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Alsmann

© dpa

Unterhaltung: Mündiger Hörer

Der vielseitigste Mitarbeiter der ARD wird 50: Götz Alsmann liebt leichte Musik und hasst schlechtes Radio.

Von Carsten Werner

„Gannnnnz leicht“ – schmachtet Götz Alsmann in dem aktuellen Bühnenprogramm über die beste Art zu küssen. Die Mission des Entertainers, der mit seiner exquisiten Band im Tourbus durch die Lande unterwegs ist: Die Wiederbelebung des deutschen Jazz-Schlagers. „Ich denke, wir müssen uns das Wort zurückerobern“, sagt er klar und bestimmt im Hinblick auf das leicht ramponierte Image des Schlagers. Seine aktuelle Platte „Mein Geheimnis“ ist auf dem legendären Jazz-Label „Blue Note“ erschienen – darauf ist Alsmann stolz und das wird mit jedem Auftritt angemessen gefeiert. Alsmann und seine Band spielen dabei nicht einfach Wirtschaftswundermusik, sondern feilen und frickeln an Musik und Text, bis sie ihnen passen und gefallen. Dazu erzählt der Bandleader schaurigschöne Fantasy-Geschichten aus dem Leben der Berufsmusiker.

Der studierte Germanist, Publizist und Musikwissenschaftler war schon Brillenträger das Jahres, Krawattenmann des Jahres, hat die Goldene Stimmgabel gekriegt, Grimme- und Echo-Preise und pro veröffentlichter Schallplatte einen Jazz-Award eingesammelt. Aktuell ist er der „Klavierspieler des Jahres 2007“. 1985 promovierte Alsmann: „Nichts als Krach: Die unabhängigen Schallplattenfirmen und die Entwicklung der amerikanischen populären Musik 1943–1963“ ist der Titel seiner Dissertation. Unabhängigkeit scheint ihm überhaupt wichtig: Festlegen lässt Alsmann sich nicht gern – weder auf einen Sender, noch auf einen Beruf, noch auf Musikgenres. Und schon gar nicht auf das, was er hört: In der „Zeit“ träumte er, dass die Hörer „die sogenannten lokalen Rundfunksender“ stürmen: „Und auf einmal merken sie, dass das Musikprogramm zentral gesteuert ist.“ Über die deutsche Radiolandschaft kann sich Dr. Alsmann dann auch ernsthaft aufregen: „Sie sind nicht sicher, woran man Formatradio erkennt? Sobald Ihre Ohren anfangen zu kotzen, hören Sie Formatradio. (…) Es ist ein Brechbeutel. Die darin frei marodierenden Kotzbrocken sind krankhaft gut gelaunte Moderatorendarsteller“, schrieb er mal im Tagesspiegel. Das wirft er nicht nur den Privatsendern vor, sondern auch jenen öffentlich-rechtlichen Anstalten, die sie mit einem „Inferno geballten Formatradio-Flachsinns“ überholen wollten. Da wird er grundsätzlich: „Ich fordere mein Recht auf gute Radiounterhaltung!“

Der eingefleischte Münsteraner, der ebenso eingefleischt seit Jahrzehnten seinen Sommerurlaub mit Frau und Kind auf Sylt verbringt, gilt Kritikern und Fans als „Johannes Heesters des 21. Jahrhunderts“: Neben dem Dauerbrenner „Zimmer frei“ als erwachsene Form des Kindergeburtstags moderiert Alsmann die ZDF-Klassik-Show „Eine große Nachtmusik“, baut musikalische Brücken vom Bassbariton Thomas Quasthoff bis zu den „Ärzten“. Aus dem „Zimmer frei“-Schlussgag, der Hausmusik eines Prominenten mit „Götzimausi“, wie ihn Showpartnerin Christine Westermann gern nennt, wurde ein eigenständiges Showkonzept im WDR: „Alles Alsmann“, Thema: Musik, in Theorie und Praxis. Die wahre, große Fernsehshow im Stile eines Peter Frankenfeld hat das deutsche Fernsehen für seinen vielseitigsten Mitarbeiter aber noch nicht gefunden. Das würde er sicher gut machen: „Zumindest am Anfang – gannnnnnnz leicht.“

Alsmann, „jemand, den der Erfolg erst spät eingeholt hat“, warnt aber: „Man soll das Leichte nicht auf die leichte Schulter nehmen.“ Der Mann hat mehr als ’ne tolle Tolle auf dem Kopf – über die zum 50. Geburtstag nicht geredet werden soll.

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