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Überschwemmungen: Flutkatastrophe trifft 15 Millionen Pakistaner

Erneut bat die pakistanische Regierung um internationale Hilfe, inzwischen sind 15 Millionen Menschen von den Überschwemmungen betroffen. Kritik am Krisenmanagement ist jedoch nicht erwünscht.

Von den schlimmsten Überschwemmungen in der Geschichte Pakistans sind inzwischen rund 15 Millionen Menschen betroffen. Angesichts der Katastrophe bat die Regierung am Sonntag erneut um internationale Hilfe, wies aber Kritik an ihrem Krisenmanagement zurück. Im benachbarten Indien gerieten rund 3000 Trekking-Urlauber in Unwetter, darunter rund hundert Deutsche.

Nach den Überflutungen im Norden und Zentrum Pakistans dehnten sich die Wassermassen nach Behördenangaben im Süden am Wochenende weiter aus. Nach Angaben der pakistanischen Katastrophenschutzbehörde sind allein in der zentralpakistanischen Provinz Punjab und in der nordwestlichen Provinz Khyber Pakhtunkhwa zwölf Millionen Menschen von den seit fast zwei Wochen andauernden Überschwemmungen betroffen. In der Provinz Sindh und anderen südlichen Gebieten seien knapp drei Millionen Menschen in Not, teilten die Behörden mit. Eine Million Menschen wurden demnach in Sicherheit gebracht.

Die Evakuierungseinsätze gestalteten sich schwierig. „Es gibt Gebiete, in denen die Bewohner ihr Haus und ihren Besitz nicht verlassen wollen“, erklärte der Bewässerungsminister von Sindh, Jam Saifullah Dharejo. Besonders entlang des rasch anschwellenden Flusses Indus blieb die Lage gefährlich. Erneuter heftiger Regen erschwerte die Rettungseinsätze und auch für die kommenden Tage sagten Meteorologen weitere Niederschläge voraus.

Regierungschef Yusuf Raza Gilani richtete bei einem Besuch in der Provinz Sindh erneut einen Hilfsappell an die internationale Gemeinschaft. „Ich rufe die Welt auf, uns zu helfen“, sagte Gilani. Die Nato bot Unterstützung bei der Koordinierung von Transporten an. Frankreich, Großbritannien, China, Australien und die USA sagten Hilfszahlungen zu. Hubschrauber überflogen die Ortschaft Tori Band in Sindh, wo der Bruch eines Kanals erneut etliche Menschen in die Flucht trieb.

„Mein Feld, mein Haus, alles steht unter Wasser, ich muss ein neues Leben beginnen“, sagte der 30-jährige Bauer Abdul Hakim, der mit Frau und sechs kleinen Kindern das Dorf in einem Ochsenwagen verließ.

In den vergangenen zwei Wochen kamen in Pakistan mindestens 1600 Menschen in den Fluten ums Leben. Allein in der Provinz Khyber Pakhtunkhwa seien 1400 Menschen gestorben und 213 weitere vermisst gemeldet worden, erklärte der dortige Hilfseinsatzleiter Ghayoor Mehmood.

Angesichts des Ausmaßes der Überschwemmungen wies der Direktor des UN-Welternährungsprogramms in Pakistan, Wolfgang Herbinger, grundsätzliche Kritik an Pakistans Krisenmanagement zurück.

Unterdessen enzündeten sich die Gemüter vor allem an Präsident Asif Ali Zardari, der ungeachtet der nationalen Katastrophe seine Reise durch Europa fortsetzte. Im englischen Birmingham protestierten am Samstag hunderte Menschen gegen den Besuch Zardaris, der sich seit fünf Tagen in Großbritannien aufhielt.

Auch der indische Teil Kaschmirs litt weiter unter Überschwemmungen. In der besonders betroffenen Stadt Leh wurden nach neuen Angaben mindestens 132 Menschen getötet und 400 weitere verletzt. Das indische Fernsehen zeigte, wie Einwohner bis zu den Knien im Schlamm watend in den Trümmern eingestürzter Häuser nach Dutzenden Vermissten suchten.

In der indischen Himalaya-Region sind nach Behördenangaben derzeit rund 3000 Trekking-Urlauber unterwegs, darunter auch etliche Ausländer. Nach Angaben des Auswärtigen Amtes sind rund hundert Deutsche von den Unwettern betroffen. Nach bisheriger Erkenntnis der örtlichen Behörden wurde aber nur ein ausländischer Urlauber verletzt. AFP

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