zum Hauptinhalt

Panorama: Unglück von Kaprun: Aluminium schmilzt schneller als gedacht

Aluminium ist viel leichter als Stahl und einfacher zu bearbeiten. Deshalb wird es oft für Bergbahnen, Autos und Flugzeuge eingesetzt.

Aluminium ist viel leichter als Stahl und einfacher zu bearbeiten. Deshalb wird es oft für Bergbahnen, Autos und Flugzeuge eingesetzt. Unproblematisch ist das jedoch nicht: Bei Brandversuchen in der Nähe der norwegischen Stadt Hammerfest hatten Ingenieure Anfang der 90er Jahre festgestellt, dass Aluminium bei Temperaturen zwischen 1000 und 1200 Grad Celsius seine Festigkeit verliert.

"Wir haben damals ganz normale Bergbahnen in echten Tunnels in Brand gesetzt", erinnert sich Ekkehard Richter, Materialexperte an der Technischen Universität Braunschweig. "Bei den hohen Temperaturen schmolz die Alu-Karosserie, nur ihr Stahlboden blieb übrig." Sieben europäische Länder waren an den Tests beteiligt, darunter auch die österreichische Bundesanstalt für Materialforschung in Linz. Mit Infrarotkameras nahmen die Forscher auf, wie sich der Rauch und das Feuer in den Bahnen und im Tunnel ausbreiteten. Die Versuche liefen unter Federführung der Studiengesellschaft für unterirdische Verkehrsanlagen (Stuva) in Köln. Alfred Haack, Geschäftsführer der Stuva, forderte nun im Zusammenhang mit der Katastrophe am Kitzsteinhorn, beim Bau von Bergbahnen auf Aluminium zu verzichten.

Da die Auswertung der norwegischen Tests erst vor drei Jahren abgeschlossen wurde, sind die Ergebnisse noch nicht in neue Vorschriften für den Tunnelbau und Bergbahnen eingeflossen. Haack schlug vor, anstelle von Aluminium künftig verstärkt Bleche und Leichtbauteile aus hochwarmfestem Stahl zu verwenden. Berichte, wonach die Aluminium-Karosserie der Kapruner Tunnelbahn in Brand geraten sein könnte, wurden bislang nicht bestätigt. Aluminium gilt als wichtigster Werkstoff im Flugzeugbau und muss dort weitaus höhere Sicherheitsstandards erfüllen, vor allem im Brandfall. Experten der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) in Berlin bestätigten lediglich, dass sehr feines Alu-Pulver unter Umständen brennbar ist. Dazu muss es zuvor aber aufwendig aufbereitet und chemisch präpariert werden.

Heiko Schwarzburger

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false