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Durch Schnee und Eis. Der vergangene Winter war klirrend kalt. Foto: Gero Breloer, dpa

© picture-alliance/ dpa

Panorama: Und nun: das Wetter

Der Winter soll sehr kalt werden, sagen einige Meteorologen. Andere Experten sind skeptisch

Klirrende Kälte, eine geschlossene Schneedecke, selbst in Norddeutschland. Diese Bilder werden vielen einfallen, wenn sie an den vergangenen Winter denken. Der nächste soll ähnlich knackig werden, vielleicht noch strenger. Das sagen zumindest Dominik Jung vom Wetterdienst „Wetter.net“ oder seine Kollegen von „Donnerwetter.de“ vorher. Sie stützen sich auf Computermodelle, die den Wetterverlauf bis Februar simuliert haben. „Im Mittel wird der Winter in Deutschland 0,5 bis 1,5 Grad Celsius kälter sein als der Durchschnitt. Zudem wird er deutlich mehr Schnee bringen“, sagt Jung. Diese Vorhersage habe eine Trefferquote von rund 70 Prozent. Auf ähnliche Ergebnisse kommen die Experten von Donnerwetter.

Hauptgrund für die Abkühlung sei der Golfstrom, sagt Jung. Die „Warmwasserheizung Europas“ sei schwächer geworden. Das zeigten Satellitenbilder, die die Fließgeschwindigkeit an der Meeresoberfläche dokumentieren. „Es gibt deutliche Änderungen, stellenweise zerfasert der Golfstrom regelrecht in große Wirbel“, beschreibt er. „Trotzdem: Der Golfstrom ist nicht abgebrochen, eine neue Eiszeit auszurufen ist Unsinn“, fügt Michael Klein von Donnerwetter hinzu. „Die Wärmeleistung ist um rund 15 Prozent zurückgegangen, das ist innerhalb der üblichen Variation.“ Das Resultat lautet dennoch: Es wird kälter.

Andere Experten sind da vorsichtiger. „Uns ist nicht bekannt, dass der Golfstrom schwächer geworden ist; es gibt keine Veröffentlichung, die das belegt“, sagt Andreas Villwock vom Leibniz-Institut für Meereswissenschaften in Kiel. Die Leistung zu messen sei sehr schwierig. „Man muss ein hochkomplexes Strömungssystem, das sich über den gesamten Nordatlantik und einige hundert Meter Tiefe erstreckt, betrachten.“ Aus einer Oberflächenveränderung lasse sich nicht auf Änderungen in der Tiefe schließen.

Auch beim Deutschen Wetterdienst (DWD) ist man skeptisch. „Uns liegen keine seriösen Berichte über Änderungen des Golfstroms vor“, sagt dessen Sprecher Gerhard Lux. „Wir haben auch keine eindeutigen Hinweise darauf, dass der nächste Winter besonders hart wird.“

Langfristprognosen über mehrere Monate, ist das nicht Kaffeesatzleserei? „Kommt drauf an“, sagt Lux. Die klassische Wettervorhersage sei einigermaßen zuverlässig. Eine Trefferquote von 78 Prozent schaffe der DWD bis zum Ende der ersten Woche. „Bei 14 Tagen ist mit herkömmlichen Methoden erstmal Schluss.“

Einmal im Monat lassen Meteorologen im europäischen Zentrum für Mittelfristprognosen im englischen Reading trotzdem ihre Wettermodelle weiterlaufen. Mindestens drei Monate reichen die Berechnungen in die Zukunft. „Insgesamt rechnet man rund 50 verschiedene Modelle, bei denen jeweils kleine Änderungen eingebaut sind“, erläutert Lux das Vorgehen. „Am Ende legt man die recht unterschiedlichen Ergebnisse übereinander und kann Schwerpunkte erkennen, etwa Gegenden wo die Wahrscheinlichkeit groß ist, dass es wärmer oder kälter wird.“

So entstehen Langfristvorhersagen mit sehr einfachen Aussagen wie „in Deutschland wird es im Schnitt ein halbes Grad wärmer.“ Die Trefferquote solcher Prognosen liegt überdies – obwohl sie eine große Bandbreite erlauben – manchmal nur knapp über dem Zufall. Für den Bürger, der seinen Urlaub planen will, seien die Ergebnisse viel zu ungenau, sagt Ansgar Engel, Meteorologe beim DWD. „Sie sind nur für spezialisierte Branchen interessant, denen es nicht auf eine hohe Trefferquote im Einzelfall ankommt, sondern wo es ausreicht, dass es über lange Zeiträume etwas häufiger Treffer als Nieten gibt.“ So wollen sich etwa Getränkehersteller oder Energieversorger auf große Hitze oder Kälte einstellen.

„Im Moment gibt es einen kleinen Vorsprung für die Aussage: Der nächste Winter wird kälter“, fasst Engel die Ergebnisse zusammen. „Was das zu sagen hat, zeigt ein Blick auf den letzten Winter. Der sollte den Modellen zufolge hierzulande überdurchschnittlich warm werden.“ Doch es kam anders.

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