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Panorama: U-Boot-Unglück: Schnelles Auftauchen als Ursache?

Nach der Kollision des amerikanischen Atom-U-Boots "USS Greenville" mit dem japanischen Fischfang-Schulschiff "Ehime Maru" vor der Küste Hawaiis ist am Samstag zunächst ungeklärt geblieben, wie es zu dem Unglück kommen konnte, das vermutlich neun Menschenleben gefordert hat. Während das japanische Schiff innerhalb von Minuten sank, zeigten japanische TV-Aufnahmen meterlange Schrammen an der Außenhaut des U-Boots und mittschiffs eine starke Delle.

Nach der Kollision des amerikanischen Atom-U-Boots "USS Greenville" mit dem japanischen Fischfang-Schulschiff "Ehime Maru" vor der Küste Hawaiis ist am Samstag zunächst ungeklärt geblieben, wie es zu dem Unglück kommen konnte, das vermutlich neun Menschenleben gefordert hat. Während das japanische Schiff innerhalb von Minuten sank, zeigten japanische TV-Aufnahmen meterlange Schrammen an der Außenhaut des U-Boots und mittschiffs eine starke Delle. Zuvor hatte die US-Marine mitgeteilt, das Schiff sei nicht beschädigt worden.

Nach Angaben des US-Verteidigungsministeriums waren die "Greeneville" und der 499-Tonnen-Trawler gegen 13 Uhr 45 Ortszeit am Freitag (das ist Samstag 1 Uhr 45 nach Mitteleuropäischer Zeit) neun Meilen von Honolulu entfernt zusammengestoßen. Der japanische Kapitän des gesunkenen Trawlers, Hisao Onishi, sagte vor Reportern in Honolulu, das U-Boot sei vor dem Zusammenstoß "plötzlich aufgetaucht". "Gewöhnlich segeln wir zum Training nahe der Kollisionsstelle, und ich habe in diesen Gewässern noch nie U-Boote gesehen", sagte der Kapitän. Die Schüler wollten mit ihren Lehrern Thunfische beobachten. Der japanische Fernsehsender NHK zitierte Überlebende, wonach auf dem Trawler zwei Mal ein heftiger Schlag zu spüren gewesen sei. Daraufhin sei der Strom ausgefallen. Das Schiff sei dann innerhalb von zehn Minuten untergegangen. Von den Geretteten erlitten nach japanischen Angaben zwölf leichte Verletzungen und wurden im Krankenhaus behandelt. Nach Berichten von US-Medien war das U-Boot nach dem Auftauchen mit dem Heck gegen den Trawler gestoßen.

Das Wetter sei gut gewesen, der Wellengang niedrig, berichtete NHK unter Berufung auf die US-Marine. Die Kollision habe sich außerhalb von Marine-Sperrgebiet ereignet. Das mit Marschflugkörpern ausgerüstete U-Boot habe beim Auftauchen offenbar mit seinem Sonar kein anderes Schiff geortet.

Die Berichte nährten Spekulationen, wonach das Unglück auf ein schnelles Auftauchmanöver des U-Boots zurückzuführen sei. Solche Manöver sind jedoch nur bei Notlagen üblich. Nach Auffassung des deutschen U-Boot-Experten Hannes Ewerth sind zwei Ursachen denkbar. Entweder habe der Trawler seine Motoren ausgestellt gehabt und sei so für das U-Boot nicht zu hören gewesen, oder aber das U-Boot sei ohne Stopp aus großer Wassertiefe an die Oberfläche gestoßen. "Üblicherweise wird beim Auftauchen ein Stopp in 30 Metern Tiefe eingelegt, um die Wasseroberfläche nach Überwasserfahrzeugen abzusuchen", sagte der ehemalige Marineoffizier, der von 1980 bis 1986 Kommandeur der deutschen U-Boote war. Möglicherweise habe das amerikanische U-Boot, das Unternehmer als Gäste an Bord hatte, aber das Auftauchen aus großer Tiefe ohne Stopp als Vorführmanöver gefahren, sagte Ewerth. Dabei sei die Gefahr gegeben, dass man Geräusche von der Wasseroberfläche trotz sensibelster Lauschgeräte nicht wahrnimmt. "Wenn Sie aus großer Tiefe auftauchen, ohne einen Stopp einzulegen, dann ist die Gefahr, etwas nicht zu hören sehr groß, weil dazwischen Salz- oder Temperaturschichten liegen, die Geräusche ablenken oder diffundieren lassen." Ewerth hielt menschliches Versagen als Unglücksursache für eher unwahrscheinlich. Die Schuld für das Unglück liege aber in jedem Fall beim Kommandanten des U-Boots.

Die "Greeneville" gehört zur Los-Angeles-Klasse der amerikanischen U-Boote und ist in Pearl Harbour stationiert. Es ist knapp 110 Meter lang und regulär mit 133 Mann besetzt. Die U-Boote der Los-Angeles-Klasse sind Angriffs-U-Boote. Zu ihrer Bewaffnung gehören "Tomahawk"-Marschflugkörper und Torpedos, aber keine Atomwaffen. Angetrieben werden sie mit einem Atomreaktor.

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