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Fall Madeleine

© AFP

Überraschende Wendung: Maddies Familie wehrt sich

Der Großvater von Madeleine nennt Vorwürfe gegen die Eltern obszön. Der Vater gilt jetzt auch als Verdächtiger. In England wächst der Zorn über die Ermittler.

Wochenlang hatte sich der Vater von Kate McCann aus dem Medienzirkus um seine verschwundene Enkelin Madeleine herausgehalten. Nun platzte Brian Healy, 67, der Kragen. „Das Ganze ist eine Farce geworden. Ich bin entsetzt, dass irgend jemand glauben kann, meine Tochter hätte so etwas tun können. Es ist obszön“, schimpfte er aufgebracht in Liverpool. Maddies Mutter Kate, die offenbar derzeit im Zentrum der Ermittlungen steht, sei sogar im Verhör der Deal vorgeschlagen worden, dass sie mit zwei Jahren Gefängnis davonkomme, wenn sie gestehe, heißt es aus der Familie. Kates Mutter Susan hält das für „eine Falle“. „Man will ihnen etwas unterschieben. Die portugiesische Polizei will den Eindruck erwecken, als machten ihre Ermittlungen Fortschritte. Aber Portugal hat sich meiner Meinung nach in diesem Fall wie ein Land der dritten Welt aufgeführt“, sagt sie.

Britische Massenmedien hatten in den vergangenen Monaten immer wieder die Ermittlungen in Portugal als lax und stümperhaft kritisiert. Der zuständigen Polizei wurde vorgeworfen, offiziell zu schweigen, während regelmäßig anonym Informationen durchsickerten. Und auch die wachsende Aversion portugiesischer Zeitungen gegen die McCanns stieß in Großbritannien auf Unverständnis.

So gab es Pfiffe und Buhrufe, als Kate McCann zum Verhör in die Polizeiwache in Portimao ging, während bei englischen Zeitungen, in Internetforen und auf der Homepage, die Gerry McCann für Maddie einrichtete, Gebete und Durchhalteparolen eingingen. „Bleibt stark, Gerry und Kate. Euer Glauben wird auf die äußerste Probe gestellt“, schrieb eine Claire.

Beide Eltern wurden nun offiziell zu „Verdächtigen“ erklärt und könnten nach Zeitungsspekulationen in den nächsten Tagen der fahrlässigen Tötung der kleinen Madeleine und der Beseitigung ihrer Leiche angeklagt werden. Die Polizei habe Kate McCann „aggressiv und hartnäckig“ verhört, verlautete aus Kreisen der Familie. Portugiesische Zeitungen berichten unter Berufung auf anonyme Polizeiquellen detailliert über die Verdachtsmomente. Demnach könnte Madeleine am 3. Mai versehentlich getötet worden sein – etwa durch eine zu große Dosis eines Beruhigungsmittels – , dann hätten die Eltern, beide Ärzte, die Leiche versteckt und eine Entführung vorgetäuscht. Einen Monat später hätten sie ein Auto gemietet und die Leiche endgültig beseitigt. Britische forensische Untersuchungen sollen Blutspuren Maddies in dem Mietauto und an Kleidern Kate McCanns gefunden haben.

In Rothley, dem Heimatort der McCanns, drängten sich am Samstag Freunde und Bekannte um die Presse. Die Anschuldigungen seien „völlig lächerlich“, beteuern sie. „Wir als Familie wollen, dass die Polizei alle Anstrengungen darauf konzentriert, Madeleine zu finden. Es gibt keine Beweise dafür, dass sie tot ist“, so Großonkel Brian Kennedy. Die Sache sei eine Peinlichkeit für die Polizei geworden, meint der Patenonkel von Madeleines Geschwistern, Jon Corner. Das wolle die Polizei nun überspielen.

„Mach dir keine Sorgen. Ich bin o.k.“, beruhigte Kate McCann am Telefon ihre Mutter. Skynews berichtete am Samstag allerdings, die McCanns wollten nächste Woche nach England zurückkehren – wenn sie dürfen. Im feindseligen Klima von Portugal könnten sie die Suche nach Madeleine nicht vorantreiben, hätten Familienmitglieder erklärt.

Aber auch in der britischen Presse fassen erste Kommentatoren vorsichtig die Möglichkeit ins Auge, am Verdacht der Portugiesen könne etwas dran sein. „Das würde für immer das Vertrauen zerstören, dass wir in nach außen anständige, liebende Eltern wie die McCanns haben und mit ihm unseren Glauben an das Gute im Menschen“, schreibt der „Mirror“. Leserin Pat aus Oxford fügt hinzu: „Ich weiß nicht mehr, was ich glauben soll. Aber bestimmt will ich nicht glauben, dass die Eltern irgendetwas mit Madeleines Verschwinden zu tun haben.“

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