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Panorama: Und Charles sagt „Mummy“ Riesen-Popkonzert für die Queen im Park des Buckingham Palace

Von Sassan Niasseri Stell Dir vor, die Queen feiert und lässt auf sich warten. Bis Elizabeth II.

Von Sassan Niasseri

Stell Dir vor, die Queen feiert und lässt auf sich warten. Bis Elizabeth II. erschien zu ihrer „Party at the Palace“, dem Popkonzert am Montagabend, mussten sich 12 000 geladene Gäste und eine halbe Million Zuschauer vor dem Buckingham Palace ganz schön gedulden. Vielleicht hat es sie getröstet, dass in der Zwischenzeit viele Stars ihren Auftritt hatten, vor allem Oldies: Paul McCartney zum Beispiel und Brian Wilson, auch Beatles-Produzent George Martin, Rod Stewart und Joe Cocker. Sogar Schock-Rocker Ozzy Osbourne war gekommen. Der durfte den Royals seine Drogenhymne „Paranoid“ vorsingen. Not amusing? Kein Problem. Da war die Königin selbst noch nicht da. Aber dafür saßen Prinz Charles und Prinz Andrew im Publikum, die Queen-Enkel William und Harry, Premierminister Tony Blair und Frau Cherie. Irgendwo guckte bestimmt auch Camilla Parker-Bowles zu. Die am Hof geduldete Lebensgefährtin von Charles darf ja jetzt immerhin schon in der zweiten Reihe sitzen.

Brian May, Gitarrist der Rockband Queen, hatte das Konzert mit der Nationalhymne eröffnet – vom Dach des Buckingham Palace aus. Ähnlich biederfrech ging die Veranstaltung weiter. Die erste Stunde war den Jungen vorbehalten: Girl-Groups wie Atomic Kitten – zusammen mit Emma Bunton – und Latino-Star Ricky Martin wärmten zum Playback ihrer Pop-Songs das Publikum auf.

Später kam Tom Jones mit „Sex Bomb". Zu gewagt? Keineswegs. Die Zuschauer, viele darunter noch älter als der Star selbst, klatschten begeistert mit. Die Königskinder William und Harry, die vorher gut gelaunt gewippt und geklatscht hatten – vielleicht auch ein bisschen spöttisch? – wirkten kurz etwas indigniert. „Sex Bomb“ – für sie war das war vielleicht doch ein bisschen viel.

Dann die weiteren Altstars. Nach dem bekannten Wohltätigkeits-Festivals-Prinzip half ein Superstar dem anderen aus. Phil Collins arbeitete sich am Schlagzeug für Rod Stewart und Bryan Adams ab, und Eric Clapton hampelte auch immer mit bei den Kollegen herum. Ein lustiger Höhepunkt: Paul McCartney sang seinen Beatlessong „Her Majesty“ – samt der berühmten Zeile „she’s a pretty nice girl, but she doesn’t have a lot to say“ (und entschuldigte sich schmunzelnd: „I had to do it!"). Einmalige Erlebnisse für die Fotogalerie waren das. Erst nach dem Auftritt von Brian Wilson von den Beach Boys erschien sie endlich: die Queen. Ob sie, wie vorher vermutet, Ohrstöpsel trug, war nicht zu erkennen.

Nach dreieinhalb Stunden naht schließlich das Ende des Konzerts, und alle Musiker singen gemeinsam „All you need is Love". Dann das Finale: Die königliche Familie steigt geschlossen auf die Bühne. Prinz Charles stellt sich ans Mikrofon, die Mutter dicht neben ihn. Stolz sei er darauf, sagt Charles, an diesem Abend die besten Musiker Englands auf einer Bühne versammelt zu haben, und Großbritannien sei auch stolz auf seine Königin. Tosender Applaus. Charles errötet, er hebt an mit weiteren netten Worten, sagt stammelnd „Her Majesty“ und dann, nach einer kleinen Pause, nennt er die Queen doch noch „Mummy" – hach, Seifenoper für den Schluss, und die Zuschauer sind gerührt.

Nur die Queen sagt nichts.

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