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U-Boot-Unfall: Fortschritte bei Rettungsaktion

Die russische Pazifikflotte hat bei der Bergung des mit sieben Mann Besatzung verunglückten Mini-U-Bootes vor der Halbinsel Kamtschatka nach eigenen Angaben Fortschritte gemacht.

Moskau (05.08.2005, 23:11 Uhr) - Es sei gelungen, das Tauchboot mitsamt einer Lauschanlage und tonnenschwerem Anker einen Kilometer Richtung Flachwasser zu ziehen. Das sagte der Kommandeur der Flotte, Admiral Viktor Fjodorow, nach Angaben der Nachrichtenagentur Itar-Tass am Samstag Ortszeit (Freitagabend MESZ) in Wladiwostok. Bis etwa 6.00 Uhr MESZ am Samstag solle der Schleppzug flaches Wasser erreichen, wo Taucher den Havaristen untersuchen könnten.

Die in 190 Meter Tiefe eingeschlossenen Männer haben nach Angaben des Flottenkommandeurs bis Montag Sauerstoff. Im Wettlauf mit der Zeit versuchten auch amerikanische Retter, zwei Tauchroboter mit Schneidegerät von Kalifornien über den Pazifik an die Unglücksstelle zu bringen.

Fjodorow verbreitete als erster die Information, das verunglückte Mini-U-Boot AS-28 habe sich in einer unterseeischen Lauschanlage verfangen. Es sei aber gelungen, selbst den 60 Tonnen schweren Anker des Sonargeräts mitzuziehen. Andere Militärstellen bestätigten diese Information nach Angaben von Itar-Tass zunächst nicht. Von der Pazifikküste der Kamtschatka lässt sich der Schiffsverkehr um die nahe US-Inselgruppe Aleuten akustisch überwachen.

Der Unfall fast genau fünf Jahre nach dem Tod von 118 Menschen auf dem Atom-U-Boot «Kursk» zeigte erneut, wie schlecht die russische Marine für Notfälle gerüstet ist. Das für Rettungseinsätze an U- Booten gebaute Tauchgerät AS-28 hatte sich bei einer Übung an einem Gegenstand verhakt, den die Marine zunächst für ein altes Fischernetz hielt. Zwei russischen Schiffen gelang es anscheinend, ein Netz oder eine Trosse an dem 13,5 Meter langen Mini-U-Boot festzumachen.

Anders als beim «Kursk»-Unglück vom 12. August 2000 forderte Moskau diesmal rasch ausländische Hilfe an. Neben den USA sagte Japan Hilfe zu und ließ vier Kriegsschiffe Kurs auf die Kamtschatka nehmen, wo sie jedoch frühestens am Montag eintreffen können.

Den offiziellen Angaben zufolge war das Mini-U-Boot vom Typ Pris bei einer Übung in der Berjosowaja-Bucht etwa 70 Kilometer südlich der Stadt Petropawlowsk-Kamtschatski verunglückt. Das U-Boot sei reparaturbedürftig gewesen und das Militär habe dies auch gewusst, erklärte die Werft Krasnoje Sormowo in Nischni Nowgorod. Dort war die AS-28 im Jahr 1989 gebaut worden.

Wie bei der «Kursk» machte die Marine im Laufe des Freitags häufig widersprüchliche Angaben. Fjodorow äußerte sich optimistischer als die Marineführung in Moskau, nach deren Angaben die Eingeschlossenen nur noch Sauerstoff bis zu diesem Samstag haben. Die Besatzung sei angewiesen worden zu liegen, um Sauerstoff und Energie zu sparen, sagte der Admiral. Alle halbe Stunde gebe es Sprechkontakt.

Die Tauchboote der Typen Pris und Bester zur Rettung von Seeleuten aus U-Booten waren auch beim Untergang der «Kursk» eingesetzt worden, wo sie indes nichts ausrichten konnten. Die russische Marine hatte im Jahr 2000 das Unglück zwei Tage verschwiegen und erst mit Verspätung ausländische Hilfe zugelassen. (tso)

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