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Panorama: Über die Dächer von Zürich

Die Schweiz darf ihren Fluglärm nicht mehr exportieren

Von Rainer During

Von diesem Donnerstag an wird es ernst für die Bewohner der Nobeldomizile am Zürcher See. Weil die Bundesrepublik nicht länger allein den Fluglärm des grenznah gelegenen Schweizer Großflughafens Kloten ertragen will, muss ein Teil der Maschinen jetzt den Südanflug nehmen. Und der führt direkt über die Stadt. In Zürich gibt es deswegen erneut Proteste gegen die Deutschen, die den Eidgenossen ihren Krach zurückgegeben.

Bisher hatte die Schweiz ihren Fluglärm sprichwörtlich exportiert. Knapp 150 000 Jets ließ sie jährlich in 700 Metern Höhe über die Schwarzwaldgemeinden Hohentengen und Klettgau donnern. Rund ein Drittel mehr, als die vormals mit Deutschland getroffenen Vereinbarungen vorsahen. Daher kündigte die Bundesregierung im Jahr 2000 kurzerhand das Abkommen. Ein neuer Staatsvertrag wurde ausgehandelt, der die Einführung von Nacht- und Wochenend-Flugverboten sowie die Reduzierung auf 100 000 Überflüge bis 2005 vorsah.

Doch weil National- und Ständerat der Schweiz die Zustimmung verweigerten, wurden von deutscher Seite einseitige Flugbeschränkungen erlassen, deren vierte Stufe nun gilt. Von Betriebsbeginn des Flughafens um 6 Uhr bis 7 Uhr 08 müssen die Anflüge von Süden her erfolgen, man rechnet mit zehn bis 20 Landungen. An Wochenenden und Feiertagen, wenn das Überflugverbot bis 9 Uhr 08 gilt, werden 50 bis 70 Jets die Ruhe der Zürcher stören.

Doch nur bei gutem Wetter. Weil ein Instrumentenlandesystem erst 2004 installiert wird, gilt bei Nebel weiter der Anflug über den Schwarzwald. Abends ab 21 Uhr und an Feiertagen ab 20 Uhr wird die Ost-West-Piste 28 genutzt, die zurzeit eine Landehilfe erhält. Hier war am 24. November 2001, kurz nach Erlass der ersten Flugbeschränkungen, ein Crossair-Jet aus Berlin zerschellt, 24 Menschen kamen ums Leben. Der Himmel indes scheint den Groll der Schweizer zu teilen. Durch Sonneneruptionen, die den Funk- und Radarempfang beeinflussen, kann es in den nächsten Tagen zu Verzögerungen im Flugverkehr kommen.

Rainer During

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