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Palmerston, der neue Chief Mouser im britischen Außenministerium.

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Twitternde Katze im UK Foreign Office: Brekkies statt Brexit

Das Außenministerium in London hat seit einigen Tagen eine Katze. Sie twittert, ist verbeamtet und hofft, die Probezeit zu überstehen.

Heinrich der Achte ist nicht für seine Zärtlichkeit berühmt. Sein Lord Chancellor schon: Thomas Wolsey war ein solcher Katzenliebhaber, dass er sein Tier mit zu seiner Arbeitsstelle zu nehmen pflegte. Seitdem existiert in Großbritannien das Amt des „Chief Mouser“ („Oberster Mäusefänger“). Der Chief Mouser ist verbeamtet, ihm steht ein Jahreshaushalt von rund 100 Pfund zur Verfügung.

Der Gromyko unter den Chief Mousers war Wilberforce, er diente 18 Jahre unter den Ministerpräsidenten Edward Heath, Harold Wilson, Jim Callaghan, und Margaret Thatcher. Als sich 2011 überdurchschnittlich viele Ratten um den Amtssitz des britischen Premiers tummelten, wurde Larry zum Chief Mouser ernannt. Obwohl er von der Cameron-Familie ausgewählt wurde, zeigt er sich in seinen Tweets überparteilich (oder, wie Katzen so sind, illoyal). Als sich Cameron – unter Druck wegen seiner Beteiligung an einer Briefkastenfirma – gezwungen sah, seine Einnahmen öffentlich zu machen, twitterte Larry: „Habe David Camerons Steuererklärung kontrolliert; es ist offensichtlich, dass er sich SEHR viel mehr Thunfisch leisten kann, als er mir im Moment serviert.“

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Das Kanzleramt hat keinen Ansprechpartner auf Augenhöhe

Nun ist auch im britischen Außenamt angesichts einer Mäuseplage ein Chief Mouser nötig geworden: Palmerston stammt wie Larry aus dem Tierheim. Er hält sich auf Twitter (@DiploMog) noch diplomatisch zurück. „Ich hoffe, ich überstehe meine Probezeit“ twitterte er vor ein paar Tagen, seitdem schweigt der Zweijährige. Dass er auf Twitter Benjamin F. Kerry folgt, dem Hund des US-Außenministers, sollte nicht als Ausdruck einer special relation-ship überbewertet werden: Weder Kanzleramt noch Auswärtiges Amt bieten Palmerston einen Ansprechpartner auf Augenhöhe.

Offen ist deshalb, wie sich diese Berufung auf die deutsch-britischen Beziehungen auswirken wird. Einerseits nahm Namensgeber Lord Palmerston als britischer Außenminister in der schleswig-holsteinischen Frage Partei für Dänemark – gegen Preußen. Andererseits ist auf Palmerstons ersten Twitter-Bildern im Hintergrund Simon McDonald zu erkennen, der ehemalige Botschafter des Königreichs in Deutschland. Er wird sicherstellen, dass sich Palmerston beim Referendum im Juni für Brekkies und gegen Brexit entscheidet. Sorgen muss sich nur Larry in der Downing Street machen: Aus dem Außenminister Palmerston wurde später schließlich der Premier Palmerston.

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