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U-Bahn-Unglück: Spanien unter Schock

Das schwere U-Bahn-Unglück in Valencia ist vermutlich durch zu hohe Geschwindigkeit ausgelöst worden. Die Zahl der Todesopfer stieg auf 41, Dutzende weitere Passagiere wurden verletzt.

Valencia - Unter den Toten seien auch der Fahrer sowie die Schaffnerin, teilte der Sicherheitsberater der Stadt, Mikel Dominguez, in der Nacht zum Dienstag an der Unglücksstelle mit. 39 weitere Menschen wurden nach seinen Angaben verletzt. Der Zug war am Montag in der Nähe der Station Jésus entgleist. Laut Dominguez wurden alle Leichen inzwischen aus den beiden verunglückten Wagen geborgen. Sie wurden in das gerichtsmedizinische Institut des Justizpalasts gebracht. Dort warteten auch die Angehörigen der Opfer.

Die Unglücksursache stand zunächst nicht fest. Einen Anschlag schlossen die Behörden jedoch aus. In der mit 850.000 Einwohnern drittgrößten Stadt Spaniens halten sich derzeit tausende Pilger zum katholischen Weltfamilientreffen auf. Zu dessen Abschluss am Wochenende wollte auch Papst Benedikt XVI. kommen. Spaniens Ministerpräsident José Luis Rodríguez Zapatero drückte den Hinterbliebenen sein Mitgefühl aus.

Die Unglücks-U-Bahn der Linie 1 bestand aus vier Waggons. Zwei davon sprangen laut Feuerwehr zwischen den Stationen Jesús und Plaza de España aus den Gleisen. Mehrere Verletzte befanden sich in Lebensgefahr, darunter eine schwangere Frau. Auch der Fahrer der U-Bahn befand sich unter den Verletzten. Die Unterpräfektur betonte, bei den jüngsten Zahlen handele es sich um eine provisorische Bilanz. Möglicherweise würden noch weitere Leichen gefunden. Die Kliniken der Stadt riefen die Bevölkerung zu Blutspenden auf, da die Reserven auszugehen drohten. Speziell ausgebildete Psychologen eilten an den Unglücksort, um Überlebende und ihre Familien zu betreuen.

Der Unfall sei vermutlich durch überhöhte Geschwindigkeit ausgelöst worden, sagte Luis Felipe Martínez von der Stadtverwaltung. Außerdem sei ein Rad eines U-Bahnwaggons gebrochen. Zahlreiche Rettungswagen und Polizeieinheiten waren im Einsatz. Die Helfer versuchten stundenlang, die in dem Wrack eingeschlossenen Opfer aus dem engen U-Bahn-Schacht zu befreien. Laut Feuerwehr wurden sämtliche überlebenden Insassen des U-Bahnzuges in Sicherheit gebracht. Der Unfall ist eines der schwersten U-Bahn-Unglücke, die sich bisher weltweit ereigneten.

Sprecher schließt Terroranschlag aus

Ein Sprecher des Innenministeriums schloss einen Terroranschlag «vollkommen» aus. Alles spreche dafür, dass der U-Bahnzug entgleist und gegen eine Tunnelwand geprallt sei, sagte er. 2004 waren bei Bombenanschlägen auf vier Vorortzüge in Madrid 191 Menschen getötet und fast 2000 verletzt worden. Spaniens Ministerpräsident Zapatero sagte bei einem Besuch in Indien, die Regierung «teilt den Schmerz der Opfer und hofft, dass sie über ihre Trauer hinwegkommen». Er spreche den Opfern im Namen der Regierung und aller Spanier sein Beileid aus. Zapatero behielt sich vor, seine Indien-Reise abzubrechen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) erklärte in einem Telegramm an Zapatero ihr Beileid.

Das Unglück im Zentrum von Valencia ereignete sich wenige Tage vor einem Besuch von Papst Benedikt XVI. in Valencia. Dieser habe sich sofort über das «tragischen Unglück informiert» und mit Schmerzen und Mitgefühl die Ereeignisse mitverfolgt, sagte sein Sprecher Joaquin Navarro-Valls. Der Papst bete für die Opfer, ihre Angehörigen und alle Betroffenen.

Das katholische Kirchenoberhaupt wird zum Abschluss des Weltfamilientreffens am kommenden Samstag und Sonntag in Valencia erwartet. Die spanische katholische Kirche rechnet mit mindestens 1,5 Millionen Gläubigen. Viele Pilger befinden sich schon in der Stadt. Die U-Bahn-Betriebe wollten aus Anlass des Großereignisses eine halbe Million Freifahrkarten an Pilger und Veranstalter ausgegeben. (tso/AFP)

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