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Massenkarambolage auf der Autobahn A19 bei Kavelstorf in der Nähe von Rostock.

© dpa

Update

Unfallstatistik 2011: Zahl der Verkehrstoten in Deutschland gestiegen

In Deutschland sind erstmals seit zwei Jahrzehnten wieder mehr Menschen im Verkehr ums Leben gekommen. Auch in Berlin steigt die Zahl der Verkehrstoten. Doch was ist der Grund für diese Entwicklung?

Die Zahl der Verkehrstoten ist im vergangenen Jahr erstmals seit 20 Jahren gestiegen. Auf deutschen Straßen kamen 3991 Menschen ums Leben. Der Anstieg um 9,4 Prozent verglichen mit dem Vorjahr sei stärker ausgefallen als erwartet, teilte das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Freitag mit. Das Niveau von 1991 wurde allerdings bei weitem nicht erreicht: Damals wurden noch 11.300 Menschen im Straßenverkehr getötet, seitdem waren die Zahlen stetig zurückgegangen. Die höchste Zahl der Verkehrstoten wurde 1970 mit über 21.000 registriert.

Wesentlicher Grund für den starken Anstieg sei das schöne Wetter gewesen, berichtete das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Freitag. Der milde Winter, der warme und trockene Frühling und ein schöner Herbst hätten dazu geführt, dass mehr und oftmals auch schneller gefahren werde. Außerdem seien dann mehr ungeschützte Verkehrsteilnehmer wie Fußgänger und Zweiradfahrer unterwegs, das bedeute schwerere Unfälle.

Etwa 391.500 Menschen wurden 2011 bei Verkehrsunfällen verletzt, das ist ein Anstieg gegenüber dem Vorjahr um 5,5 Prozent. Die Zahl der von der Polizei aufgenommenen Unfälle ging dagegen um 2,8 Prozent auf rund 2,3 Millionen zurück.

Der GdP-Vorsitzende Bernhard Witthaut hatte hingegen scharfe Worte für das Statistische Bundesamt übrig. Die Begründung, das Wetter sei der Grund für die steigende Zahl der Verkehrstoten kritisierte er heftig. "Das ist absurd. Die Menschen sind doch nicht am Sonnenbrand gestorben. Wir müssen der Leichtsinnigkeit, Rücksichtslosigkeit und Regelwidrigkeit im Straßenverkehr den Kampf ansagen."

Auch die Polizei-Vizepräsidentin Margarete Koppers widersetzte sich dieser Theorie. Sie nannte Fehler beim Abbiegen als Hauptursache für den Anstieg. Bei diesen Unfällen habe es mit 10.783 Fällen gegenüber 2010 einen Anstieg um 6,3 Prozent gegeben. Den insgesamt durch Verkehrsunfälle entstandenen Schaden bezifferte sie auf 1,09 Milliarden Euro. Abschließend sagte Koppers: "Unser gemeinsames Ziel muss es sein, die Akzeptanz der Verkehrsregeln nachhaltig zu verbessern und ein stärkeres Bewusstsein der Verkehrsteilnehmer für die selbst gesetzten Gefahren zu wecken."

In Berlin geht ein Positivtrend zu Ende

Ein Sprecher des ADAC bezeichnete die Entwicklung der Unfallstatistik als "ausgesprochen unschön". Jahrelang sei man auf einem guten Weg gewesen, nun müsse jeder Verkehrsteilnehmer daran arbeiten, dass man dorthin zurückkomme. Außerdem begrüße der ADAC die Reform des Flensburger Punktesystems, das unter anderem eine stärkere Bestrafung der Raser bringe.

Die Tatsache, dass vor allem in Stadtstaaten deutlich mehr Verkehrstote zu beklagen seien, begründete der Sprecher damit, dass in derartigen Ballungsräumen nun mal mehr Autofahrer auf engem Raum aufeinander träfen. Dies liege in der Natur der Sache.

Doch nicht nur die bundesweite Zahl der Verkehrstoten stieg im Jahr 2011. Auch im Straßenverkehr Berlins sind im letzten Jahr mehr Menschen ums Leben gekommen als noch 2010. Das hatte die amtierende Polizei-Vizepräsidentin Margarete Koppers auf der Jahrespressekonferenz zur Verkehrssicherheitslage und Verkehrssicherheitsarbeit 2011 mitgeteilt. Damit endete ein Trend, der seit nunmehr zehn Jahren Bestand hatte: rückläufige Zahlen bei tödlich verunglückten Verkehrsteilnehmern.

Im vergangenen Jahr starben in Berlin 54 Personen durch Verkehrsunfälle, zehn mehr als noch im Jahr zuvor. 40 dieser Personen waren Fußgänger und Radfahrer.

Doch nicht nur die Zahl der Verkehrstoten stieg an. Auch die Summe der Verkehrsunfälle nahm im Jahr 2011 um 14 Prozent zu. Demnach waren 17.034 Menschen an Unfällen im Verkehr beteiligt. Im Vorjahr waren es noch 12.561 Personen. (mit dapd/dpa)

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