Südpazifik überlebt haben, wie sie dem Tagesspiegel am Mittwoch schilderte.

Fünf Jahre nach der Tsunami-Katastrophe im Indischen Ozean sind die Samoa-Inseln in Ozeanien nach mitteleuropäischer Zeit am Dienstag um 19.48 Uhr von einer verheerenden Flutwelle erfasst worden. Rund 120 Menschen starben, Dutzende werden noch vermisst. Auch ein Urlauberpaar aus Berlin wurde auf West-Samoa leicht verletzt. „Niemand der Anwesenden wird von der Katastrophe verschont“, sagte der Gouverneur von Amerikanisch-Samoa, Togiola Tulafono. Das Beben hatte die Stärke von bis zu 8,2. Das Zentrum des knapp dreiminütigen Erdstoßes um 6.48 Uhr Ortszeit lag 32 Kilometer unter dem Meeresboden, 190 Kilometer von der nächsten Insel entfernt. Gestern war der Kontakt zu Samoa fast völlig abgebrochen.

Die zwischen Hawaii und Neuseeland gelegene Inselgruppe Samoa hat rund 245 000 Bewohner in zwei Staaten: Samoa im Westen und Amerikanisch-Samoa im Osten. Für den gesamten Südpazifik bis nach Neuseeland wurde eine Tsunami-Warnung ausgelöst. Auch in Japan und Kalifornien wurden die Behörden in Alarmbereitschaft versetzt. Dem Erdstoß folgten mindestens drei schwere Nachbeben mit einer Stärke von mindestens 5,6. „Das Meer ist immer noch aufgewühlt, meinte meine Oma“, sagte Alamoni Zimmermann. Der Honorarkonsul des unabhängigen Staates Samoa in Hamburg, Ascan Silvester Pinckernelle, erfuhr während einer Schiffsreise von der Katastrophe. „Ich spreche den Menschen mein Beileid und Mitgefühl aus“, sagte Pinckernelle dem Tagesspiegel am Telefon. „Ich werde mich bei der neuen Bundesregierung stark dafür machen, dass wir den Wiederaufbau unterstützen.“ Das Auswärtige Amt sicherte eine Soforthilfe in Höhe von 100 000 Euro zu. Im Nationalpark von Amerikanisch-Samoa sagte dessen Leiter Mike Reynolds der Agentur AP, dem Beben seien vier Tsunamiwellen gefolgt. Die Wassermassen seien rund eineinhalb Kilometer bis ins Landesinnere gestürzt. Die Flutwellen machten mehrere Ortschaften dem Erdboden gleich. Menschen und Fahrzeuge wurden ins Meer gespült, Möbel durch Dächer gerissen. Viele flohen auf die Vulkanberge. Allein in einem Krankenhaus auf der Insel Upolu lagen etwa 20 Tote, als ein AP-Reporter die Klinik besuchte. Schätzungen des Roten Kreuzes zufolge sind rund 15 000 Menschen betroffen.

Der Ministerpräsident von Samoa, Tuilaepa Sailele Malielegaoi, zeigte sich erschüttert. „So viel ist zerstört. So viele Menschen sind tot. Ich bin so schockiert, so traurig, so entsetzt.“

Die Ortschaft Sau Sau auf der Insel Upolu wurde nach Angaben eines neuseeländischen Urlaubers völlig zerstört. Bewohner der Hauptstadt von Samoa, Apia, flohen nach dem Beben im Morgengrauen in Panik aus ihren Häusern. „Es war das Schlimmste, was ich erlebt habe“, sagte Sulili Dusi einem lokalen Radiosender. „Man hat gesehen, wie die Bäume und Häuser schwankten. Alles ist auf den Boden gefallen, und wir dachten, das Haus stürzt auch ein.“ Apia war gestern menschenleer. Nach Angaben von Mane, dem 26-jährigen Bruder von Alamoni Zimmermann, ist die Hauptstadt Apia nicht stark zerstört, wohl aber östlicher gelegene Inseln mit vielen Urlauberresorts. Die Regierung bestätigte dies. Lokale Medien berichteten von Erdrutschen in der Region Solosolo auf Upolu. Einige Gebiete haben wohl bis Ende Oktober keinen Strom.

Die USA haben in Pago Pago, der Hauptstadt von Amerikanisch-Samoa, den Notstand für diese Insel ausgerufen. Für diese hatte es auch eine Tsunamiwarnung gegeben. Die Notstandsverkündung von Präsident Barack Obama macht den Weg frei für Bundeshilfe in dem zu den USA gehörenden Gebiet. Dort gab es nach Angaben von Gouverneur Tulafono mindestens 30 Tote. Auf Tonga starben mindestens sieben Menschen, die Zahl dürfte steigen.

Annette Kögel

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false