zum Hauptinhalt

Panorama: U-Bahn überschlägt sich

Mehr als 30 Tote bei schwerem Unglück in Valencia – die Stadt ist vor dem Papstbesuch voller Pilger

Schreie, Sirenengeheul, weinende Menschen, geschockte Gesichter – Verletzte und Tote werden aus dem U-Bahn-Tunnel im Zentrum der spanischen Mittelmeerstadt Valencia getragen. Für mehr als 30 Menschen wurde der Tunnel der Metrolinie Nummer 1 zur tödlichen Falle.

Die Bilder erinnern an die islamistischen Terrorattentate auf die Untergrundbahn von London am 7. Juli vergangenen Jahres. Oder an die Bombenserie auf vier Vorortzüge in der spanischen Hauptstadt am 11. März 2004. Doch die Behörden in Valencia versichern schon Minuten nach der Tragödie, dass es sich „wahrscheinlich um einen Unfall“ gehandelt habe.

Die Zahl der Toten könnte noch steigen, sagt ein Polizeisprecher, auch Stunden nach der Tragödie seien Menschen in den Zugtrümmern eingeklemmt. Mindestens 21 Menschen sollen verletzt worden sein, viele davon schwer. Rund 150 Menschen, die ebenfalls in dem Zug saßen, kamen offenbar mit kleineren Blessuren und dem Schrecken davon. Die unterirdische Bahn war voll besetzt, als es plötzlich krachte. Ziemlich genau gegen 13 Uhr gingen bei der Polizei die ersten Notrufe ein. Alle Krankenwagen der Stadt rasten ins Zentrum, das weiträumig abgesperrt wurde. Nicht einmal Journalisten wurden durchgelassen.

Am kommenden Samstag trifft Papst Benedikt XVI. zu einem 24-stündigen Besuch in Valencia ein. Die Stadt ist schon jetzt voller Pilger. Vor dem Hintergrund des Papstbesuches wirkt es makaber, dass der Zug ausgerechnet hinter der U-Bahn-Station „Jesus“ verunglückt. „Wohl durch zu hohe Geschwindigkeit“, versichert ein Behördensprecher. Eines der Zugräder sei möglicherweise gebrochen. Der Zug sei entgleist und habe sich überschlagen, hieß es. Zwei Waggons der Untergrundbahn seien in voller Fahrt umgestürzt. „Eine Katastrophe, eine Tragödie“, stammelt Valencias Bürgermeisterin Rita Barbera. Nach den ersten Untersuchungen habe es sich nicht um ein Attentat gehandelt, heißt es weiter.

Die U-Bahn Valencias wurde erst 1988 mit der Linie Nummer 1 eingeweiht. Auf ihr ereignete sich das Unglück. Auch wenn die Behörden in Valencia davon sprechen, dass „alles auf einen Unfall hindeutet“, so wecken die Szenen von der U-Bahn-Tragödie doch Erinnerungen an die Terroranschläge. Und in der Tat wurde erst vor kurzem bekannt, dass jene islamistischen Terroristen, die in Madrid vier Vorortzüge in die Luft jagten, auch daran gedacht hatten, Züge entgleisen zu lassen. Entsprechende Pläne fand der spanische Geheimdienst in den Aufzeichnungen des algerischen Terroristen Allekema Lamari, der als militärischer Anführer des Terrorkommandos vom 11. März 2004 gilt. Wenigstens einmal versuchten sie auch mit einer Entgleisung ein Massaker zu verüben: kurz nach dem Blutbad von Madrid, und zwar am 2. April 2004.

Ralph Schulze[Madrid]

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false